Wenn wir einen Tornado sehen, ist unser Reflex, in Deckung zu gehen. Oder wir schließen uns im Keller ein. Nicht so Mitch Dobrowner, 1956 in den Vereinigten Staaten geboren, der direkt auf den Sturm zusteuert. Während seine Kollegen aus der Tierfotografie Vögel und Säugetiere aufspüren, ist er auf der Jagd nach Wirbelstürmen, so genannten Superzellen und anderen Unwetterphänomenen. Die fotografischen Ergebnisse seiner Jagd sind noch bis 12. Oktober 2025 in Baden bei Wien zu bewundern. Mit vielen anderen aufregenden und bewegenden Geschichten werden sie dort in einer Open-Air-Ausstellung innerhalb des Festivals La Gacilly-Baden Photo präsentiert.
„Noch immer bin ich sehr beeindruckt wenn ich Stürme beobachte. Sie sind wie Persönlichkeiten, sie nehmen so viel verschiedene Gesichter und Charaktere an, keiner ist wie der andere“, erklärt der Fotograf, der schon als Teenager mit dem Fotografieren begann und nur pausierte, als er seine Kinder großzog. „Es ist, als würde man Mutter Natur in ihrer schönsten und ursprünglichsten Form beobachten. Meine einzige Hoffnung ist, dass meine Bilder diesen erstaunlichen Naturphänomenen gerecht werden.“

Gleich einer Theaterinszenierung hat die Natur die ungewöhnlichsten Wollkenstimmungen zu bieten. Foto Mitch Dobrowner
Diese Leidenschaft birgt auch Gefahren in sich. Dobrowner ist sich der damit verbundenen Risiken bewusst, entscheidet sich aber immer wieder dafür, so nah wie möglich an die Wirbelstürme heranzugehen, um sein Verständnis dieser Phänomene zu vertiefen. Im Jahr 2010 geriet er in Wyoming in einen Hagelsturm. „Ich wurde vom Sturm gejagt – anstatt dass ich ihn „gejagt“ hätte.
Der Vorfall hat ihn nicht entmutigt, denn seit fast zwei Jahrzehnten spürt er die schlimmsten Wetterbedingungen auf, reist zu den heftigsten möglichen Gewittern und Unwettern. „Ich muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, und manchmal macht mir die Natur ein schönes Geschenk“, erzählt er, der von Google für die Nutzung ihrer Technologie bei seinen Wetterrecherchen geehrt wurde.
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Seine systematische Verwendung von Schwarz-Weiß-Fotos, um die Härte der Stürme zu betonen, geht auf seine Bewunderung für Ansel Adams zurück – dem Altmeister der amerikanischen Landschaftsfotografie. Ein Ansatz, für den er 2012 bei den Sony World Photography Awards mit dem Iris d’Or ausgezeichnet wurde. Trotz seines Erfolges und des Ansehens, das er erlangt hat, weigert sich Mitch Dobrowner, als „Sturmjäger“ bezeichnet zu werden: „Ich mag es nicht, Dinge in Schubladen zu stecken. Ich bin einfach ein Landschaftsfotograf.“








