Barbara Klemm – eine verlässliche Zeitzeugin: Barbara Klemm, 1939 in Münster als Tochter der Bildhauerin Antonia Klemm und des Malers Fritz Klemm geboren und in Karlsruhe aufgewachsen, wo sie eine Lehre im Fotoatelier von Jule Bauer machte, ist fraglos eine der bedeutendsten Fotografinnen Deutschlands. 1959 zog sie nach Frankfurt und begann für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zu arbeiten, zunächst im Fotolabor, ab 1970 offiziell als für Politik und Feuilleton zuständige Redaktionsfotografin. Für ihre weltweiten Fotoreportagen wurde sie vielfach ausgezeichnet, so 1989 mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der DGPh und 2012 mit dem Leica Hall-of–Fame-Award.
Das im Steidl Verlag, Göttingen, erschienene Buch „Frankfurt-Bilder“ ist die visuelle Reflexion von 60 Jahren Zeitgeschichte an einem Ort. Es enthält eine Auswahl der Fotografien von Barbara Klemm, die Menschen zeigen, die in dieser Zeit das Alltagsleben der hessischen Metropole ebenso prägten, wie ihre Staatsgäste und ihre prominenten Besucher aus den Bereichen Politik und Kultur.Barbara Klemm hat mit ihrem Interesse für Menschen nicht nur die Prominenten dokumentiert, sondern hatte auch ein sicheres Gespür für die Bewohner*innen und den Alltag in Frankfurt. Auch heute noch sind sowohl in der Tageszeitung FAZ als auch in dem mittlerweile großformatig und monatlich erscheinenden ‚FAZ-Magazin‘ oft Bilder aus dem Archiv der 2005 in den Ruhestand verabschiedeten Fotografin zu finden.
In ihrer eher unauffälligen, beobachtenden Art hat Barbara Klemm Straßen-, Stadt- und Menschenbilder nicht nur in aller Welt, sondern eben auch in Frankfurt am Main fotografiert – einem „Weltdorf“, wie die Schriftstellerin Eva Demski in ihrem Essay feststellt. Die Fotografin hat dort im Laufe der Jahre viele Politiker*innen, wie Willy Brandt, Jimmy Carter, Helmut Kohl oder Angela Merkel, und Kulturschaffende, wie Günter Grass, Alexander Mitscherlich, Theodor W. Adorno oder Heinrich Böll, in Frankfurt bei ihren offiziellen Auftritten begleitet. Zudem hat sie die Frankfurter Studentenbewegung und die Demonstrationen sowie Straßen und Plätze, wie den Westhafen, den Europaplatz, den Bereich rund um die Hauptwache oder den Platz vor der Alten Oper dokumentiert, nicht zu vergessen die Bewohner und die Besucher der Stadt.
Bei ihrer Arbeit kam dabei immer auch ihr persönliches Merkmal zum Tragen: Wenn der eigentliche Auftrag erledigt war, behielt sie die Kamera in der Hand und fand häufig dann die markantesten Motive. Zudem fotografiert sie ausschließlich in Schwarzweiß sowie ohne Stativ, ohne Blitzlicht, nur mit der Qualität des natürlichen Lichts.
Das Buch mit seinen 18 Kapiteln von „Gemütlichkeit“ über „Parks und Landschaften“ und „Leben auf der Straße“ bis „Bühne und Baustelle“ ist als zeitgeschichtliches Zeugnis über die Fotografien von Barbara Klemm hinaus durch Aspekte aus Politik, Gesellschaft und Kultur bemerkenswert. Die Fotografin Barbara Klemm ist als genaue Beobachterin auch zu einer verlässlichen Zeitzeugin geworden, wie Jan Gerchow, der Direktor des Historischen Museums Frankfurt, in seinem einleitenden Interview mit der Fotografin feststellt.
H.-G. v. Zydowitz
Barbara Klemm
Frankfurt Bilder
Hrsg.: Jan Gerchow
Texte: Eva Demski, Jan Gerchow,
264 Seiten mit 250 Abbildungen
Format: 24×31 cm,Hardcover
Göttingen, Steidl Verlag
ISBN: 978-3-96999-270-8;
Preis 40 Euro