„Man muss einiges aushalten können. Die Fischer harren tagelang zu viert in einer alten Blechbüchse auf einem unberechenbaren Meer aus … Bei diesem leidenschaftlichen Beruf darf man sich nicht vor langen Arbeitszeiten fürchten.“
Auf der einen Seite das Meer, das sich unendlich weit am Horizont erstreckt, die frische Luft und das außergewöhnliche Gefühl der Gleichzeitigkeit von Unsterbichkeit und extremer Verletzlichkeit, wenn die schaumbedeckten Wellen das Boot wie ein Blatt im Wind hin und
her werfen. Auf der anderen Seite sind da der Schlafmangel, die Orientierungslosigkeit, das höllische Arbeitstempo, der Alltag in einer feindlichen, unberechenbaren Umgebung. Ganz zu schweigen davon, dass die Seekrankheit auch die Jüngsten befällt, für die das anstrengende Ungleichgewicht zwischen Innenohr und Sichtfeld eine weitere Herausforderung darstellt.
Die dunkle Seite eines Berufs, der die Arbeit der Hochseefischer seit vielen Jahren zu den gefährlichsten Berufen der Welt macht, bedeutet auch, dass es immer schwieriger wird, junge Menschen als Mitarbeiter zu gewinnen – obwohl er für viele gleichbedeutend mit Abenteuer ist.
Lorraine Turci, eine junge französische Fotografin, die für dieses Projekt vom Departementsrat von Morbihan ausgewählt und von der französischen Nationalbibliothek unterstützt wurde, zeichnet sich durch einen ausgeprägten Sinn für Komposition und Detailtreue aus, die für exzellente Dokumentarfotografie so charakteristisch sind.
Um das Leben auf einem Trawler zu dokumentieren, hat sich Lorraine Turci an Bord zweier Schiffe begeben: der Dolmen, einem brandneuen Trawler, und der 35 Jahre alten Men Gwen, die beide im Fischereihafen Keroman in Lorient in Frankreich liegen. Indem sie viel Zeit Seite
an Seite mit diesen Seeleuten verbrachte, bis sie fast Teil der Besatzung wurde, hat sie Bilder geschaffen, die so nah am Geschehen sind, dass man die Gischt des Meeres, die Dieselabgase, das rostende Metall, den frischen Fisch und den Zigarettenrauch fast
riechen kann. In diesem Sinne zeigt Lorraine Turci die Arbeit von Überlebenden. Arbeit, die auf Fachwissen und Überlieferung beruht. Es ist die ebenso einfache wie erstaunliche Geschichte von Menschen, die auf dem Meer leben.