Die Südgrenze der USA: Der international tätige italienische Fotograf Francesco Anselmi (* 1984) hat sich im Laufe seiner Karriere auf Langzeitprojekte spezialisiert. Er dokumentierte beispielsweise die Wirtschaftskrise in Griechenland und beschäftigte sich mit den Gegebenheiten an Landesgrenzen in Europa und den USA, den sozialen Auswirkungen auf die dort lebenden Menschen wie auch den ständigen Veränderungen. Seine fotografischen Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet.
In seinem im Kehrer Verlag, Heidelberg, erschienenen Bildband „Borderlands“ konzentriert er sich auf das südliche Grenzgebiet der USA und die Auswirkungen der heutigen Politik. Anselmi dokumentierte das Leben auf der US-amerikanischen Seite der Grenze zu Mexiko. Seine zumeist zarten, eher lyrischen Schwarzweiß-Fotografien sind bei mehreren Reisen zwischen 2017 und 2019, dem Höhepunkt der Trump-Ära, entstanden. Dazu kehrte er im Laufe der Jahre mehrfach an die Grenze zurück, um die unterschiedlichen Bereiche, so das Tal des Rio Grande, den Süden von Arizona oder Kalifornien und deren Eigenschaften wie auch das tägliche Leben der dortigen Menschen näher kennenzulernen.
Die Serie geht über die Perspektive hinaus, in der grenzbezogene Themen oft präsentiert werden. Stattdessen thematisiert der Fotograf die an Amerikas Südgrenze oftmals herrschende Notsituation wie auch die Komplexität dieses 3.600 Kilometer langen Landstreifens, der seit Jahrzehnten von Migranten und Migrantinnen sowie von Reisenden überquert, aber auch von sehr unterschiedlichen Menschen bewohnt wird. Der Fotograf konzentrierte sich bei seiner Arbeit auf die Auswirkungen der heutigen Politik auf die dort lebenden Menschen und stellte dabei fest, dass die Grenzgebiete ein anderer Ort geworden zu sein scheinen als die beiden Länder, die sie trennen.
Anselmis Fotografien sind bei insgesamt vier Reisen an der Südgrenze der USA zwischen Brownsville in Texas bis San Diego in Kalifornien entstanden. In der Art eines dokumentarischen Fotoessays zeigt er die Straßen und Wege, Kirchen, Motels und Landschaften wie auch die Menschen, die dort Feste, beispielsweise Schönheitswettbewerbe und Rodeos feiern oder einfach in der Sonne liegen und das Leben genießen.
Der Schriftsteller und Übersetzer Francisco Cantú, dessen Vorfahren vor 100 Jahren von Mexico aus die Grenze zu den USA überquerten, beschreibt eher als Beobachter in seinem abschließenden Essay sowohl die Fotografien als auch die jeweils herrschende Situation an der Südgrenze der USA, deren Problematik und deren Unmenschlichkeit.
H.-G. v. Zydowitz
Borderlands
Hrsg.: Renata Ferri
Text Francisco Cantú
Format: 23 x 28 cm, Hardcover
136 Seiten mit 61 Duplexabbildungen
Sprache: Englisch
Heidelberg, Kehrer Verlag
ISBN: 978-3-96900-155-4;
Preis 44 Euro