Sechs Jahrzehnte Fotos vom roten Planeten: Galileo Galilei beobachtete den Mars erstmals 1610, seither ist der Rote Planet eine faszinierende Quelle für die Forschung, aber auch die menschliche Fantasie. Astronomen der Antike, die von dem feurigen Leuchten des Mars am Nachthimmel fasziniert waren, benannten den Planeten nach ihrem Kriegsgott. In den folgenden Jahrhunderten war er stets ein Quell endloser Spekulationen und wurde wegen seiner potenziellen Bewohnbarkeit zu einem Leuchtfeuer der Hoffnung.

Every Mars lander has at least one
Earthbound twin, an engineering model
on which operators test commands
before sending them to Mars. Before
landing, operations tests are conducted
in Earth deserts. Carl Sagan, a member
of the Viking team, stands next to the
model during one of those tests in 1980.
© NASA/JPL-Caltech
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In sechs Jahrzehnten bahnbrechender Forschungsmissionen hat die NASA die Geheimnisse des roten Planeten nach und nach enthüllt und eine Welt offenbart, die unserer gar nicht so unähnlich ist und vermutlich einst auch einmal belebt war. Der große, im Taschen Verlag, Köln, erschienene Bildband „Mars“ enthält sowohl die frühesten Nahaufnahmen des Mars, die 1964 das Raumfahrzeug Mariner 4 machte – die ersten Bilder von einem anderen Planeten überhaupt –, als auch die historischen Illustrationen aus einer Zeit, als Neugier und Fantasie dem wissenschaftlichen Fortschritt voraus waren.

NASA planned its first missions to
Mars on maps that still showed linear
canali connecting Mars’s darker spots.
Mariner 4 revealed a Moon-like surface
bearing impact craters, and canali
vanished from NASA maps thereafter.
© Library of Congress

A Delta II rocket lifts off from Cape Canaveral
, Florida, on April 7, 2001,
carrying the Mars Odyssey orbiter. Still
in operation as of 2024, Odyssey is the
longest-lasting spacecraft in Mars orbit,
a record that will be difficult to surpass.
© NASA/KSC
Wissenschaft und Kunst kollidieren in den NASA-Luftbildern späterer Orbitermissionen, die uralte Flussbetten, polare Eiskappen, Dünen und Staubwinde, riesige Canyons und hoch aufragende Vulkane in einer unendlich abwechslungsreichen Landschaft zeigen. Während sie die zerklüftete Marsoberfläche überquerten, dienten die NASA-Rover in den vergangenen 25 Jahren als technische Erweiterungen der Menschheit. Sie bohrten Löcher, suchten nach Spuren von Wasser und lieferten Bilder von Bergzügen und fantastischen Sonnenuntergängen. Hunderte topaktueller Fotos aus den umfangreichen Archiven der NASA stammen von Wissenschaftlern, die fortwährend daran arbeiten, den Mars besser zu verstehen.

A camera mounted to the top deck of the
Perseverance rover captured the
deployment and inflation of its supersonic parachute during its descent to Mars in 2021. The red-and-white
stripes both help engineers map the
motions of the parachute and encode two secret messages: the geographic
coordinates of the Jet Propulsion Laboratory and the lab motto “dare mighty things.”
© NASA/JPL-Caltech

A crescent view of Mars captured by the Viking 2 orbiter in 1976. A bright
edge to the disk is the sun filtering through dust and ice crystals. In the wintry south, morning frost fills Hellas basin.
© NASA/JPL-Caltech/Emily
Lakdawalla
Essays des früheren leitenden Wissenschaftlers der NASA, James L. Green, und des JPL-Ingenieurs Rob Manning vermitteln einen tiefen Einblick in die Geschichte der Marsforschung und die Herausforderungen, die die Vorbereitung dieser bahnbrechenden Missionen mit sich bringen. Die Bildunterschriften der Planetenforscherin Emily Lakdawalla erläutern sachkundig den Inhalt und den technischen Kontext eines jeden Bildes. Ein Vorwort der bekannten Dichterin Nikki Giovanni und eine Einleitung der Kuratorin Margaret A. Weitekamp heben hervor, welche Bedeutung der Mars als „Leuchtfeuer am Nachthimmel“ in unserer kulturellen Vorstellung hat.
Dank der aktuellen Forschungen ist der Mars heute von einem weit entfernten Rätsel zu einem greifbaren Territorium geworden, in dem nun praktisch jedes Sandkorn beobachtet werden kann. Der große Bildband feiert die außergewöhnlichen Fortschritte der NASA und lässt uns unsere Nachbarwelt besser verstehen als je zuvor.
H.-G. v. Zydowitz
Mars – Photopraphs from the NASA-Archives
Text: Nikki Giovanni, James L. Green, Emily Lakdawalla, Rob Manning, Margaret Weitekamp
740 Seiten
Format: 31 x 31 cm, Hardcover mit Ausklappseiten
Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch
Köln, Taschen Verlag
ISBN: 978-3-8365-8646-7;
Preis: 50 Euro