Noch bis zum 15. Oktober 2023 hat man die Möglichkeit die großartigen Ausstellungen des Fotofestivals La Gacilly-Baden Photo zu besuchen. In Baden vor den Toren Wiens erwartet einen ein faszinierende Blick auf fotografische Werke von den besten Fotografen der Welt. Integriert in den öffentlichen Raum sind auf 7 Kilometer Länge, aufgeteilt in eine Garten-Route und eine Stadt-Route, rund 1.500 Fotografien zu sehen, manche bis zu 280m² groß. In diesem Jahr steht das Festival unter dem Motto „Orient!“. Einer der Fotografen, die zu diesem Thema gezeigt werden, ist Money Sharma. Festivalleiter Lois Lammerhuber stellt den Fotografen und den Hintergrund seiner Arbeit vor.

Foto Money Sharma
Mit 1,43 Milliarden Einwohnern ist Indien das bevölkerungsreichste Land der Welt, noch vor China. Das Bevölkerungswachstum hat das Land im Zusammenspiel mit rasanter Verstädterung und umwälzender Modernisierung zu einem Energiefresser gemacht. Neu-Delhi steht in der Rangfolge der am stärksten verschmutzten Städte der Welt ganz oben; der Feinstaubgehalt der Luft ist vier- bis sechsmal höher als der vertretbare Grenzwert, den die Weltgesundheitsorganisation festgelegt hat. Das hat seine Gründe: Um den Energiebedarf des Landes zu decken, werden jeden Tag zweieinhalb Millionen Tonnen Kohle verbraucht (70 Prozent des Stroms werden durch Kohlekraftwerke erzeugt). Wenn die Luftverschmutzung ein bestimmtes Maß übersteigt, vor allem im Winter, wenn sich der Smog wegen der niedrigen Temperaturen nicht rasch genug auflöst, müssen Schulen und bestimmte öffentliche Einrichtungen geschlossen werden.
Obwohl Premierminister Modi 2021 bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow verkündet hat, Indien strebe bis zum Jahr 2070 Klimaneutralität an und werde zu diesem Zweck massiv in erneuerbare Energien investieren, hat seine Regierung bislang nichts unternommen, um die Abhängigkeit Indiens von der Kohle zu verringern. Ganz im Gegenteil: Kürzlich hat der Staat aus wirtschaftlichen Gründen vierzig Kohlebergwerke versteigert.
Money Sharma arbeitet für die Agence France-Presse und stammt aus einer Familie, die sich seit vier Generationen der Fotografie verschrieben hat. Seit zwanzig Jahren berichtet er über die Ereignisse in seinem Land: über das aktuelle politische Geschehen, über Sportwettbewerbe, aber auch über „selten begangene Wege“, wie er gerne sagt, vor allem über jene, die durch die Berge im Norden des Landes führen.
In dieser Ausstellung zeigt er mit seinen Bildern die sichtbaren Folgen der Umweltverschmutzung (ewiger Nebel, giftiger Schaum auf den Flüssen), aber auch den Weg der Kohleverstromung in Indien: vom privaten Verbrauch, um Wasser zu kochen oder zu heizen, bis zu den riesigen Bergwerken, in denen Tausende Tonnen des schwarzen Goldes gewonnen werden. Ein Brennstoff, der den Planeten vergiftet und die Gesundheit derer schädigt, die auf den ausgeweideten und zerfurchten Landstrichen leben, aus denen Flammen und toxische Gase entweichen.