Fotografien, die Pflanzen zu Skulpturen machen: Über 30 Jahre lang nahm der deutsche Fotopionier Karl Blossfeldt (1865–1932) Tausende von Pflanzenbildern in einer rigorosen Formensprache auf, die die Bildproduktion des 19. Jahrhunderts ins 20. Jahrhundert überführten und der eigentlich zweidimensionalen Kunstform eine geradezu skulpturale Qualität verliehen: Seine Fotografien sind auch in der heutigen Zeit von außergewöhnlicher Schönheit und Originalität. Der im Taschen Verlag, Köln, erschienene, von Hans Christian Adam als Spezialist für historisches Bildmaterial herausgegebene, umfangreiche Bildband „Karl Blossfeldt – Das vollständige fotografische Werk“ belegt, wie der Fotokünstler seine Bilder ebenso raffiniert wie minimalistisch vor einfachen Papphintergründen inszenierte sowie durch dessen einmalige virtuose Bildregie ihre faszinierende Plastizität erhielten.
In Blossfeldts umfangreiches Werk führt Hans Christian Adam zunächst unter dem Titel „Zwischen Ornamentik und Neuer Sachlichkeit – die Pflanzenfotografie von Karl Blossfeldt“ ein. Er weiß, dass Blossfeldts lebenslanger Enthusiasmus nicht der Fotografie, sondern den Pflanzen galt. „Er studierte sie sorgfältig und entdeckte so zuvor nie wahrgenommene grafische Details, deren Symmetrien er dem Auge mit Hilfe der Kamera auf geniale Weise zugänglich machte. . . . Sein konzeptuelles Arbeiten hat Blossfeldt unterschiedlichen und kaum kompatiblen künstlerischen Richtungen nahegebracht: Der Neuen Sachlichkeit ebenso wie dem Surrealismus.“
Karl Nierendorf stellt unter dem Titel „Urformen der Kunst“ schon 1928 fest, das Blossfeldt mit Hilfe eines fotografischen Apparates „durch das Vergrößern von Planzenteilen eine Beziehung zwischen Kunst und Natur aufdeckt, wie sie mit gleich packender Unmittelbarkeit vorher noch niemals dargestellt wurde – ganz ohne Retusche und künstliche Effekte, lediglich durch vielfache Vergrößerung.“
Im gleichen Sinn hat sich Karl Blossfeldt selbst noch 1932 in seinem ebenfalls in dem Buch abgedruckten Text unter dem Titel „Wundergarten der Natur“ geäußert, indem er feststellt, dass die Natur nicht nur in der Kunst, sondern auch auf dem Gebiet der Technik unsere beste Lehrmeisterin ist: „Sie ist eine Erzieherin zur Schönheit und Innerlichkeit und eine Quelle edelsten Genusses.“
Kurt Dannenberg weiß, dass sein Studienkollege Karl Blossfeldt letztlich durch seine Ausbildung in der Anhaltinischen Eisengießerei in Magdeburg eine vorzügliche handwerkliche Ausbildung als Bildhauer erhalten hatte, „die für seine weitere künstlerische Förderung auf der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums zu Berlin die beste Grundlage war.“
Der Bildband belegt, dass die von Karl Blossfeldt gestalteten Stillleben, die aufgrund ihrer Ästhetik nach wie vor eine anhaltende Faszination auf alle Kenner des Mediums ausüben, zu Recht als Meilensteine der Fotografiegeschichte gelten.
Der Bildband belegt, dass die von Karl Blossfeldt gestalteten Stillleben, die aufgrund ihrer Ästhetik nach wie vor eine anhaltende Faszination auf alle Kenner des Mediums ausüben, zu Recht als Meilensteine der Fotografiegeschichte gelten.
H.-G. v. Zydowitz

Karl Blossfeldt – Das vollständige fotografische Werk
Text: Hans Christian Adam, Otto Dannenberg, Karl Nierendorf
Format: 16 x 22 cm
512 Seiten, Hardcover
Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch
Köln, Taschen Verlag
ISBN: 978-3-8365-9851-4;
Preis 25 Euro
Erhältlich über www.taschen.com
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