Im Groninger Museum im niederländischen Gronungen läuft als einzige Station in Kontintentaleuropa und als letzte Etappe der Welttourne eIne Ausstellung über die legendäre Rockband The Rolling Stones. „The Rolling Stones – Unzipped“ ist die erste internationale Ausstellung zu der wohl berühmtesten Rockband der Welt und bietet einen spannenden Blick hinter die Kulissen. Über 60 Jahre Rockgeschichte verdichten sich zu einem Gesamterlebnis aus Musik, Kunst, Design, Mode, Fotografie und Film. Am 30. Juni eröffnet das Stones-Spektakel bei dessen Ausgestaltung die Band aktiv mitgewirkt hat.
The Rolling Stones © Claude Gassian
Die über 400 ausgestellten Originalobjekte aus dem Privatarchiv nehmen die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise durch die Bandgeschichte und zeichnen den bemerkenswerten Werdegang der Rolling Stones nach. Zu sehen sind u.a. Instrumente, Bühnenbilder, Plattencover,spektakuläre Out ts, seltene Audioclips und Videomaterial. Zu den Höhepunkten gehören die Rekonstruktion des Aufnahmestudios und die spektakuläre Live-Show ihres Konzerts 2016 in Kuba, welche die Besucherinnen und Besucher hautnah miterleben können.
Die von Keith Richards selbst bemalte Gitarre wird im Groninger Museum erstmals in der Ausstellung The Rolling Stones – Unzipped gezeigt. 1967 oder 1968 beschloss Richards seine Gibson Les Paul zu schmücken, als er sich – in Erwartung einer Haftstrafe – die Zeit vertrieb. Er begann mit seinen Schuhen, dann waren seine weißen Stiefel ander Reihe und schließlich musste die Gitarre herhalten. Besagtes Instrument ist in Jean-Luc Godards FilmSympathy for the Devil (1968) zu sehen, in dem Richards häu g auf der Les Paul spielt. Das Instrument wurde zu einer Ikone und erhält nun einen Platz in der Ausstellung.
Die Band um Mick Jagger und Keith Richards war sich schon immer der Wirkung von Mode, Fotogra e, Film, Kunst und Bühnenbild bewusst und so haben zahlreiche Künstler, Filmemacher und Modedesigner zum Imageder Band beigetragen. Doch die Stones sind keinDesignprodukt, wie die Modedesigner Anne Sui und Tommy Hil ger betonen – sie erfanden sich selbst. Die engagierten Künstler und Designer sollten ihre Ideen nur professionell weiterführen und umsetzen.
Das zeigt sich beispielsweise in dem auffälligen Outfit, das Mick Jagger 1969 auf der US-Tournee trug und das
in der Ausstellung ein echter Hingucker ist. Es besteht aus einem schwarzen T-Shirt mit Omega-Symbol, das Jagger gefunden hatte, und einem roten Umhang. Entworfen wurde es von Ossie Clark, einem Designer, mit dem Jagger seit Ende der 1960er Jahre zusammenarbeitete.
Die Stones wandten sich auch an Berühmtheiten wie AndyWarhol, der die Plattencover von Sticky Fingers (1971) und Love you live (1977) entwarf. Das Cover von Sticky Fingers hat einen Reißverschluss, der sich öffnen lässt.
„Das Design von Warhol hat mir sofort gefallen. Andy hat ja kommerzielle Entwürfe gemacht, bevor er Künstler wurde. Er wusste also genau, wie man etwas verpackt.“
Einn wahres Highlight der Ausstellung ist ein Tagebuch von Keith Richards, mit Aufzeichnungen ab Januar 1963. Es stammt aus Richards‘ Privatsammlung und gewährt einen Einblick in die Gedankenwelt des Gitarristen. Ein Jahr lang berichtet er darin über Proben, Auftritte, Zuschauerzahlen und darüber, ob die Band gut spielte und wie viel Geld sie verdiente. Das Dokument umfasst unterschiedlichste Texte: Am 14. Februar 1963 notiert er zum Beispiel stolz, dass Glyn Johns, der Tontechniker, die Bandmitglieder eine Woche später ins Studio schmuggeln wolle, um einen Song an die Plattenefirma Decca Records zu verkaufen.
The Rolling Stones unzipped Groninger Museum 2020/21 © Peter Tahl
Das heruntergekommene Apartment der Stones in der Edith Grove war wahrlich kein Aushängeschild. Dreckiges Geschirr, schmutzige Betten, Müll, jede Menge Essensresteund ausgedrückte Zigaretten. „Die Küche konnte man nicht betreten, die war noch schlimmer als das Badezimmer. Es war ein Schweinestall.“ – Keith Richards. Die Wohnung, in der die jungen Stones lebten, wurde für die Ausstellung nachgebaut. Sie vermittelt einen Eindruck von den Umständen, in denen die Band in den Anfangsjahren Musik machte und man fühlt sich in das Lebensgefühl der frühen 1960er Jahre zurückversetzt.
The Rolling Stones Unzipped Aussenansicht Groninger-Museum 2020-2021 © Siese Veenstra
Das vielleicht bekannteste und erfolgreichste Bandlogo aller Zeiten: Tongue & Lips von John Pasche. 1970 für 50 Pfund entworfen, lässt sich der Wert der berühmtesten Zunge der Welt heute kaum noch in Geld ausdrücken. Das Logo prangt bis heute auf unzähligen Merchandise-Artikeln.
Groninger Museum Museumeiland 1 Groningen, Niederlande