Hier entstanden Porträts von Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern sowie Reproduktionen von Kunstwerken progressiver Künstler der Kölner Gruppe. Neben der Tätigkeit als Porträtfotograf wurde Werner Mantz jedoch vor allem zu einem gefragten Architekturfotografen, der im Stil der ‚Neuen Sachlichkeit‘ der 1920er Jahre arbeitete, wobei er ausschließlich das Tageslicht nutzte und die Fotografie in erster Linie als Handwerk betrachtete. Beispielsweise unterstützte er 1925 die Stadtplanung des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer in der Zeitschrift ‚Volkswacht‘ mit Aufnahmen und wurde 1926 zum Hausfotografen des Architekten Wilhelm Riphahn. Er selbst hat zu seiner Architekturfotografie einmal gesagt: „Es kommt nur darauf an, die Sonne und die Wolken für sich arbeiten zu lassen“ und war davon überzeugt, dass „ein gutes Gebäude ein gutes Bild macht“.
Ab 1932 eröffnete der Fotograf, der jüdischer Abstammung war, in Maastricht in bester Innenstadtlage an ‚Het Vrijthof‘ ein weiteres Fotostudio, wo er ab 1938 auch lebte. Dort arbeitete Werner Mantz hauptsächlich an zwei Großaufträgen: Zum einen übernahm er die fotografische Dokumentation der Zechenanlagen der ‚Staatsmijnen‘, zum anderen dokumentierte er die Neuanlage von regionalen Straßen in Limburg. Mantz fotografierte aber neben der Architektur auch industrielle Produkte, Einrichtungen und Kunstobjekte sowie auf seinen Fotoreisen auch weitere europäische Städte.
Frits Gierstberg, der die große Ausstellung in Maastricht kuratiert hat und in dem dazu bei Hannibal Books, Veurne (BEL) erschienenen Bildband „Werner Mantz – The Perfect Eye“ ausführlich in die Arbeit des Fotografen einführt, stellt denn auch fest, dass dieser eine eigene kohärente Bildsprache entwickelt hat – ganz im Sinne des ‚Neuen Sehens‘, in der die Fotografie als moderne visuelle Technik galt und inbezug auf Perspektive zu unterschiedlichen Ergebnissen führte. Dabei half ihm sein ausgeprägter Sinn für das Bauhaus-Ideal „Form follows Function“: „Bei Mantz fallen die Funktionalität der fotografierten Architektur und die Funktionalität der fotografischen Komposition zusammen.“
Und so gilt Werner Mantz heute wegen seiner Architekturaufnahmen als einer der bedeutendsten Fotografen der 1920er und 30er Jahre. Der künstlerische Stellenwert seiner Arbeiten wird vor allem dadurch bestimmt, dass er eine ästhetisch hochwertige interpretatorische Leistung in Verbindung mit einer raffinierten Lichtinszenierung erbracht hat, indem er Licht als prägendes Gestaltungsmittel einsetzte, um auf Ordnung und Maß innerhalb der Architektur aufmerksam zu machen und ihren Ausdruck zu verstärken. Er hatte ganz einfach „das perfekte Auge“.
H. G. von Zydowitz
Werner Mantz
The Perfect Eye
Hrsg.: Werner-Mantz-Stiftung
Beiträge: Frits Gierstberg, Stijn Huijts, Huub Smeets, Charlotte Mantz, Clément Mantz
Texte: Englisch, mit Einlage in Deutsch
320 Seiten, Hardcover
Veurne (BEL), Hannibal Books
ISBN: 978-94-6436-679-2;
Preis 55 Euro