Muholi Zanele Miss D vine I Courtesy Yancey Richardson New York and The Walther Collection
Im Münchner Haus der Kunst wird die Ausstellung „Trace Formations of Likeness“ Fotografie und Video aus The Walther Collection vorgestellt. Die große Übersichtsausstellung ist in enger Kooperation mit The Walther Collection entstanden, einer in New York City und Neu-Ulm ansässigen Kunststiftung, die für ihre kritische Auseinandersetzung mit historischer und zeitgenössischer Fotografie sowie Medienkunst bekannt ist.
Installationsansicht Foto Maximilian Geuter
Die mehr als 1000 ausgestellten Werke von Künstler*innen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund sowie Archiv-, Dokumentar- und Gebrauchsfotografie bilden einen globalen Kontext, um über die unterschiedlichen Entwicklungen der heutigen Fotografie nachzudenken. Gemeinsam zeigen sie die Eigenschaft des Mediums, sowohl als Instrument der Selbstermächtigung und -definition als auch als Instrument der Kontrolle und Unterwerfung eingesetzt zu werden.
The WaltherCollection Seydou Keita Untitled Courtesy The Pigozzi Collection Geneva and The Walther Collection
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Porträtfotografie von Menschen, Objekten und Orten sowie auf der Nachzeichnung gesellschaftlichen Wandels in unterschiedlichen geografischen, soziopolitischen und kulturellen Räumen. Das fotografische Porträt wird als Mittel zur Gestaltung von Identität, zum Vorantreiben von sozialem Wandel sowie als subversive Strategie der Sichtbarkeit eingesetzt. Die Porträtfotografie ist oftmals verbunden mit einer eingehenden Untersuchung der Politik von Erinnerung, Geschichte und Verkörperung.
Die ausgestellten Porträts reichen von Zanele Muholis visuellem Aktivismus mit ihrer eindringlichen Präsentation Schwarzer Angehöriger der südafrikanischen LGBTQ+ Szene, über Accra Shepps Serie von Occupy Wall Street Demonstrant*innen, die in den Straßen von New York gegen soziale und wirtschaftliche Ungleichheit aufbegehren, bis hin zu Zhang Huans Dokumentationen seiner Performances, in denen das menschliche Antlitz in eine Bühne verwandelt wird, die kulturelle Zugehörigkeit zum Ausdruck bringt.
The Walther Collection Martina Bacigalupo Courtesy The Walther Collection
Die beträchtliche Breite und dialogische Reichweite umfasst Werke aus den letzten drei Jahrhunderten und vereint Künstler*innen aus Afrika, Amerika, Europa und Asien. Sie betrachtet nicht nur die parallelen Geschichten des Mediums, sondern zeigt auch seine Materialität sowie seine kategorisierenden und seriellen Strukturen auf und stellt diese in Frage.
Wie eine Reihe anderer Ausstellungen, beispielsweise die parallel in der Mittelhalle gezeigte Ausstellung „All-Over“ von Hamid Zénati, zielt sie darauf ab, Kanons und Traditionen in Frage zu stellen und jene Stimmen in den Vordergrund zu bringen, die historisch vernachlässigt wurden. „Trace“ hinterfragt herkömmliche Perspektiven und dominante Blickrichtungen und erinnert einmal mehr daran, wie wichtig es ist, global zu denken und lokal zu handeln.
Kuratiert von Anna Schneider mit Hanns Lennart Wiesner.
Entwickelt in enger Zusammenarbeit mit The Walther Collection mit kuratorischer Beratung von Renée Mussai.