Der Glaube an Geister ist in den Südstaaten der USA tief verankert. Wie selbstverständlich gehören Ghost Tours, also Geistertouren, zum festen Sightseeing-Programm jeder kleineren und größeren Stadt – ein Angebot, das speziell in den Wochen vor Halloween bei Urlaubern hoch im Kurs steht. Wie viel Spuk in ihren Geschichten steckt, darf jeder der Teilnehmenden für sich entscheiden. Gänsehaut ist jedenfalls garantiert – denn ein Funken Wahrheit steckt in jeder einzelnen von ihnen. Ein populärer Sightseeing-Anbieter in New Orleans ist Haunted History Tours, der seine Kunden auch nach Sonnenuntergang durch das historische French Quarter, oder auch zu den Friedhöfen der Stadt begleitet.
Schreie in der Nacht
Geisterhaftes Treiben wird etwa dem Haus auf der Royal Street Nr. 1140 nachgesagt, das bis heute den Namen seines ehemaligen Besitzers Dr. LaLaurie trägt. 1832 bezog dieser es mit seiner Frau Delphine, die für ihren besonders brutalen Umgang mit den Sklaven berüchtigt war. Der Beweis für ihr unmenschliches Treiben fand sich, als das LaLaurie House im April 1834 in Flammen stand und die Feuerwehrleute mehrere halbverhungerte, gefesselte und gefolterte Menschen darin fanden.
Mr. und Mrs. LaLaurie waren geflohen. Was angeblich jedoch zurückgeblieben ist, sind das Wimmern und die Schreie der von ihnen gefolterten Sklaven, sowie das Echo peitschender Hiebe, die bis heute von den Mauern des Gebäudes widerhallen.
Gekommen, um zu bleiben
Dem Hören-Sagen nach sind längst auch nicht alle Besucher des Dauphine Orleans Hotels von dieser Welt. Schenkt man diversen Berichten Glauben, sollen sogar gleich mehrere Geister in der noblen Herberge regelmäßig in Erscheinung treten – darunter Millie, die „verlorene Braut“. Am Morgen ihrer geplanten Hochzeit diente Millie noch als Kurtisane in der Bar des Hauses, May’s Place. Ihren Bräutigam sollte sie jedoch nie wieder sehen, denn zur gleichen Zeit kam dieser in einem Glücksspielstreit ums Leben. Millies Geist, so die Legende, trägt bis heute das Hochzeitskleid, streift um das Hotel und wartet verzweifelt auf den Verlobten. Als sprichwörtlich Guter Geist des Hauses gilt dagegen Juwel, das „tanzende Mädchen“.
Ihr wollen diverse Gäste nach einer durchzechten Nacht im Ballsaal begegnet sein. Über dem Boden schwebend, soll Juwel ihnen den Weg zu den Zimmern gewiesen haben.
Eine Parade geht immer!
Weniger gruselig, dafür überaus spektakulär, präsentiert sich die jährliche Krewe of Boo, New Orleans offizielle Halloween Parade. Erstmals rollten ihre Wagen 2007 durch die Stadt – und wie die Geister der Stadt, ist auch sie gekommen, um zu bleiben. 2024 startet der Umzug am 19. Oktober um 18:30 Uhr und geht anschließend in eine große Party im Warehouse District über. Feierlaunige, die gleich morgens in ein Kostüm schlüpfen möchten, verkleiden sich als Untote und nehmen ab 9:00 Uhr am gleichen Tag am New Orleans Zombie Run teil.
Myrtles Plantation
Nichts für schwache Nerven ist eine Übernachtung auf der Myrtles Plantation, die als „most haunted house in Louisiana“ geführt wird. Es heißt, der Spuk begann mit Chloe, einer Sklavin, die bestraft wurde, weil sie die Familie belauscht hatte. Um sich zu rächen, backte Chloe einen vergifteten Geburtstagskuchen. Innerhalb weniger Stunden waren drei der wichtigsten Familienmitglieder tot. Mit den Jahren folgten weitere mörderische Tragödien. Die Zahl derer, die davon überzeugt sind, dass Chloe die Myrtles Plantage bis heute als Geist heimsucht, ist beeindruckend.
Es gibt sogar Fernsehberichte über Fotografien, geschossen von Einwohnern und Touristen, die geisterhafte Erscheinungen zeigen sollen. Wer die Übernachtung im berühmtesten Spukhaus des Staates scheut, der Plantage und ihren Geistern aber dennoch einen Besuch abstatten möchte, kann jeden Tag und jeden Abend an einer geführten Tour teilnehmen.
Knastbrüder im Geiste
Zwischen Lake Charles und Shreveport passiert die Route 171 DeRidder. Auf den ersten Blick eine Kleinstadt wie aus dem Bilderbuch. Doch hat auch ihre Geschichte besitzt ein Kapitel, das vielmehr einem Thriller gleicht. Diesem kommt man im 1915 erbauten Gothic Jail auf die Spur. Wie der Name des historischen Gefängnisses verspricht, strahlt schon seine Fassade etwas Mystisches aus. Der eigentliche Gänsehautmoment wartet aber im Inneren, in dem, der Legende nach, die Geister zweier Männer gefangen sind, die hier einst für den Mord an einem Taxifahrer erhängt wurden. Ihr Fall brachte dem Zuchthaus auch den Spitznamen „The Hanging Jail“ ein.
Schaurige Highlights auf einem Rundgang sind die Schlinge, die im Zentrum einer Wendeltreppe von der Decke hängt, sowie jener unterirdischer Gang, den die Gefangenen auf dem Weg von ihren Zellen in den Gerichtssaal durchquerten. Auf Touristen wirkt das Gothic Jail wie ein Magnet. Die Hoffnung, nach einer geführten Tour das Abbild eines Geistes auf einem seiner geschossenen Fotos zu entdecken ist ganz offensichtlich größer als die Angst genau davor.
Hier spielt die Musik – und Sarge!
Einst trat Elvis im Shreveport Municipal Auditorium auf und brachte die Damen zum Kreischen. Heute ist es der Hausgeist “Sarge”, der es angeblich liebt, mit den Haaren von Frauen zu spielen. Kürzere Schnitte würde er frech nach oben wühlen. Langes Haar hingegen streichelt er lieber. Und Sarge ist wohl nicht der Einzige, der in der legendären Konzerthalle seine Streiche spielt. Der Geist eines Mädchens soll dafür verantwortlich sein, dass sich die Türen des Auditoriums sprichwörtlich wie von Geisterhand öffnen und schließen und „Mary“ wird regelmäßig auf der Bühne gesichtet. Angeblich sollen Fotos existieren, die in den leeren Besucherraum geschossen wurden, nach ihrer Entwicklung aber Gestalten auf den Sitzen zeigen. Vielleicht Besucher vom benachbarten Oakland Cemetery oder die Geister vergangener Besucher der Country-Musikshow The Louisiana Hayride? Nun, diese und unzählige andere Fragen muss jeder Louisiana-Reisende für sich selbst beantworten.
Louisiana gilt mit seinen einzigartigen Landschaften und dem bunten Mix der Kulturen als einer der vielfältigsten Staaten der USA. Auf seine Besucher warten atemberaubende Sumpflandschaften, historische Plantagen und Herrenhäuser, lebendige Städte, kulinarische Köstlichkeiten sowie der ganze Charme und die Gastfreundschaft der Südstaaten. Bedingt durch seine bewegte Geschichte, vereint der „Pelican State“ heute das Beste aus zahlreichen Kulturen der Welt. Ein Grund Louisiana zu besuchen ist die vielfältige Vogelwelt, die sich als ein Paradies für Ornithologen und „Birdwatcher“ präsentiert.