In Deutschland hat sie Rapsblüte begonnen. Auf einer Fläche von rund 1,2 Mio. Hektar blüht der Raps strahlend gelb in voller Pracht. Dieses beeindruckende Naturschauspiel ist bei Fotografen mit einem Faible für Blumen und Kulturlandschaften ein wahres Motivparadies.
Doch die endlosen Rapsfelder sind nicht nur schön anzuschauen und immer wieder ein sehr beliebtes Motiv in der Landschaftsfotografie, sondern auch ein wichtiger Rohstofflieferant für die heimische Landwirtschaft, wo Rapsprotein in großen Mengen verfüttert wird, sowie für die Lebensmittel- und Biokraftstoffindustrie, die Rapsöl traditionell in großen Mengen verwenden.
Neben seiner Bedeutung als wichtigster heimischer Lieferant von Öl und Eiweiß spielt der Anbau von Raps auch für den Ackerbau selbst eine sehr große Rolle. Mit einer Anbaufläche von regelmäßig über 1 Mio. Hektar stellt Winterraps in Deutschland eine überaus wichtige Marktfrucht dar. Als sogenannte Blattfrucht hat er eine zentrale Stellung in der Fruchtfolgegestaltung zur Auflockerung getreidereicher Fruchtfolgen. Raps trägt so zu einer Diversifizierung im Ackerbau bei, mit der die biologische Vielfalt gefördert wird, da er eine zentrale Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten darstellt. Für Landwirte ist der sogenannte Vorfruchtwert von Raps besonders relevant. Raps verbessert den Boden und sorgt für die wichtige Humusbildung. Verantwortlich dafür sind die lange Zeit der Bodenbedeckung, die Ausbildung eines tief gehenden und kräftigen Pfahlwurzelsystems sowie die Ernte- und Wurzelrückstände, die auf dem Acker verbleiben. Wird Winterweizen nach Winterraps angebaut, führt das zu deutlich höheren Kornerträgen im Vergleich zu einem erneuten Anbau von Winterweizen. Bis zu 10 Prozent Mehrertrag sind hier möglich. Dieser positive Vorfruchtwert von Winterraps lässt sich auf allen Standorten und bei jeder Bodengüte nachweisen. Winterraps als Vorfrucht vermindert die Aufwendungen für Bodenbearbeitung, Stickstoffdüngung und Pflanzenschutz in der Nachfrucht. Kein Wunder also, dass der Raps in jedem Jahr auf so vielen Feldern in Deutschland blüht.
Was derzeit mit einem leuchtenden Gelb für frühlingshafte Landschaften sorgt, wird in einigen Wochen schon reif sein und bei der Ernte pro Hektar bis zu 5 Tonnen Rapssaat liefern. Anschließend wird die Saat zur Verarbeitung in große und kleine Ölmühlen geliefert. Neben den circa 40 Prozent Rapsöl entsteht bei der Pressung auch Rapseiweiß in Form von Rapsextraktionsschrot (RES) oder Rapskuchen. Als Eiweißfuttermittel wird es in großen Mengen für die Fütterung von Kühen, Schweinen und auch Geflügel eingesetzt. So leistet der in Deutschland besonders nachhaltig angebaute Raps einen erheblichen Beitrag zur Versorgung von „Teller, Tank und Trog“. Und das auf kurzen Wegen vom Landwirtschafts-Betrieb über den Landhandel zu den Ölmühlen und von dort in den Lebensmittelhandel oder zur Weiterverarbeitung zu Biodiesel. Diesel enthält in Deutschland bis zu 7 Prozent Biodiesel. So trägt der hiesige Rapsanbau entscheidend dazu bei, Erdölimporte und CO2-Emissionen zu verringern. Die Einsparungen sind gewaltig, denn Biokraftstoffe, die aus sogenannter Anbaubiomasse wie Raps hergestellt wurden, haben allein 2021 den Import von fünf Milliarden Litern Erdöl vermieden und elf Millionen Tonnen CO2eq eingespart.
Während der Ausbau der Elektromobilität noch Jahre dauern wird, sorgen nachhaltig zertifizierte Biokraftstoffe mit ihren bis zu 92 Prozent geringeren Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen für unmittelbaren Klimaschutz.
Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) weist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung von Raps für die regionale Kreislaufwirtschaft und als wichtigem Rohstoff für die Tierernährung hin. So stellt Raps auch eine nachhaltige Alternative zu importierten Futtermitteln dar. Stephan Arens, Geschäftsführer der UFOP, erklärt dazu: „Raps liefert den Rohstoff für die Produktion von Rapsspeiseöl und Biodiesel. Was jedoch oft übersehen wird, ist die Bedeutung des Rapsanbaus für die Tierernährung. Raps stellt eine wichtige Proteinquelle für die Fütterung von Nutztieren dar und trägt so dazu bei, den Bedarf an importierten Sojabohnen zu reduzieren.“
Durch den Anbau und die Verarbeitung von Raps werden in diesem Jahr rund 2,5 Mio. Tonnen Proteinfuttermittel aus heimischem Anbau erzeugt. Jede Tonne Rapsfuttermittel substituiert dabei Sojaeiweiß, das stattdessen aus Südamerika importiert werden müsste. Dadurch werden Transportwege und CO2-Emissionen reduziert. Zudem sind hierzulande angebaute Pflanzen im Gegensatz zu importierten Sojabohnen grundsätzlich frei von Gentechnik, was den Einsatz der Futtermittel beispielsweise bei der Fütterung von Milchkühen erlaubt, deren Milch mit dem Label „Ohne Gentechnik“ vertrieben wird. Stephan Arens betont zudem: „Wir sollten uns bewusst machen, dass wir durch die regionale Produktion von Futtermitteln wie Raps nicht nur unsere Landwirte unterstützen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten.“