Fast Alles geht!

 

Über 600 Fremdobjektive lassen sich per Adapter an den
Olympus PEN Kameras verwenden.

 

Der Umstieg von einem Kamera-System zum anderen ist nicht zuletzt häufig auch mit hohem, finanziellem Aufwand verbunden. Vielen Fotografen fällt es daher schwer, auf bewährte Objektive, in die sie viel Geld investiert haben, zu verzichten. Beim Wechsel zu einer Micro-Four-Thirds-Systemkameras (MFT) muss das nicht so sein. Hier kann der Fotograf mit Hilfe von Adaptern seine alten Objektive weiter verwenden und zudem auf dem Gebrauchtmarkt echte Spezialitäten zum Schnäppchen-Preis für seine neue Kamera finden. Mit den meisten dieser Objektive lässt sich sogar die kamerainterne Bildstabilisation der PEN-Kameras nutzen.

 

Mit MFT-Kameras halten Sie Anschluss

 

Wer sich für eine MFT-Kamera entscheidet, hält gleichermaßen  Anschluss an Vergangenheit und Zukunft. An das Bajonett der spiegellosen Systemkamera lassen sich die neuen MFT-Objektive aller Hersteller und über entsprechende Adapter auch zahlreiche ältere Wechselobjektive verschiedener Kamera- und Objektivhersteller ansetzen.

Olympus und Panasonic, die beiden Anbieter von ‚Four Thirds’ (FT) sowie Micro Four Thirds’ (MFT) Systemkameras und den dazugehörigen Objektiven, bieten eigene Adapter für den Anschluss von FT-Objektiven an ihre MFT-Kameras an. Bei Verwendung der baugleichen Adapter der beiden Hersteller können auch die meisten Funktionen wie Autofokus und automatische Blendensteuerung in der Regel weiter genutzt werden – bei einigen Objektiven oder Anwendungen gibt es geringfügige Einschränkungen. Olympus bietet zudem einen Adapter für die Verwendung der wegen ihrer hohen Bildqualität und der kompakten Bauweise besonders geschätzten analogen OM-Wechselobjektive an. Allerdings müssen die PEN-Kameras dann mit manueller Belichtungseinstellung oder mit Zeitautomatik (A) betrieben werden.

Ein wichtiger Vorteil: Die Bildstabilisierung zur Vermeidung von Verwacklungsunschärfen kann auch mit diesen Objektiven genutzt werden. Für eine effektive Kompensation der Kamerabewegung bei der kameraseitigen Bildstabilisation wird der Bildwinkel des Objektivs mit in die Berechnung der Ausgleichbewegung einbezogen. Die Brennweite der Originalobjektive erkennen die PEN-Kameras automatisch. Bei Fremdobjektiven muss für einen optimalen Stabilisierungseffekt die Brennweite des verwendeten Objektivs manuell eingegeben werden. Dies geschieht über das Untermenu bei der Modus-Einstellung für die Bildstabilisation. Dabei sind Brennweiteneinstellungen im Bereich von 8 bis 1000 Millimeter möglich.

 

 

Adapter von Novoflex

Vom Zubehörspezialisten Novoflex gibt es Adapterringe für den Anschluss von Objektiven der meisten populären Kamerahersteller. Ob Leica M und R, Canon EOS oder FD, Nikon F sowie Pentax-K-Wechselobjektive – an die spiegellosen MFT-Kameras lassen sich weit über 600 verschiedene Fremdobjektive adaptieren. Damit steht für diese Kameras neben einer Vielzahl speziell für das MFT-System entwickelter Originalobjektive die größte Auswahl an Wechselobjektiven überhaupt zur Verfügung.

Das ist zu beachten – Um die Freude an der Vielfalt der Anschluss- und damit auch über die zusätzlichen Gestaltungsmöglichkeiten mit MFT-Kameras nicht durch eventuelle Bedienungsfehler zu schmälern, sollten bei der Verwendung von Fremdobjektiven an den PEN MFT-Kameras einige Dinge unbedingt beachtet werden.

 

Verwendung von MFT-Objektiven mit O.I.S. Bildstabilisation – MFT-Objektive anderer Hersteller können direkt ohne Adapter an allen PEN Kameras angesetzt werden. Doch während Olympus mit kamerainterner Bildstabilisation arbeitet, verwendet Panasonic die objektivseitige O.I.S. Bildstabilisation. Werden Objektive ohne optische Bildstabilisation an PEN Kameras angesetzt, so kommen auch diese in den Genuss der kamerainternen Bildstabilisation. Die  objektivseitige Stabilisation der Lumix Objektive kann allerdings in Verbindung mit den PEN Kameras nicht genutzt werden.

 

Das geht nicht! – Rechnerisch betrachtet müssen Fremdobjektive, die an PEN-Kameras adaptiert werden sollen, für Kameras mit einem Auflagemaß größer als 22 mm konstruiert worden sein. Das Auflagemaß der MFT-Kameras beträgt 19,6 Millimeter. Es dürfen keine Teile vorhanden sein, die in die Kamera hineinragen und so das Sensormodul beschädigen könnten. Dazu zählen beispielsweise einige Superweitwinkelobjektive mit Leica M-Bajonett. Auch Objektive ohne manuelle Entfernungseinstellung, wie es sie eine Zeit lang für bestimmte AF-Kameras gab, können trotz passender Adapter nicht verwendet werden.

 

Empfehlenswert: Lange Brennweiten, hohe Lichtstärken

 

Die Original MFT-Objektive für PEN Kameras werden bei vergleichbaren Bildwinkeln immer die erste Wahl bleiben und hinsichtlich ihrer Abbildungsleistung älteren, für analoge Kameras gerechneten Objektive überlegen sein. Dazu kommt noch ihre unschlagbare Kompaktheit. Wirklich interessant wird es auch nur im Telebereich und bei hochwertigen Spezialobjektiven. Das Sensormodul der MFT-Kameras ist so beschaffen, dass die Lichtstrahlen für eine optimale Abbildungsleistung telezentrisch, sprich möglichst senkrecht auf die Sensorfläche bzw. auf die vorgeschalteten Filter fallen. Das ist bei Weitwinkelobjektiven, die noch für die Fotografie auf Film gerechnet wurden, kaum gegeben. Außerdem leuchten die für das Kleinbild gerechneten Objektive einen deutlich größeren Bildkreis aus. Das heißt die Lichtstrahlen treffen nicht nur den Sensor, sondern auch die Fläche drum herum. Das kann zu Streulicht in der Kamera und damit auch zu Qualitätsminderungen führen. Wer nicht nur experimentieren will, sondern spezielle Vorteile bestimmter Objektive nutzen will, sollte bei der Verwendung von Fremdobjektiven an PEN Kameras auf höchste optische Qualität achten.

Hochlichtstarke Profiobjektive der klassischen Marken mit Brennweiten ab 50 Millimetern haben bei unseren Experimenten die besten Ergebnisse gezeigt.

 

PEN E-PL1 mit Novoflexbalgen und Rodenstock Apo Rodagon

 

Im Nahbereich lassen sich beispielsweise mit der Kombination aus Balgengerät und entsprechenden Repro- oder Makro-Objektivvorsätzen und einer PEN Kamera hervorragende Nahaufnahmen mit hohen Abbildungsmaßstäben erzielen. Wir haben die E-PL1 beispielsweise mit einem Novoflex Balgen für Leica R Kameras mit dem Novoflex MFT/LER Adapter verwendet und damit Aufnahmen in toller Qualität erhalten. Da Kleinbildobjektive an MFT-Kameras den Effekt einer Verdoppelung der Brennweite erzielen, erzielt ein 60 Millimeter Makro dort bereits die Wirkung eines 120 mm Objektivs an einer Kleinbildkamera, ein 100 mm entspricht einem 200 mm Tele und ein 180er liefert den Effekt eines 360er Makro-Teleobjektivs. Damit lassen sich auch kleinste Objekte oder Lebewesen aus einer ausreichend großen Distanz fotografieren, die es entweder ermöglicht Fluchtdistanzen einzuhalten oder auch entsprechende Beleuchtungsaufbauten zwischen Kamera und Objekt zu realisieren.

 

Gerade im Telebereich gibt es eine Zahl interessanter Raritäten wie etwa die ab den 60er Jahren lange Zeit populären 250 bis 2000 mm Spiegelobjektive, die für ihre langen Brennweiten recht kompakt gebaut waren. Durch die Spiegelung der Strahlen wurde der Strahlengang praktisch gefaltet und so die Baulänge verkürzt. Typisch für die Bildwirkung der Aufnahmen dieser Objektive ist der besondere Unschärfeverlauf der in den Spitzlichtern kleine Ringe aufwies.

Selbst Tilt & Shift Objektive lassen sich an den MFT Kameras anschließen, um etwa einen Perspektiveausgleich zur Vermeidung stürzender Linien oder auch eine gezielte Positionierung der Schärfenebene zu erreichen. Neben den Spezialobjektiven aus der analogen Spiegelreflex-Ära gibt es auch neuere Lösungen für die gezielte Bildgestaltung mit Schärfe und Unschärfe. Für Liebhaber gestalterischer Experimente mit Schärfe und Unschärfe gibt es seit einigen Jahren die Lensbaby Familie. Sie besteht aus den drei Linien Muse, Composer und Control Freak, die sich vor allem in der Bedienung unterscheiden. Für alle gibt es unterschiedliche Objektivköpfe, die entweder Linsen aus optischen Kunststoffen oder Glas verwenden. Sind die Muse und Composer Modelle mehr zur spielerischen Verstellung geeignet, wird bei der Control Freak Lösung die Verstellung mit Hilfe von Feststallschrauben vorgenommen, so dass damit Ergebnisse wiederholbar werden.

Das Experimentieren mit Fremdobjektiven an den PEN-Kameras ist ein weites Feld, das die kreativen Gestaltungsmöglichkeiten mit diesen Kameras enorm erweitert. In Bezug auf Bedienkomfort und höchste Abbildungsqualität sollten jedoch nicht allzu hohe Ansprüche gestellt werden. Im Zweifelsfall wird immer die aktuelle MFT-Neurechnung am ehesten ein optimales Ergebnis liefern. Das wird nicht nur durch die moderne, auf die Digitaltechnik optimierte Konstruktion sondern auch durch die kamerainterne Fehlerkorrektur über die Firmware und den Informationsaustausch zwischen Kameraprozessor und angesetztem Objektiv erreicht.