Vom 13. Juni bis 12. Oktober 2025 findet in Baden bei Wien wieder das beeindruckende Festival La Gacilly-Baden Photo statt, das in diesen Jahr unter dem Thema “ Australien und die Neue Welt“ steht. Das Festival erstreckt sich über 7 Kilometer Länge, aufgeteilt in eine Garten-Route und eine Stadt-Route. Der Eintritt ist frei. Hier stellen wir Ihnen die Fotografin Viviane Dalles mit ihrer Serie „Terra Nullius“ vor.
Dieser lateinische Ausdruck bezieht sich auf ein Land, das keinem Staat gehört, ein „Niemandsland“. Als die Briten Australien kolonisierten, entwickelten sie den Begriff terra nullius um die Invasion dieses Inselkontinents zu rechtfertigen. Sie betrachteten die Ureinwohner als minderwertige Rasse, die dazu bestimmt war, nur einen kleinen Teil der Bevölkerung zu bilden oder sogar ganz zu verschwinden. Am 28. April 1770 weigerte sich der britische Entdecker James Cook, die indigene Bevölkerung anzuerkennen. Zwei Jahrhunderte später, im Jahr 1992, führte ein Rechtsstreit um die Anerkennung der Landrechte der Ureinwohner dazu, dass der Oberste Gerichtshof Australiens ein Grundsatzurteil fällte, in dem er erklärte, dass Australien niemals terra nullius gewesen sei und setzte diese Rechtsansicht rückwirkend außer Kraft.
Heute hat Australien eine Bevölkerung von über 25 Millionen Menschen. Die große Mehrheit lebt an der Küste und in den großen Städten wie der Hauptstadt Canberra, in Sydney oder Melbourne. Nur knapp 10 Prozent leben im Herzen des Landes – im Busch und im Outback. Sie besiedeln also mehr als zwei Drittel des Territoriums. Die französische Fotografin Viviane Dalles, die mit dem Canon Women’s Photojournalist Award ausgezeichnet wurde, verbrachte mehrere Monate in dieser riesigen Wildnis, um fotografisch zu untersuchen, wie die Menschen in diesen einsamen Regionen leben.

Einen Einblick in das Leben der Menschen Australiens hat Viviane Dalles mit ihren Bildern aufgezeichnet
Der größte Teil ihrer Geschichte spielt im Northern Territory. Einem Landstrich, in dem sich Zeit und Entfernung auszudehnen scheinen wie der unendliche Horizont. Es gibt dort nur wenige Städte, wie Alice Springs, das Tor zum Roten Zentrum. Doch Viviane Dalles hat auch diese Städte hinter sich gelassen und ist entlang der staubigen Straßen gereist, wo das Leben eine ganz neue Dimension erhält. Sie hat das Leben auf einer riesigen Farm kennen gelernt, die so groß ist wie ein französisches Departement. Umstände, deren Bewältigung außergewöhnliche Selbstständigkeit und mentale Stärke
erfordern.
Hier, weit weg von allem, gehen die Kinder nicht zur Schule, sondern die Schule kommt per Internet und Skype zu ihnen. Viviane Dalles Arbeiten zeigen uns unermessliche Weiten, die unglaublich rau und auf magische Weise auch großartig sind, wild und doch strahlend. Eine feindliche Unendlichkeit, die zähmen kann, wer sich die Zeit dafür nimmt.
Viviane Dalles wurde 1978 in Millau, Frankreich geboren. Sie schloss 2003 ihren Master an der National School of Photography in Arles ab. 2014 wurde sie mit dem Canon Female Photojournalist Award ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Magazinen wie Geo, Elle, Vanity Fair und New York Times veröffentlicht.