Den Verlauf der Zeit sichtbar gemacht: Der Fotograf Stephen Wilkes hat es sich zur Aufgabe gemacht, berühmte Orte, Küsten, Plätze und Landschaften der Welt mit all ihren Details und Ereignissen zu erfassen. Dazu hat er im Laufe der Jahre eine aufwändige Technik der Panoramafotografie entwickelt: Von einem festen, meist erhöhten Blickwinkel aus nimmt er im Laufe eines Tages, beginnend am frühen Morgen und endend am späten Abend, über 1.500 Fotos auf und verarbeitet diese Fülle bildlicher Informationen, indem er akribisch ausgewählte Einzelbilder zu einem einzigen Tableau zusammenfügt.
Buchseiten aus Stephen Wilkes „Day to Night“
Serengeti National Park, Tanzania 2015, Copyright Stephen Wilkes
Wilkes begeisterten früh David Hockneys große Bilder, bei denen dieser eine Reihe einzelner Aufnahmen aneinandersetzte, während er seine Kamera durch das Szenenbild bewegte, dabei 250 Einzelbilder jeweils aus einem leicht veränderten Blickwinkel und einem anderen Zeitpunkt aufnahm, die er wiederum zu einem einzigen Bild zusammenfügte.
Buchseiten aus Stephen Wilkes „Day to Night“
Gondolieres fahren duch den Canale Grande auf Gondeln im Stil des 16. Jahrrhunderts bei der jährlichen Regata Storica in Venedig Copyright Stephen Wilkes
Der Schriftsteller, Kurator und Kunstkritiker Lyle Rexer beschreibt in seiner Einführung zu dem Bildband den Werdegang und die besondere Arbeitsweise, die Stephen Wilkes im Laufe der Jahre entwickelt hat. Bereits 1987 versuchte dieser am Strand von Kalifornien angesichts des ausgedehnten Areals mit einer Panoramakamera und langer Brennweite eine Aufnahme zu machen, die alles erfasst. Später beeindruckte ihn das analoge 4×5-Zoll-Negativformat mit seiner Schärfentiefe und Detailgenauigkeit.
Buchseiten aus Stephen Wilkes „Day to Night“
Es sollte danach weitere 12 Jahre dauern, bis digitale Großformatkameras und Photoshop technisch so ausgereift waren, dass sich Stephen Wilkes die Möglichkeit bot, in der von ihm entwickelten „Day-to-Night-Fotografie“ von ein und demselben Standort über den Tag hinweg eine unbegrenzte Anzahl von Aufnahmen in hoher Auflösung zu machen und diese später in einem aufwändigen Verfahren zu einem Bild zusammenzufügen.
Buchseiten aus Stephen Wilkes „Day to Night“
Am späten Nachmittag entstand dieses wunderbare Bild – Stonehenge umflossen von Wolken im Licht der untergehenden Sonne, copyright Stephen Wilkes
Der im Taschen Verlag, Köln, erschienene Bildband „Day to Night“ präsentiert – zumeist doppelseitig sowie einigen einfach oder gar zweifach ausklappbaren, dann fast einen Meter breit – 60 dieser epischen Panoramen, die zwischen 2009 und 2022 entstanden sind. Auf diesen sind zudem einige der unzähligen Details zu entdecken, die wesentlicher Bestandteil der endgültigen Komposition und gleichzeitig eigene kleine Kunstwerke sind. Jedes einzelne Bild der symbolträchtigsten Orte der Welt – von der Serengeti in Tansania bis zur Blauen Lagune in Island, vom Grand Canyon bis Coney Island, vom Trafalgar Square in London bis zum Times Square, zum Central Park und zur Brooklyn Bridge in New York, vom Eiffelturm in Paris bis zum Vatikan in Rom, vom Ganges in Indien zu den Tulpenfeldern in Bergen – ist ein faszinierender Trip von der Morgen- bis zur Abenddämmerung.
Auf Wilkes‘ großformatigen Farbfotografien ist das tägliche Pulsieren natürlicher und künstlicher Sehenswürdigkeiten der Welt völlig neu zu erleben.
H.-G. v. Zydowitz
Stephen Wilkes – Day to Night
Text: Lyle Rexer
Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch
296 Seiten
Format: 25 x 34 cm, Hardcover, teilweise mit Ausklappseiten
Köln, Taschen Verlag
ISBN: 978-3-8365-9257-4;
Preis 60 Euro