„Dreams of Childhood“ von Elisa Iannacone aus Großbritannien ist das Friedensbild des Jahres 2024. Die Fotografin und Multimedia-Künstlerin setzt mit ihren Arbeiten Orte der Fantasien und Träume chronisch kranker Kinder im Nelson-Mandela-Kinderhospital in Südafrika in Fotografien um. Ihre Werke spiegeln die Freude und Verspieltheit derjenigen wider, die von einer Kindheit träumen, die sie nicht haben können, die sie aber für einen Moment in einem Rahmen festhalten konnten. Das Kind im Friedensbild 2024 „schwebt“ in einem Krankenzimmer in einer märchenhaft gestalteten Collage in einer Art Luftballonfahrt. Die Künstlerin wurde zudem für ihre gleichnamige Bildserie mit einem weiteren Preis geehrt. Das Friedensbild des Jahres wird ein Jahr lang im Auditorium des österreichischen Parlaments ausgestellt werden.
Insgesamt wurde auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka zusammen mit der Vienna Peace Foundation im Rahmen der Verleihung der Global Peace Photo Awards 2024 im Parlament fünf Bilder bzw. Bildserien zum Thema Frieden ausgezeichnet. Der ebenfalls jährlich verliehene Award für das Kinderfriedensbild ging an Daria Heß aus Deutschland für „Happiness“. Es zeigt die 15-Jährige bei einem Sprung in einer bewaldeten Kulisse. Frieden stehe für sie für jene Kraft, sich mehr von den schönen Dingen als von Schwierigkeiten leiten zu lassen.
Die weiteren Awards gingen für „Women, Life, Freedom“ an Maryam Saeedpoor (Iran), die in ihren Bildern mit subtilen Mitteln den Hijab, das Kopftuch, thematisiert, und für „Inversion“ an Danila Tkachenko (Italien/Russland), deren großformatige Bilder von zerstörten Gebäuden in der Ukraine vor Touristenattraktionen in Europa zeigt. In „The Dancer“ von Antonio Aragón Renuncio (Spanien), das als Einzelbild einen Award erhielt, tanzt ein Kind mit Behinderung im Rollstuhl von der Elfenbeinküste, in Vorfreude auf eine neue Orthese. Insgesamt waren für den jährlich stattfindenden Bewerb dieses Jahr 21.220 Bilder aus 112 Ländern weltweit eingereicht worden.
Heute einen Friedenspreis auszuloben, sei nicht anachronistisch, sondern das Gegenteil davon, sagte Nationalratspräsident Sobotka in seinen Begrüßungsworten. Der Fokus werde sonst durchwegs auf Kriegsszenarien gerichtet – dennoch gebe es immer wieder Friedensbewegungen durch Einzelinitiativen und durch politisches Engagement. Was Konflikte generell betrifft, werde es nur im Dialog gelingen, diese zu überwinden, so der Nationalratspräsident. Der Rahmen dafür könne nur eine liberale Demokratie sein, die die unterschiedlichen Standpunkte ohne auszugrenzen mit Klarheit zu beantworten wisse. Aus Sicht von Sobotka ließen die Global Peace Photo Awards das Thema Frieden in das tägliche Leben einfließen, indem Fotografinnen und Fotografen ausgezeichnet würden, die mit der Kamera den Finger „in die Wunde gelegt“ haben.
Das Thema Frieden werde „ernster und ernster“, sagte der Gründer und Organisator des Awards, Lois Lammerhuber, der die Preisverleihung einleitete und moderierte. Der neue Rekord an heuer eingereichten Bildern sei auch ein trauriger, zumal er auch die steigende Sehnsucht nach Frieden widerspiegle. Im Hinblick auf enorme Zahlen an Abholzungen, neue Wüsten, giftige chemische Abfälle, CO2 und Rüstungsausgaben würden die Friedensbilder dazu auffordern, mit ihnen die Hoffnung auf eine friedliche Welt zu teilen, so Lammerhuber. Es gelte, die strahlenden Farbtöne wie in der Fotografie wiederzufinden. Das sei die Herausforderung der kommenden Jahre und des Global Peace Photo Award.
Frauen- und Friedensaktivistin Rosa Logar, Gründungsmitglied von WILPF – Women’s International League for Peace and Freedom Austria, hielt eine Keynote zum Thema „Warum wir den Frieden ins Bild rücken müssen“. „Wir müssen es, um dem Thema Frieden Raum und friedlichen Entwicklungen ihre Chance zu geben“, so Logar. Der Global Peace Photo Award stelle einen Gegenpol zur Dominanz des Kriegerischen dar, indem er sich bewusst dem Thema Frieden widme. Gegenüber enormer militärischer Aufrüstung sei der Frieden unterfinanziert, bedauerte Logar. Die WILPF fordere daher die Bereitstellung von 500 Millionen Euro – so viel habe die Erneuerung der österreichischen Panzerflotte gekostet – sowie ein eigenes Friedensministerium. Beides brauche es, damit es überhaupt Friedenspolitik gebe. Logar dankte den Preisträgern und Preisträgerinnen, die mit ihren Werken zeigen würden, dass Frieden möglich und Kriege ausweichlich seien.
Zum Kinderfriedensbild sprach Hubert Schultes, Präsident von UNICEF Österreich, unter dem Titel „Peace for every child“. Aus seiner Sicht gehe es um zwei wesentliche Dinge, die auch in den Bildern angesprochen würden – um das Wohlbefinden und um die Kinderrechte. Kinder müssen in Frieden und Partizipation aufwachsen können, so der UNICEF-Präsident. Die Teilhabe sei auch ein zentrales Element, wenn beim Kinderfriedensbild eben Kinder ihre Sicht auf Kinderrechte, Frieden und Wohlbefinden richten können.