DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam zeigt vom 6. September 2025 bis 8. Februar 2026 die Ausstellung Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau. Die Ausstellung widmet sich der Frage, wie die ostdeutschen Plattenbau-Siedlungen in der Kunst verhandelt werden. Wohnkomplex zeigt rund 50 Werke von Künstler:innen wie Karl-Heinz Adler, Sibylle Bergemann, Kurt Dornis, Markus Draper, Seiichi Furuya, Peter Herrmann, Sebastian Jung, Gisela Kurkhaus-Müller, Harald Metzkes, Sabine Moritz, Henrike Naumann, Nina Fischer & Maroan el Sani, Manfred Pernice, Uwe Pfeifer, Sonya Schönberger, Nathalie Valeska Schüler,Wenke Seemann, Robert Seidel, Christian Thoelke, Stephen Willats, Ruth Wolf-Rehfeldt und anderen. Präsentiert werden Installationen, Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Filme, die seit den 1970er-Jahren entstanden sind.
Präsentiert werden Installationen, Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Filme, die seit den 1970er-Jahren entstanden sind. Die Ausstellung zeigt Arbeiten, die den Plattenbau unterschiedlich betrachten und einordnen – als Ort des Wohnens, als Symbol sozialer Utopien und als Projektionsfläche gesellschaftlicher Veränderungen. Dabei steht der Plattenbau nicht nur als architektonisches Erbe im Zentrum, sondern als kultureller Resonanzraum, der Fragen nach Zugehörigkeit, Gemeinschaft und Erinnerung aufwirft. Die Ausstellung verzahnt dabei künstlerische Arbeiten mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen und reflektiert, wie sich urbane Räume auf Lebensentwürfe und soziale Gefüge auswirken.
Die Fotografien von Seiichi Furuya entstanden »gegen das Vergessen« als Erinnerungsfragmente und -dokumente einer vergangenen Zeit. Für die Ausstellung hat er eine Auswahl von knapp 300 Aufnahmen von Plattenbauten, Interieurs und Fernsehbildern aus seiner Zeit in Ostberlin und Dresden von 1985 bis 1989 ausgewählt, die in einer immer neuen, zufällig geordneten Abfolge als Projektion gezeigt werden.
In Sibylle Bergemanns Fotoserie P2 (1974–1981) scheint von der fortschrittlichen Wohnutopie der 1960er-Jahre nur noch wenig übriggeblieben. In den seriell-konzeptuell fotografierten Wohnzimmern spiegelt sich der Rückzug ins Private und das Verblassen eines sozialistischen Versprechens.
Die 1995 in Leipzig geborene Künstlerin Nathalie Valeska Schüler thematisiert in ihrer Arbeit Aufriss II den DDR-Plattenbautyp PH16 – exemplarisch umgesetzt in Leipzig-Grünau – als Symbol gesellschaftlicher Utopien, Zuschreibungen und Brüche. Mittels fotografischer Detailaufnahmen, 3D-gedruckten Modellen und architektonischer Strukturanalysen verwebt Schüler materielle Spuren – wie Fingerabdrücke in asbesthaltigem Morinol – mit Fragestellungen zu Sichtbarkeit, Herkunft und Wohnen damals wie heute.
Wohnkomplex eröffnet neue Perspektiven auf ein Bau- und Lebens-modell, das bis heute nachwirkt. Ursprünglich war der Plattenbau das Herzstück der DDR-Sozialpolitik, ein Ort der Vergesellschaftung und ein Symbol für den realsozialistischen Fortschritt – bis 1990. Nach dem Ende der DDR wurde er zum Schauplatz schmerzhafter Transformationen und zum Sinnbild für sozialen Niedergang und rassistische Gewalt. Als moderne Ruinen warteten die Gebäude auf ihren Abriss, wurden saniert oder umgebaut. Der Plattenbau ist nie zum Denkmal geworden, sondern gelebte Gegenwart geblieben. Er ist ein DDR-Erinnerungsort, an dem das Wohnen weitergeht.
Wohnkomplex – Kunst und Leben im Plattenbau in deutscher und englischer Sprache. Dieser präsentiert nicht nur die Werke der Schau im MINSK, sondern liefert zugleich eine kunst- und kulturhistorische Aufarbeitung eines wichtigen Kapitels der DDR- und Architekturgeschichte. Neben Texten von Kito Nedo und Kevin Hanschke umfasst der Katalog Gastbeiträge zum Wechselspiel von Kunst und Leben im Plattenbau: ein literarisches Essay der Schriftstellerin Grit Lemke, eine kulturhistorische Einordnung zur DDR-Plattenbaufotografie des Kulturhistorikers Prof. Bernd Lindner, ein Glossar der essenziellen Begriffe zum Komplex »Platte« von der Kunsthistorikerin Juliane Richter sowie eine Chronik zur Entwicklung der Plattenbauarchitektur und zur künstlerischen Innen- und Außenperspektive auf dieses Feld vom Architekten Philipp Meuser. Erscheinungsdatum: 6. September 2025.









