Fotoprojekte von 13 Magnum-Fotografinnen zeigt das im Kehrer Verlag, München, zur großen Ausstellung „Close Enough“ erschienene Buch, das Bildserien von 13 Fotografinnen der berühmten Fotoagentur Magnum enthält. In ihrer kurzen Einleitung informiert die Kuratorin Charlotte Cotton zunächst darüber, dass sie für das anlässlich des 75. Geburtstags der weltweit tätigen Fotoagentur gestaltete Projekt bewusst sehr unterschiedliche Arbeiten der Fotografinnen ausgewählt hat. Dem folgt eine ausführliche Einleitung durch die spanische Fotografin Cristina de Middel, in der sie sich auf den als Untertitel des Katalogbuchs gewählten Ausspruch des Magnum-Mitgründers Robert Capa „Wenn Dein Bild nicht gut genug ist, warst Du nicht nah genug dran“ bezieht.
Die 13 Bildreportagen beginnen immer mit einem kurzen, sehr persönlichen Text der jeweiligen Fotografin zu der von ihr für das Projekt ausgewählten Serie. Die erste zeigt das Bildergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit der Fotografin Alessandra Sanguinetti mit den argentinischen Cousinen Guille und Belinda. Myriam Boulos hat in ihrer Serie das sehr private Leben enger Freunde im Libanon festgehalten, während Sabiha Çimen das eher unbekannte Dasein junger islamistischer Frauen in der Türkei dokumentiert hat. Olivia Arthur wählte aus ihrem Archiv im Laufe der Jahre entstandene Fotografien zwischenmenschlicher Intimitäten aus. Die Serie der Fotografien von Hanna Heitmann reicht vom eher abgeschotteten Leben am äußersten Ende Russlands bis zum aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine. Lua Ribeira, von der auch das Titelbild stammt, sagt zu ihrer sehr persönlichen Fotoserie von jungen Leuten, dass ihre Arbeit durchaus von der Generation der aufkommenden ‚Trap-and-Drill-Musikszene‘ in Spanien beeinflusst ist.
Die zwischen 2012 und 2020 entstandenen Fotografien von Carolyn Drake zeigen eher rätselhafte Mädchen und Frauen mit Geheimnissen, die nur diese kennen. Bieke Depoorter präsentiert ihren Dialog mit Ägyptern mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen und religiösen Hintergründen. Die Bildserie von Hannah Price ist in Philadelphia entstanden. Dazu hat die Fotografin ihr völlig fremde schwule Männer um Einwilligung gebeten, sie in ihrer persönlichen Umgebung aufnehmen zu dürfen – was alles zwischen brüsker Ablehnung und freudiger Zustimmung als Antwort ergab. Cristina García Rodero ist seit 1989 am Verhalten von Gläubigen interessiert und hat diese bei ihren Ritualen studiert, wobei sie selbst Vodoo und später den Kult der Venezolanerin Maria Lionza kennenlernte. Cristina de Middel platzierte in Rio de Janeiro in einer Zeitschrift eine Anzeige, in der sie Sexarbeiter fragte, ob sie diese gegen Honorar in ihrem jeweiligen Hotelzimmer für ihr Projekt Männerclub fotografieren dürfe.
Newsha Tavakolian hat für ihr Projekt „Der Ruhe zuliebe“ sowohl junge Mädchen mit Problemen in ihrer vormenstrualen Phase fotografiert als auch im zweiten Teil ihre eigenen Eltern porträtiert. Die Reihe der Bildserien weiblicher Magnum-Fotografinnen endet mit einer Arbeit von Susan Meiselas über Frauen, die in Großbritannien Zuflucht vor häuslicher Gewalt suchten.
Das Katalogbuch „Close Enough“ präsentiert somit sehr persönliche Fotografieprojekte von 13 herausragenden weiblichen Mitgliedern der großen Fotoagentur Magnum.
H.-G. v. Zydowitz
Close Enough
New Perspectives from 13 Women Photographers of Magnum
Redaktion: Cristina de Middel, Andréa Holzherr, Isabel Siben
Texte: Charlotte Cotton, Cristina de Middel
192 Seiten mit 176 Farb- und Schwarzweißfotografien
Format: 24,5 x 29,5 cm
Sprache: Englisch
Heidelberg, Kehrer Verlag
ISBN: 978-3-96900-162-2;
Preis 50 Euro
Ausstellung: Vom 19. Oktober 2024 bis 23. März 2025 im Museum Helmund (NL)