Eine ganz besondere Veranstaltung an einem ganz besonderen Ort: In diesen Genuß kam das interessierte Publikum am Donnerstagabend im Walderlebniszentrum Grafrath bei München, wo der spannende Vortrag „Wildes Deutschland“ von Norbert Rosing stattfand. „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, dichtete Johann Wolfgang von Goethe und so konnte es auch der berühmte Naturfotograf Norbert Rosing mit seinen herrlichen Bilder vermitteln, die einen durch das wilde Deutschland von der Nord- und Ostsee über die Eifel und Elbsandsteingebirge bis in den Bayerischen Wald und in das Berchtesgadener Land führten.
Großes Erstaunen und ebenso große Begeisterung beim Publikum über Motive, wie man sie noch nie gesehen hatte und bei manchen von denen man kaum glauben konnte, dass sie in heimatlichen Gefilden fotografiert wurden. Im Vortrag, der keine Minute Langeweile aufkommen ließ, wechselten sich Landschaften zu allen Jahreszeiten mit Ereignissen der Tierwelt wie den Kranichflug der Ostsee miteinander ab. Dabei sucht der National Geographic Fotograf nicht die Schönwetterbilder sondern ihn fasziniert die heimatliche Wildnis vor allem bei Regen und Nebel oder bei eisigen Temperaturen.
Der Ort des Vortrags hätte nicht besser gewählt werden können. Eingebettet in den Forstlichen Versuchsgarten Grafrath ist das Walderlebniszentrum ein begeisternder Bau mit einer einmaligen Atmosphäre. In dem Bau, der einer Astgabel nachempfunden ist, gibt es neben den Büros der beiden dort arbeitenden Förster und ihrem Team einen Veranstaltungsraum, in dem bis zu 100 Personen Platz finden. Der Großteil der beiden „Äste“ steht auf Stützen, da das Gelände leicht abfällt. Damit erinnert der Bau an ein Bootshaus bzw. an einen Pfahlbau. Zwischen den Pfählen wurde der Waldboden geschont und unter dem Gebäude können sich Tiere ansiedeln.
Großflächige Glasfronten vermitteln in dem Zentrum das Gefühl direkt im Wald zu sein. Dieses Gefühl wird noch durch den angenehmen Geruch des Holzes verstärkt. Aus jedem Teil des Hauses kann man auf direktem Weg in den Wald gelangen – Haus und Wald sind somit auf eine direkte Art miteinander verbunden – wie ein Baum mit seinem Wurzeln im Waldboden. Die Innenwände wurden mit Lehm verputzt. Der natürliche Baustoff reguliert die Feuchtigkeit und sorgt für eine gutes Raumklima. Auf einen Anstrich konnte so ebenfalls verzichtet werden, der helle Ocker-Farbton des Lehm trägt zusätzlich zu der angenehmen Atmosphäre bei.
Auch außerhalb des abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramms ist das Walderlebniszentrum mit dem Versuchsgarten immer einen Besuch wert. Für das Gelingen in der Naturerlebniswelt sorgen auch die beiden Förster Christian Hack und Siegmar Wüst, der Chef des Walderlebniszentrums.
Norbert Rosing
Seine Karriere startete der international renommierte Naturfotograf Norbert Rosing an der Seite seines damaligen Freundes und großen Vorbilds Fritz Pölking im afrikanischen Busch. Heute treibt es ihn weniger in die Ferne als vielmehr ins heimatliche Gebüsch, wo er ein neues Bild wilder Natur identifiziert hat und nun schon seit einigen Jahren in faszinieren Fotografien von Auwäldern, Schlingpflanzen, Feuchtgebieten und einer für viele verborgenen wilden Welt festhält – nicht selten direkt vor der Haustür. Für diese Art der Fotografie muss er nicht in die einstigen vom Klimawandel zerstörten Hochburgen der Fototouristen reisen. Worauf er auch hierzulande immer Wert legt, ist ein möglichst schonender, rücksichtsvoller Umgang mit der Natur und ihren immer rarer werdenden Rückzugsgebieten.
Walderlebniszentrum Grafrath und Forstlicher Versuchsgarten
Im altehrwürdigen Forstlichen Versuchsgarten mit seinem Walderlebniszentrum besteht die Möglichkeit, den Garten und seine Bäume aus Nord- und Südamerika, Asien, Afrika und Europa auf eigene Faust zu erforschen. Der Gründer Heinrich Mayr reiste um die halbe Welt, um Saatgut zu sammeln. Sein Gedenkstein wurde von seinem Grab in den Wald versetzt, der auf ihn zurückgeht. Der Versuchsgarten wurde 1881 gegründet. Ursprünglich diente der 34 ha große Garten zum Versuchsanbau fremdländischer Baumarten. Seit dem Jahr 2000 steht die Umweltbildung und die Waldpädagogik im Mittelpunkt.
Man kann im Walderlebniszentrum am vielfältigen Erlebnisprogramm teilzunehmen. Es gibt fundierte waldpädagogischer Angebote, wo Schulklassen, Familien und interessierte Einzelpersonen Wissenswertes und Informatives über den Lebensraum Wald erfahren und hautnah Wald und Forstberufe kennenlernen. Bei rechtzeitiger Anfrage bieten sich darüber hinaus spezielle Waldführungen an.
Das Walderlebniszentrum mit Forstlichem Versuchsgarten ist von 1. März bis zum 31. Oktober an jedem Tag, auch an Sonn- und Feiertagen, von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Veranstaltungen finden auch in den Monaten November und Dezember statt.
Walderlebniszentrum
Jesenwanger Straße 11
82284 Grafrath
www.wez-grafrath.de