Lois Lammerhuber und die berühmte, vor oder hinter jedem erfolgreichen Mann stehende Frau, Silvia Lammerhuber, haben sich auf den Weg gemacht, die Welt zu retten oder zumindest ein wenig besser zu machen! Dabei haben sie mächtige Unterstützer und Wegbegleiter gefunden: die Dokumentarfotografie und die Fotokunst sowie ganz aktuell die Wissenschaft. Zu dem Hybrid-Festival „Open Your Eyes“ in Zürich haben sie sich zusammengeschlossen, um vereint für die Durchsetzung der bereits 2015 von 193 Ländern beschlossenen 17 Nachhaltigkeitsziele der UN zu kämpfen. Heute, auf halben Weg, sieht es nicht gerade aus, als ob die Menschheit dieses für ihr Überleben so wichtiges Ziel erreicht. Dennoch: Aufgeben ist keine Alternative!

Präsident der ETH Zürich Joël Mesot und Lois Lammerhuber, Mitinitiator des Festivals „Open Your Eyes“.
Sowohl bei den an dem Open Your Eyes teilnehmenden Fotoschaffenden als auch bei den Wissenschaftlern zählen die Verfechter der 17 SDGs (Sustainable Development Goals = Nachhaltigkeitsziele) zu den besten der Welt. Schon allein, um deren Bilder, Mahnungen und Machbarkeitsstudien zu sehen, zu erleben und vielleicht auch aufmerksam geworden deren Botschaften weiterzutragen, lohnt sich eine Reise nach Zürich und der Weg durch die eindringlichen Open Air Installationen mit ihren aufrüttelnden aber teilweise auch Mut machenden, über die Stadt verteilten, überdimensionalen zehn Ausstellungsstationen.
Mit der visuellen und emotionalen Kommunikation durch das Bild sowie die wissenschaftlich belegten Warnungen, Lösungsvorschläge, Mut machenden Experimente und erfolgreichen ersten Schritten zur Rettung unseres Lebensraumes wollen die Organisatoren und ihre Partner auch deutlich machen, dass diese großen Ziele nur miteinander zu erreichen sind. Nur wenn die Mehrheit, am besten jedoch Alle, den ersten Schritt in eine nachhaltige Zukunft zu gehen bereit sind, ihre Augen öffnen, mit der weiteren Zerstörung unserer Umwelt aufhören und dem Motto des Festivals „Stop.Think.Feel.Act“ folgen, wird es gelingen, diese für das Überleben künftiger Generationen so wichtigen Ziele zu erreichen.

Karin Rehn Kaufmann, Leica Camera AG, Kuratorin und Loba Jurorin sowie Generalbevollmächtigete der Leica Galerien weltweit beim Start der Kuratoren Führung durch die Ausstellung. (hier auf der Poyterasse vor der ETH)
Einen Vorgeschmack, wie steinig dieser Weg sein wird, bekamen die am Medientag nach der Festivaleröffnung die Medienvertreter am eigenen Leib zu spüren. Bei glühender Hitze folgten sie der Führung durch das quirlige Zürich zu den 10 Präsentationsstätten, an denen die 17 Nachhaltigkeitsziele fotografisch interpretiert und wissenschaftlich erläutert und teilweise durch Machbarkeitsstudien und -vorschläge untermauert werden.
Die erste Station des Festivalparcours ist die Polyterrasse vor der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), eine wunderschöne Aussichtsterrasse mit einem großartigen Panoramablick über Zürich. Die Station erhält eine spannende, interessante Präsentation von Leuchtpanelen, einer von Lois Lammerhuber kuratierten Sonderausstellung über das CERN Projekt „Der Code des Universums – Future Circular Collider“, auch weitere Anregungen und Dokumentationen zu Bildungsprojekten der ETH wie beispielsweise den Raum für Innovationen, das ETH Student Project House. Letzteres ist ein Lernort, der ein dynamisches Umfeld bietet, in dem die Studierenden aktiv ihren Leidenschaften nachgehen, ihre eigenen Ideen entwickeln und die Verantwortung für relevante außerschulische Projekte übernehmen können. Dabei haben alle Studierenden der ETH Zürich, die auf ihren Bachelor-, Master- und Doktorats-Abschluss hinarbeiten, Zugang zu diesem Raum. Er ermöglicht ihnen, im Rahmen einer umfassenden Innovationsreise Ideen in Konzepte und von dort aus in konkrete Projekte zu verwandeln. Am Anfang steht die Identifizierung eines bedeutsamen Themas, das ihnen am Herzen liegt. Die Studierenden entwickeln dann Lösungen für das Problem und arbeiten in einem schnellen Zyklus an Prototypen, Tests und der Verfeinerung ihrer Ideen auf der Grundlage von Nutzereingaben.
Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Sonderwebseite der ETH zum Fotofestival Open Your Eyes.
Ebenfalls dem Ziel 4 der Nachhaltigkeitsziele widmen sich die Arbeiten von Chris de Bode. Unter dem Titel „I have a Dream“ hat der in den Niederlanden geboren Fotograf im Auftrag der Kinderrechtsorganisation „Save the Children“ die Wünsche von Kindern in Bildern festgehalten mit dem Ziel, mehr Menschen dazu zu bewegen, sich für mehr Chancengleichheit einzusetzen. Es ist eine Serie entstanden, die jeder und jedem zu Herzen geht. Diese hoffnungsvolle Bildserie ist am lauschigen Lindenhof ausgestellt, einer Stadtoase die zum Verweilen animiert auch durch die weiteren Installlationen, die zum Nachdenken animieren.

Lois Lammerhuber im GEspräch mit dem Fotografen Chris de Bode bei seiner Installation „Ich habe einen Traum“.

Fotos aus der Serie „Ich habe einen Traum“ von Chris de Bode.
Hier findet sich auch, die erheiternde von Gisela Kayser gefühlvoll kuratierte Ausstellung von Esther Haase mit dem Titel „ Rock ‚n‘ Old“, die ursprünglich als Auftragsarbeit für den Pflegedienst Janke in Berlin entstanden ist. Die Fotografin inszenierte – ganz anders als Chris de Bodes Visualisierung der Kinderträume in ihrem realen Umfeld – mit älteren Menschen als Models so die Kuratorin Gisela Kayser „eine Traumwelt, wie sie realer nicht sein könnte.“
Diese Arbeit wirbt für das 3. Ziel der UN – ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten und ihr Wohlergehen zu fördern. Auf dem Weg zu diesem Ziel hat die Wissenschaft in den letzten Jahren großartiges geleistet: So konnte beispielsweise die die Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren von 9,8 Millionen im Jahr 2.000 auf 5,4 Millionen im Jahr 2017 gesenkt werden. So glaubt die Wissenschaft allein durch die Konzentration auf eine effizientere Finanzierung der Gesundheitssysteme, verbesserte sanitäre Einrichtungen und Hygiene, einen besseren Zugang zu Ärzten und geringere Luftverschmutzung erhebliche Fortschritte erzielen zu können, die dazu beitragen, das Leben von Millionen Menschen zu retten.

Esther Haase vor ihrer Bilderserie Rock ’n‘ Old“ im Gespräch mit der Kuratorin Gisela Kayser.
Auch die Arbeiten der iranischen Fotografien Maryam Firuzi „Lesen für die Strassen von Teheran“, kuratiert von Lois Lammerhuber, widmet sich dem 4. Nachhaltigkeitsziel, das den Zugang zur Bildung für alle Menschen fordert. „Wenn die Menschen mehr lesen würden“, so Maryam Firuzi, wäre die Welt ein friedlicherer, besserer Ort. Denn Lesen macht toleranter, schafft Empathie für andere und Verständnis für ein anderes Leben als das eigene. Bei der im Lindenhof gezeigten Arbeit von Maryam Firuzi geht es um Ermutigung. Um ein Zeichen des Respekts für diejenigen, die noch träumen.

Mariam Firuzi im Gespräch mit Kurator Lois Lammerhuber zu ihrer Ausstellung „Lesen für die Strassen in Teheran“.

Aus der Bildserie „Lesen für die Strassen von Teheran“ von Maryam Firuzi.
Der Weg durch Zürich ist lang und voller Bilder, die sich kaum an einem Tag von den Vorübereilenden alle aufnehmen lassen. Wir werden ihn weiter gehen und ihnen in weiteren Beiträgen darüber berichten.