Fotografiska Berlin präsentiert bis 9. Juni 2024 The Fury, die neueste Videoarbeit der renommierten iranischen Künstlerin und Filmemacherin Shirin Neshat. Darin konzentriert sich Neshat auf die nuancierte Komplexität der sexuellen Ausbeutung weiblicher politischer Gefangener und stellt ihren Fokus in den Kontext der Islamischen Republik Iran.
The Fury ist eine raffinierte Kombination aus einer 2-Kanal-Videoinstallation und einer Serie von Schwarz-Weiß-Fotografien mit von Hand aufgetragenen Kalligrafien von Gedichten der iranischen Dichterin Forough Farrokhzad. Diese nuancierten Arbeiten spiegeln Neshats
einschneidende künstlerische Praxis wider, die den weiblichen Körper sowohl als Schlachtfeld für Ideologie als auch als Kraftreservoir in den Mittelpunkt stellt. Indem sie die Dynamik zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen, dem Individuum und dem Kollektiv erforschen, setzen sich diese aufgeladenen Bilder mit Fragen der Macht in patriarchalen Gesellschaften auseinander.
Die überwiegend in Schwarz-Weiß gehaltenen Arbeiten von Shirin Neshat (*1957, Qazvin, Iran)sind stilistisch von magischem Realismus, Surrealismus und Träumen beeinflusst. Thematisch sind die Erzählungen durchweg politisch aufgeladen und bieten eine ergreifende Mischung aus Verstörung und Emotion, Poesie und Schönheit. Die Videoinstallation im Rahmen von The Fury befasst sich mit der stark fiktionalisierten und stilisierten Darstellung der sexuellen Übergriffe, denen weibliche politische Gefangene ausgesetzt waren, die schwer gefoltert und sogar vergewaltigt wurden. In Anbetracht der bleibenden emotionalen Narben nach der Entlassung zeichnet die Ausstellung die
psychologische und emotionale Reise einer jungen iranischen Frau nach, die jetzt in den Vereinigten Staaten lebt und von den Erinnerungen an ihre Gefangenschaft verfolgt wird.
Ergänzt wird diese Erzählung durch eine Fotoserie, die sich direkt mit dem weiblichen Körper als Objekt der Begierde und der Gewalt auseinandersetzt. Vor dem Hintergrund des Frühlings 2022, der der Revolution „Frau, Leben, Freiheit“ vorausging, sind diese ergreifenden Serien von bemerkenswerter Aktualität, da zahlreiche iranische Männer und Frauen als politische Gefangene weiterleben. Anlässlich des
Internationalen Frauentags zeigt Fotografiska Berlin diese Ausstellung nach der Präsentation bei Fotografiska Stockholm. Die von Marina Paulenka kuratierte Ausstellung bietet eine nuancierte Erkundung der Schnittmenge zwischen Kunst, Politik und menschlicher Erfahrung.
Shirin Neshat hatte zahlreiche Einzelausstellungen in internationalen Museen, darunter die Pinakothek der Moderne (München), das Modern Art Museum of Fort Worth, The Broad (Los Angeles), das Museo Correr (Venedig), das Hirshhorn Museum (Washington D.C.) und das
Detroit Institute of Arts.
Shirin Neshat hat bei drei abendfüllenden Filmen Regie geführt: Women Without Men (2009), der bei den 66. Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet wurde, Looking For Oum Kulthum (2017) und zuletzt Land of Dreams, der bei den Filmfestspielen von Venedig (2021) uraufgeführt wurde. Neshat wurde mit dem Goldenen Löwen, dem Ersten Internationalen Preis der 48. Biennale di Venezia (1999), dem Hiroshima Freedom Prize (2005), dem Dorothy and Lillian Gish Prize
(2006) und 2017 mit dem prestigeträchtigen Praemium Imperiale Award in Tokio ausgezeichnet. Sie wird von der Gladstone Gallery in New York und der Goodman Gallery in London vertreten.
Fotografiska, Oranienburgerstr. 54, Berlin