Die Agence France-Presse ist nicht nur ein unverzichtbares Glied in der weltweiten Informationskette, sondern steht auch beispielhaft für Qualitätsjournalismus. Zum dritten Mal in Folge zeigt unser Festival La Gacilly-Baden Photo in Kooperation mit der AFP Arbeiten von Pressefotografen aus der Weltgegend, die den jeweiligen Themenschwerpunkt bildet. Diesmal präsentieren wir zwei afghanische Fotoreporter.
Foto Wakil Kohsar
Shah Marai begann seine Arbeit für AFP im Jahr 1996, war erst Fahrer und Dolmetscher und wurde 2001, als die Taliban von der Macht verdrängt wurden, offiziell als Fotograf aufgenommen. Schon bald darauf übernahm er die Leitung des AFP-Büros in Kabul. 2018 kam er bei einem doppelten Selbstmordanschlag ums Leben, der 25 Menschen in den Tod riss. Er war kurz nach der ersten Explosion am Schauplatz eingetroffen und fiel zusammen mit anderen Journalisten einem zweiten Täter zum Opfer.
Foto Wakil Kohsar
Seine Aufnahmen aus dem von amerikanischer Besatzung und permanenter Unsicherheit geprägten Afghanistan sind voller Mitgefühl für die Bevölkerung. Sie zeigen den ruhigen Alltag von Menschen, denen es trotz der belastenden Geschichte des Landes gelingt, inmitten dieses über zwanzig Jahre währenden Konflikts zu leben und zu überleben. Wir zeigen diese Bilder zusammen mit den Arbeiten von Wakil Kohsar.
Foto Shah Marai
Nachdem er für mehrere afghanische Medien gearbeitet hatte, kam Wakil Kohsar 2013 zur AFP und übernahm nach seinem Kollegen Shah Marai die Leitung des Büros in Kabul. Dort dokumentierte er vor allem den Fall der Stadt im August 2021. Seine Bilder von verzweifelten Menschen, die in Flugzeuge zu gelangen versuchen, und jene, die die Anspannung der amerikanischen Soldaten zeigen, gingen um die Welt. Das Bild eines amerikanischen Soldaten, der in seiner Panik auf Zivilisten anlegt, die aus der Hauptstadt fliehen, wurde im Frühjahr 2021 mit dem Prix Varenne ausgezeichnet. Neben diesen Aufnahmen stehen friedlichere Bilder aus den unterschiedlichsten Provinzen des Landes, dem wieder einmal ein historischer Umbruch bevorsteht: die Rückkehr der Taliban an die Macht.
Die AFP hält als einzige ausländische Agentur ihr Büro in Kabul noch offen. Unter zunehmend gefährlicheren Bedingungen arbeitet man dort weiter, um die Welt über ein Land zu informieren, das erneut in die Hände religiöser und aufklärungsfeindlicher Machthaber gefallen ist.
Lois Lammerhuber