Im Herbst dieses Jahres fand in Zürich das Fotofestival „Open Your Eyes“ statt. Während des Festivals wurde die Schweizer Stadt zu einer Galerie, wo weltbeste Fotografie auf weltbeste Wissenschaft traf. Während des Festivals sollten den Besuchern die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen nahe gebracht werden und dargestellt werden, was schon erreicht worden ist und was nicht. Hier stellen wir Ihnen die Bildserie „Lesen für die Straßen von Teheran“ der Fotografin Maryam Firuzi vor, die zu dem 4. Ziel dem Recht auf Bildung, gezeigt wurde.
Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten
und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
Eine qualitativ hochwertige Bildung ist die Grundlage, um nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Neben der Verbesserung der Lebensqualität kann der Zugang zu integrativer Bildung dazu beitragen, Menschen mit den notwendigen Werkzeugen auszustatten, um innovative Lösungen für die grössten Probleme der Welt zu entwickeln.
Über 265 Millionen Kinder, 22 Prozent von ihnen im Grundschulalter, sind derzeit nicht in der Schule. Darüber hinaus fehlen auch vielen Kindern, die die Schule besuchen, die Grundkenntnisse im Lesen und Rechnen. In den letzten 10 Jahren wurden große Fortschritte bei der Verbesserung des Zugangs zu Bildung auf allen Ebenen und der Erhöhung der Einschulungsraten, insbesondere von Frauen und Mädchen, erzielt. Die grundlegenden Lesefähigkeiten haben sich enorm verbessert, doch es bedarf noch weiterer Anstrengungen für schnelleren Fortschritt zur Erreichung universeller Bildungsziele. So wurde beispielsweise weltweit die Gleichstellung von Mädchen und Jungen in Grundschulen erreicht, aber nur wenige Länder haben dieses Ziel auf allen Bildungsebenen erfüllt.
Die Gründe für den Mangel an qualitativ hochwertiger Bildung sind auf das Fehlen ausreichend ausgebildeter Lehrkräfte, den schlechten Schulzustand und ungleiche Möglichkeiten für Kinder aus ländlichen Gebieten zurückzuführen. Damit den Kindern armer Familien eine qualitativ hochwertige Bildung geboten werden kann, sind Investitionen in Bildungsstipendien, Workshops zur Lehrerfortbildung, der Bau von Schulen und besserer Zugang zu Wasser und Strom an Schulen erforderlich.
Schon gewusst?
750 Millionen Erwachsene
sind noch immer Analphabeten zwei Drittel davon sind Frauen.
Maryam Firuzi
Lesen für die Strassen von Teheran
Vitruv, der römische Architekt, benutzte zum allerersten Mal das Wort Strasse und teilte bei der Beschreibung seiner Landschaften die städtischen Orte in drei Kategorien ein: Tragisch, komisch und satirisch. In Teherans ständigem Aufruhr ist die Kulisse eher tragisch als satirisch.
«Meine Beziehung zur Stadt entwickelt sich immer zu einem Komplex, solange ich mich auf der Straße bewege und ihre Sehenswürdigkeiten, ob tragisch oder komisch, vergehen, ohne innezuhalten. Ich finde Schutz zwischen den Mauern meines Hauses und lasse den traurigen Tumult Teherans im Herzen seiner Straßen zurück. Jeden Tag lassen wir Stadtreisenden unsere Fantasien und Träume in unseren Häusern zurück und ziehen, ohne die tragische, komische oder satirische Szenerie Teherans wahrzunehmen, zusammen mit anderen Mitreisenden durch die Strassen, so schnell, dass wir die Route vergessen und nur noch an unseren Anfang und unser Ziel denken. Die Straßen sind zu einem Ort des Überholens und nicht des Nachdenkens geworden.
Nun trete ich in die Stadt ein. Ich mache meinen persönlichen Moment öffentlich. Ich lese Bücher. Ich vermische meine Fantasien mit der Stadt. Ich friere mich selbst in meinen eigenen Vorstellungen ein; vielleicht würde uns das dazu bringen, einen Moment innezuhalten und unsere Beziehung zueinander zu finden. Es könnte die Strassen zu einem Ort der Besinnung und Kommunikation machen und den Geist der Stadt erweitern.»
Lesen! Wenn die Menschen mehr lesen würden, behauptet Firuzi, wäre die Welt ein friedlicherer, besserer Ort. Denn Lesen macht toleranter, schafft Empathie für andere und Verständnis für ein anderes Leben als das eigene. Bei diesem Werk geht es um Ermutigung. Um ein Zeichen des Respekts für diejenigen, die noch träumen.
Maryam Firuzi, geboren 1986 in Shiraz, Iran, wandte sich früh der persischen Kalligrafie und Literatur zu, später der Malerei. Sie hat ein Diplom in Mathematik und einen Bachelor in Softwaretechnik. Sie studierte an der Kunstuniversität in Teheran und schloss mit einem Master in Filmwissenschaften ab.
Wer mehr über das Festival erfahren möchte, der findet Informationen in unserem Beitrag....