Macht KI Juroren bei Fotowettbewerben bald überflüssig? Kann sein, denn einige Wettbewerbe setzen schon heute KI zur Unterstützung bei der Vorauswahl der eingereichten Bilder beziehungsweise bei der Jurierung ein. So etwa der Photoindustrie Verband (PIV) bei seinem diesjährigen Blende-Wettbewerb, der für sich in Anspruch nimmt, der populärste und größte in Deutschland zu sein. Auch die Fotofachzeitschrift Colorfoto will bei ihrem aktuellen, noch bis zu 7. Juli 2023 laufenden Wettbewerb neben einer traditionellen Fachjury KI von dem Softwareanbieter Excire verwenden und den so gewählten Sieger mit einem Sonderpreis auszeichnen. Nun hat das Lübecker Softwarehaus selbst einen Wettbewerb für Digitalfotografie ausgeschrieben, bei dem eine von dem Unternehmen entwickelte Software die ästhetische Qualität die hochgeladenen Digitalfotos bewertet.
In einer Zeit, wo praktisch jeder durch den Besitz leistungsstarker Kameras, die Fotografie einerseits zur schnellen Kommunikation aber andererseits auch als Ausdruck des individuellen Gestaltungswillens und ästhetischen Empfindens nutzen kann, stellt sich immer öfter die Frage, wie wir sicherstellen können, dass unsere Fotos auch ästhetischen Ansprüchen genügen. Bisher gab es dafür nur die Möglichkeit, sie durch das eigene soziale Umfeld beurteilen zu lassen oder sie in Tools hochzuladen, wo sie von einer Jury bei Wettbewerben oder von einer Foto-Community bewertet wurden. KI zur ästhetischen Bewertung, wurde nur selten eingesetzt und stand auch nur begrenzt zur Verfügung. So etwa mit den von Google entwickelten Projekten NIMA (Neural lmage Assessment) oder das von dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) veröffentlichte Werkzeug, LaMem (Large-scale Image Memorability) das Aditya Khosla, Akhil Raju, Antonio Torralba und Aude Oliva betreut wird. Letzteres bewertet, wie stark sich ein Foto im Gedächtnis einprägt. Neben klassischen technischen und gestalterischen Kriterien der Fotobewertung spielen persönliche Empfindungen dabei aber stets eine große Rolle. Mit der neuen KI-Technologie können nun Systeme anhand einer großen Menge an Bildern lernen und Muster erkennen, um auch ästhetische Kriterien zu verstehen. Sie nutzen neuronale Netzwerke und maschinelles Lernen, um ein tieferes Verständnis für Komposition, Farbharmonie, emotionale Wirkung und andere ästhetische Elemente zu entwickeln. Diese Technologie ermöglicht es, Fotos nicht nur technisch, sondern auch ästhetisch zu bewerten und wertvolles Feedback zu erhalten.
Bedeutung von Ästhetik in der Fotografie
„Die Fotoästhetik beruht auf der Qualität und Anziehungskraft eines Fotos, in Bezug auf seiner visuellen Schönheit und seiner ästhetischen Wirkung. Die Wahrnehmung von Ästhetik ist subjektiv und kann von Person zu Person variieren, aber es gibt einige allgemeine Merkmale, die ein Foto als ästhetisch ansprechend kennzeichnen“, so die Veranstalter des Excire Wettbewerbs. Nach ihrer Überzeugung zeichnen sich ästhetische Fotos durch eine gelungene Komposition aus, in der die Elemente im Bild harmonisch angeordnet sind und ein ausgewogenes Verhältnis von Formen, Farben und Linien aufweisen. Zudem spielt die Anordnung von Haupt- und Nebenmotiven im Bildraum eine entscheidende Rolle, um eine ansprechende visuelle Balance zu erzeugen. So sollen Emotionen und Stimmungen beim Betrachten geweckt werden. Fotos können durch den Einsatz von Licht und Schatten, Farbkontrasten oder durch die gezielte Wahl des richtigen Moments und der Perspektive eine bestimmte Atmosphäre erzeugen. Ein ästhetisches Foto vermag es, die Betrachtenden in eine bestimmte Welt oder Geschichte einzubeziehen und eine Verbindung zu ihnen herzustellen.
Nicht zuletzt trägt aber auch die technische Qualität zur ästhetischen Wirkung einer Fotografie bei. Die Wahl von Schärfe, Kontrast und Belichtung sorgen dafür, dass ein Foto visuell ansprechend wirkt. Ebenso kann die Nachbearbeitung dazu beitragen, die gewünschte Ästhetik zu verstärken. Letztendlich werden Fotos als ästhetisch empfunden, wenn sie die Fähigkeit besitzen, einen visuell zu fesseln und Emotionen hervorzurufen. Gute Fotos sind das Ergebnis einer gelungenen Kombination aus Komposition, Stimmung, Technik und der kreativen Umsetzung des Motivs in ein Bild.
So bewertet die Excire KI die Fotos
Der Juror, die künstliche Intelligenz von Excire, hat anhand einer großen Zahl von Fotos gelernt, wie man gute und schlechte Fotos unterscheidet, behauptet das Unternehmen. Die Musterdaten wurden von vielen professionell aber auch privat fotografierenden Personen ausgewählt, um verschiedene Aspekte der Bildqualität und Ästhetik bestmöglich zu erfassen. Die KI von Excire hat bereits in mehreren Fotowettbewerben als Juror fungiert. Bei den Fotowettbewerben der Fotofachzeitschrift Color Foto und dem Blende Fotowettbewerb des PIV wurde jeweils ein Sonderpreis für Fotos ausgelobt, die von der KI als Gewinner gekürt wurden.
So funktioniert das „Fotos bewerten lassen“ bei dem Excire Fotowettbewerb
Hier können Fotos in drei einfachen Schritten beim Wettbewerb einreicht werden. Wer teilnehmen möchte, gibt zunächst seine E-Mail-Adresse und Namen ein, lädt dann seine Bilder vom Computer hoch und reicht sie durch Absenden des Formulars für den Wettbewerb ein. Wer möchte, kann noch die Aufnahmedaten dazu notieren. Pro Tag können fünf Fotos eingereicht werden.
Das gibt es zu gewinnen
Neben Ruhm und Ehre gibt es wahlweise eine Version von Excire Foto 2022 oder Excire Search 2022 für das Foto zu gewinnen, das am Ende des Monats auf Platz eins ist. Wer schon eine Excire Lizenz besitzt, erhält den entsprechenden geldwerten Betrag. Zusätzlich werden die Gewinnerfotos auf dem Excire Instagram-Kanal veröffentlicht.
Teilnahmebedingungen
Dieser Fotowettbewerb ist gedacht für alle ambitionierten Hobbyfotograf:innen, die gerne eine objektive Einschätzung ihrer Fotografien haben möchten. Teilnehmen kann jeder und jede, der oder die über 18 Jahre ist und Spaß am Fotografieren hat. Der Wettbewerb läuft vom 01.07.2023 bis zum 31.07.2023. Alle Infos finden Sie auf der Excire Webseite zum Wettbewerb. https://competition.excire.com/
Die aktuellen am besten bewerteten Fotos werden auf der Excire Webseite veröffentlicht. Es sind allesamt schöne, sprich ästhetisch ansprechende Fotografien. Wir haben jedoch den Eindruck, dass die KI-Jurierung romantische Landschaften, ungewöhnliche Porträts bevorzugt. Das mag allerdings auch an den Motiven der eingereichten Fotografien liegen.