Vom 15. November 2024 bis 10. Januar 2025 kann man in der Salzburger Galerie Nikolaus Ruzicska die hyperrealistischen großformatigen Aufnahmen von Pflanzen und ausdrucksstarken Fotoportraits der österreichischen Fotokünstlerin Michaela Bruckmüller (*1971 Wels) bewundern. Die Bilder, die wie gemalt wirken und aus mehreren Zyklen stammen, werden erstmals in einer Einzelausstellung gezeigt. Anlässlich der Ausstellung sind zudem neue Arbeiten entstanden, die der Werkgruppe Grain angehören. Zitronenfalter, Nachtfalter und Libellen dienen Michaela Bruckmüller hier als Modelle und bilden einen weiteren thematischen Schwerpunkt ihres Œuvres. Die Insekten, die durch ihre scheinbare Lebendigkeit und Leuchtkraft bestechen, werden zusammen mit Bodenproben und Gräsern aus ihrem natürlichen Umfeld in die unendliche Schwärze eingebettet.
Ausgehend von der naturphilosophischen Schrift Über Werden und Vergehen von Aristoteles, in denen der griechische Philosoph theoretische Überlegungen über die Grundfragen des menschlichen Daseins anstellte, befasst sich Michaela Bruckmüller mit der Vergänglichkeit organischer Systeme. Zu ihren Motiven gehören Blumen, Baumpilze, Flechten und Wurzeln. Ein zentraler Fokus in den Arbeiten ist die Dunkelheit. Mit forscherischer Präzision sammelt die Fotokünstlerin, die auf jahrzehntelange Erfahrung in analoger Fotografie zurückblickt und über ein ausgedehntes botanisches Wissen verfügt, eine große Vielfalt organischer Sujets. Mithilfe unterschiedlicher fotografischer Aufnahmegeräte werden sie in tiefes Schwarz eingebettet. Dabei greift sie auf eine einzige Lichtquelle zurück, die sie wie einen Meißel verwendet, um die botanischen Körper aus dem Hintergrund heraus zu akzentuieren. Durch die optische Vereinzelung kommen kleinste, auch unscheinbare Details zum Vorschein.
„Das Eintauchen der Pflanzen in diese schwarze Leere hilft mir, die ihnen eigene Endlichkeit und Verletzlichkeit zu erforschen. Schwarz macht sichtbar und verlangt Präzision in der Ausführung“, so Michaela Bruckmüller. Künstler unterschiedlicher Epochen wie Caspar David Friedrich, Francisco de Goya, Pierre Soulages oder Kasimir Malewitsch beschäftigten sich mit der Radikalität und Wirkung der Farbe Schwarz. Dieses Faszinosum greift Bruckmüller auf und überführt es in Bildwelten, die in ihrer Komplexität einen eigenen visuellen Kosmos darstellen.
Das Herzstück der Ausstellung bilden ausgewählte Arbeiten aus den fortlaufenden Werkzyklen Danse Macabre und Sollst sanft in meinen Armen schlafen. Tulpen, Ranunkeln, Mohnblumen, Herbstzeitlosen, Maiglöckchen und Baumpilze werden einzeln in majestätischer Schönheit oder als Arrangements in diversen Stadien ihrer Existenz dargestellt. Einem Totentanz (Danse macabre) ähnlich, der die Gleichwertigkeit von Leben und Tod veranschaulicht, wird in den Fotografien der Moment der Schönheit und der Vergänglichkeit gleichermaßen eingefangen.
Galerie Nikolaus Ruzicska, Faistauergasse 12 in Salzburg