Vom 6. – 24. November 2024 wird in der Münchner Pinakothek der Moderne der Prix Pictet Human ausgestellt, der die Arbeiten von zwölf herausragenden Fotograf:innen, die für die Shortlist des zehnten Zyklus des Prix Pictet nominiert wurden, präsentiert. Der Prix Pictet ist der weltweit führende Preis für Fotografie und Nachhaltigkeit. Er wurde 2008 von der Pictet-Group mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Kraft der Fotografie einzusetzen, um Menschen für drängende globale Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren. Jeder der bisher zehn Zyklen war mit seinem Thema einem spezifischen Nachhaltigkeitsaspekt gewidmet.
Die Arbeiten der Fotografen bringen die vielfältigen Facetten des Themas Human eindrucksvoll zur Geltung und befassen sich auf einzigartige Weise mit unserer zwischenmenschlichen Verbundenheit und dem breiten Spektrum unserer Interaktionen mit der Welt. Die Shortlist-Portfolios decken verschiedene fotografische Stilrichtungen wie Dokumentar-, Porträt- und Landschaftsfotografie sowie Licht- und Prozessstudien ab und befassen sich mit vielseitigen Themen, wie der Not indigener Völker, lokalen wie globalen Konflikten, der Kindheit, dem wirtschaftlichen Zerfall, den Spuren menschlicher Besiedlung und industrieller Entwicklung, Bandenkriminalität, Grenzgebieten und Migration.
Im September 2023 wurde die indische Fotografin Gauri Gill zur Gewinnerin des mit 100.000 Schweizer Franken dotierten Prix Pictet Human gekürt. Eine unabhängige Jury hat aus den zwölf Shortlist-Kandidat:innen Gauri Gill als Siegerin ausgewählt. Gauri Gills Werk ist Ausdruck ihrer Überzeugung, durch „aktives Zuhören“ mit der und durch die Gemeinschaft zu arbeiten. Seit mehr als zwei Jahrzehnten befasst sich Gauri Gill intensiv mit Randgruppen, die in der Wüste West-Rajasthans in Nordindien leben. In den letzten zehn Jahren lag ihr Fokus auf indigenen Künstler:innen in Maharashtra.
Zum Abschluss der Ausstellung im Victoria & Albert Museum wurde der kolumbianische Fotograf Federico Ríos Escobar zum Gewinner des Prix Pictet People’s Choice Award gekürt. Dieser mit 10.000 Schweizer Franken dotierte Publikumspreis wurde damals zum ersten Mal vergeben. In seinen bewegenden Bildern zeigt Ríos Escobar die erschütternde Realität südamerikanischer Kinder, deren Eltern die gefährliche Durchquerung des Darién Gap, eines nahezu undurchdringlichen Dschungelgebiets zwischen Kolumbien und Panama, wagen. Mit dem neu geschaffenen People’s Choice Award sollen die Ausstellungsbesucher:innen ihren Favorit:in unter den Finalist:innen wählen können, um so weitere Debatten zum zentralen Thema des Preises anzuregen.
Die für die Shortlist nominierten Fotograf:innen:
Hoda Afshar, Iran
Gera Artemova, Ukraine
Ragnar Axelsson, Island
Alessandro Cinque, Italien / Peru
Siân Davey, Vereinigtes Königreich
Gauri Gill, Indien
Michał Łuczak, Polen
Yael Martínez, Mexiko
Richard Renaldi, USA
Federico Ríos Escobar, Kolumbien
Vanessa Winship, Vereinigtes Königreich / Bulgarien
Vasantha Yogananthan, Frankreich
Seit mehr als 40 Jahren verfolgt Ragnar Axelsson die dramatischen Veränderungen im Leben von indigenen Völkern, in den Landschaften und Umgebungen am Rande der bewohnbaren Welt. In seinen Arbeiten bringt Alessandro Cinque seine Sorgen um das Leben und das Verschwinden des Heimatlands der indigenen Völker der Anden zum Ausdruck. Gauri Gill verbrachte mehr als zwei Jahrzehnte damit, die Freude, den Schmerz und die Zärtlichkeit der Menschen fotografisch festzuhalten, die in der abgelegenen indischen Wüstenregion Rajasthans versuchen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Federico Ríos Escobar bietet Einblicke in das Leben südamerikanischer Kinder, deren Eltern sich auf den Weg machen, das gefährliche Dschungelgebiet an der Grenze zwischen Kolumbien und Panama, auch Darién Gap genannt, zu durchqueren.
Michał Łuczak dokumentiert die unauslöschbaren Spuren, die die einst florierende Bergbauindustrie in Oberschlesien, Polen, hinterlassen hat. Gera Artemovas visuelles Tagebuch beginnt mit dem russischen Angriff auf ihre Heimatstadt Kiew, Ukraine, am 24. Februar 2022. In den Werken von Vasantha Yogananthan spiegeln sich die Träume und die Verzweiflung der Generation wider, die Hurrikan Katrina als Kind in New Orleans, USA, miterlebt hat.
Vanessa Winship schafft einfühlsame Porträts von Schulmädchen aus dem türkischen Grenzgebiet. Die Inseln Hormuz, Qeshm und Hengam mit ihren einzigartigen und ursprünglichen Landschaften bilden das Herzstück von Hoda Afshars Werk. Die perforierten Fotografien von Yael Martínez entstanden als Reaktion auf das Verschwinden von Familienmitgliedern, die Opfer von Gewalt wurden – Alltagsgeschehen im mexikanischen Staat Guerrero. Richard Renaldi und Siân Davey verwenden beide in ihren Arbeiten den Garten als Ort der Hoffnung und des Neubeginns, als einen Ort, der als Metapher für das menschliche Herz und mögliche Quelle der Harmonie dient.
Zu der Ausstellung ist bei Hatje Cantz ein Bildband erschienen, in dem neben den Werken der Shortlist-Kandidat:innen auch eine Auswahl von Arbeiten anderer für den Prix Pictet nominierter Fotograf:innen präsentiert wird. Der Bildband enthält Essays des Historikers David Christian und des Schriftstellers Meehan Crist sowie ein von Michael Benson, Direktor des Prix Pictet, geführtes Interview mit dem Fotografen Sebastião Salgado, dem Großmeister der humanistischen Fotografie.
ÜBER DEN PRIX PICTET
Der Prix Pictet ist der weltweit führende Preis für Fotografie und Nachhaltigkeit. Er wurde 2008 von der Pictet-Group mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Kraft der Fotografie einzusetzen, um Menschen weltweit für drängende Umweltthemen zu sensibilisieren. Jeder der bisher zehn Zyklen war mit seinem Thema einem spezifischen Nachhaltigkeitsaspekt gewidmet.
Die Kandidat:innen werden nominiert. Die Nominierung für den Prix Pictet liegt in den Händen eines globalen Netzwerks von mehr als 300 Kritiker:innen, Kurator:innen und anderen Expert:innen für die bildenden Künste. Diese werden gebeten, Empfehlungen für Portfolios auszusprechen, die den Anforderungen des Preises bezüglich erzählerischer Kraft und künstlerischer Qualität gerecht werden. Seit dem ersten Zyklus des Prix Pictet wurden über 5.000 Fotograf:innen nominiert, deren Arbeiten alle auf die eine oder andere Weise den fragilen Zustand unseres Planeten dokumentieren.
Aus diesen Kandidat:innen wählt eine unabhängige Jury eine Shortlist von Finalist:innen aus, deren Arbeiten als besondere künstlerische Leistung angesehen werden und ein überzeugendes Narrativ zum Thema der jeweiligen Zyklus liefern. Nach Beurteilung der Arbeiten der Finalist:innen in einem Ausstellungskontext kürt die Jury den:die Gewinner:in des mit 100.000 Schweizer Franken dotierten Preises.
Eine Ausstellung mit einer Werkauswahl aller Finalist:innen reist anschließend um die Welt, mit Stationen in bis zu zwölf Städten, um diese Arbeiten einem breiten internationalen Publikum zugänglich zu machen. Bis dato fanden im Rahmen des Prix Pictet mehr als 120 Ausstellungen in über 45 Städten weltweit statt.
Die Preisträger:innen der bisherigen neun Zyklen waren: Benoit Aquin (Water, 2008), Nadav Kander (Earth, 2009–10), Mitch Epstein (Growth, 2011), Luc Delahaye (Power, 2012–13), Michael Schmidt (Consumption, 2014), Valérie Belin (Disorder, 2015–16), Richard Mosse (Space, 2017–18), Joana Choumali (Hope, 2019–20) und Sally Mann (Fire, 2021–22).
Für die organisatorische Umsetzung in der Pinakothek der Moderne ist Franziska Kunze, Sammlungsleiterin für Fotografie und Zeitbasierte Medien, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, zuständig.