Die documenta ist neben der Biennale in Venedig die weltweit bedeutendste Ausstellungsveranstaltung für zeitgenössische Kunst. Sie findet alle fünf Jahre in Kassel statt und wird das nächste Mal vom 12. Juni bis 19. September 2027 unter der Leitung von Naomi Beckwith ihre Strahlkraft beweisen müssen. Die documenta präsentiert einen Querschnitt durch die aktuelle Kunst aus dem Blickwinkel des jeweiligen Kurators, der im Kontext der documenta künstlerischer Leiter genannt wird. Ihre Geschichte ist voller Gegensätze und Brüche, in der sich unterschiedliche künstlerische und kuratorische Haltungen, Philosophien und Theorien ebenso widerspiegeln wie politische und gesellschaftliche Zeitströmungen.
„Naomi Beckwith wurde von der internationalen Findungskommission ausgewählt und vom Aufsichtsrat berufen.“ Dies verkündete der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann kurz vor Weihnachten.Naomi Beckwith ist stellvertretende Direktorin und Jennifer & David Stockman-Chefkuratorin am Solomon R. Guggenheim Museum and Foundation in New York. Dort betreut sie Sammlungen, Ausstellungen, Publikationen, kuratorische Programme und Archive und verantwortet die strategische Ausrichtung innerhalb des internationalen Netzwerks der angegliederten Museen.
Zuvor hatte sie kuratorische Positionen am MCA Chicago und am Studio Museum in Harlem inne. Als Absolventin des Courtauld Institute of Art hat Beckwith renommierte Ausstellungen und monografische Projekte (mit)organisiert, darunter die preisgekrönte Ausstellung Howardena Pindell: What Remains to Be Seen (2018, MCA Chicago, USA) und The Freedom Principle: Experiments in Art and Music, 1965 to Now (2015, MCA Chicago, USA). Sie war Mitglied des Kurator*innenteams zur Realisierung der von Okwui Enwezor vor seinem Tod konzipierten Ausstellung Grief and Grievance: Art and Mourning in America (2021, The New Museum, New York). Ihre Ausstellungen, Vorträge und Publikationen beschäftigen sich mit der Wirkung und Resonanz Schwarzer Kultur auf multidisziplinäre Praktiken in der globalen zeitgenössischen Kunst. Als Wissenschaftlerin und Kunsthistorikerin war Beckwith Gastprofessorin an der Northwestern University und der School of the Art Institute of Chicago (beide Chicago, USA). Beckwith wurde vom High Museum of Art in Atlanta (USA) mit dem David-C.-Driskell-Preis für afroamerikanische Kunst und Kunstgeschichte 2024 ausgezeichnet. Derzeit leitet sie außerdem das Kurator*innenteam des Palais de Tokyo in Paris für die Herbstausstellungen 2025, die als „American Season“ bekannt sind.
„Es ist eine außerordentliche Ehre, zur Künstlerischen Leitung der documenta 16 gewählt zu werden. Die documenta ist eine Institution, die der ganzen Welt und genauso auch Kassel gehört. Sie ist auch eine Institution, die sich im ständigen Dialog mit der Geschichte befindet und gleichzeitig ein Barometer für Kunst und Kultur in der unmittelbaren Gegenwart ist“, freut sich Naomi Beckwith, „ich bin voller Demut angesichts der Tragweite dieser Verantwortung und freue mich gleichermaßen darauf, meine Forschungsergebnisse und Ideen mit dieser geschichtsträchtigen und großzügigen Institution zu teilen: Sie bietet Künstlerinnen, Kuratorinnen und dem Publikum gleichermaßen Raum und Zeit für Konzentration, tiefgehende Studien, Erkundungen, Experimente und neue Erkenntnisse.“