In der Hannover GAF, Galerie für Fotografie, zeigt „Hannover Shots“-Stipendiat Kai Löffelbein vom 6. bis 30. April 2023 seine Sicht auf das postkoloniale Vermächtnis von Hannover. Dafür hat sich der Fotograf im öffentlichen Raum und in musealen Sammlungen auf eine intensive Spurensuche begeben, deren Ergebnisse man in der Ausstellung „Echo, Echo – Hannover Kolonial“ nachvollziehen kann. Kai Löffelbein erhielt 2022 das mit 10.000 Euro dotierte Fotostipendium „Hannover Shots“ der Sparkasse-Hannover Stiftung.
Kai Löffelbein hat sich auf die Suche nach den vergessenen Spuren und Relikten in der Stadtlandschaft und den Archiven Hannovers begeben, aber auch koloniale Stereotype ausgemacht. So geraten das sogenannte Afrika-Viertel in Hannover-Badenstedt und bekannte Handelshäuser ebenso in seinen konzentrierten Blick, wie die Sambesi-Themenwelt des Hannoverschen Zoos. In der Haltung stets dokumentierend, verkehren sich bisweilen die Wirklichkeitsebenen in den Fotografien Löffelbeins: Was sehen wir da eigentlich? Handelt es sich wirklich um eine verunglückte Propellermaschine im Urwald?
Mit den Kolonialgebieten in Afrika erlangte Deutschland ab 1880 Zugriff auf wertvolle Ressourcen und menschliche Arbeitskräfte. Zwangsarbeit und Gewalt gegenüber der Bevölkerung waren Bestandteile der deutschen Kolonialpolitik. Lange Zeit fand der deut-sche Kolonialismus in der nationalen Gedenk- und Erinnerungslandschaft und auch in der akademischen Forschung keinen Platz. Die Wichtigkeit, das koloniale Erbe aufzuarbeiten und damit historische Verantwortung zu übernehmen, ist erst in den letzten Jahren ins politische und öffentliche Bewusstsein gerückt. Dazu zählen z.B. die Rückgabe von Kultur-objekten aus kolonialem Kontext und die Diskussion über Denkmäler, wie auch die Benennung von Straßen oder Plätzen.
Kai Löffelbein (*1981) arbeitet an eigeninitiierten Langzeitprojekten und ist dafür immer wieder auch in Afrika und Asien unterwegs. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind sozio-ökonomische Globalisierungsprozesse des 21. Jahrhunderts, u. a. Produktions- und Wertschöpfungsketten und die Frage, welche Position der Mensch innerhalb dieser einnimmt.
Die Sparkasse-HannoverStiftung schreibt das mit 10.000 Euro dotierte Stipendium „Hannover Shots” im Sommer 2023 erneut aus und kehrt damit zum zweijährigen Turnus zurück. Das Stipendium lädt professionelle Fotograf*innen ein, Hannover mit einem individuellen Blick und einem selbst gewählten Thema zu begegnen.