Ja, das Festival La Gacilly-Baden Photo kann mit vielen aufregenden, interessanten und informativen Veranstaltungsterminen aufwarten wie etwa den Breakfast Talks im Hotel At the Park, Filmvorführungen wie die des Dokumentarfilms über das Leben und Werk des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado in der Ko-Regie seines Sohnes Juliano Ribeiro Salgado und Wim Wenders, dem Media Walk bei dem die anwesenden, ausgestellten Fotografen über ihre Arbeiten referieren. Auch die „Long Night of Photography“ (Die Lange Nacht der Fotografie), die im Badener Cinema Paradiso stattfand, zählt zu den Höhepunkten des Programms und fand wieder ein begeistertes Publikum.
Präsentiert von Silvia und Lois Lammerhuber zeigten David Doubilet & Jennifer Hayes ihren Multimedia-Live-Vortrag „Ocean Through the Passage of Time“ mit ihren herrlichen Unterwasserfotos und -videos. „Ich schwimme und fotografier nach wie vor, weil Fotos die Macht haben, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und die Ozeane zu preisen und zu ehren. Die Fotografie ist eine Universalsprache, die das Herz berührt und die Gesinnung verändert und infolgedessen das Verhalten,“ so erklärt der amerikanische Fotograf David Doubilet sein Engagement, der mit seinen Motiven der Unterwasserwelt eine eigene außergewöhnliche, unverkennbare Bildsprache gefunden hat. In seinen Jugendjahren wurde er von den beiden Größen der Unterwasserfotografie dem Franzosen Jacques-Yves Cousteau und dem Österreicher Hans Hass inspiriert. Ihm ist es gelungen den Menschen eine Welt zu zeigen, die ihnen sonst verborgen geblieben wäre. Seine Fotografien fanden ihre Würdigung sowohl in der Projektion im Kino als auch in der Ausstellung „Die Stimmen des Wassers“ im Doblhoffpark. Die Bilder seiner Kollegin Jennifer Hayes „Zwei Welten: Über und unter dem Meer“ schwimmen in ihrem Element im Seerosenteich. Mit den Bildern der Beiden taucht man in die aufregenden Tiefen des Great Barrier Reefs, in Kubas erhaltenes karibisches Korallenfeld und in die ungezähmten Gewässer der Philippinen ein – was für ein Erlebnis!
Nach Fingerfood und Drinks – wie immer lassen einen Lammerhubers nicht darben – geht es weiter mit dem zweiten Teil des Abends, den Preisverleihungen und derer waren es Drei: Der Hans Hass Award geht, wen würde es nach den mitreißenden Bildern, die man in Teil I genossen hatte, an David Doubilet und Jennifer Hayes, deren Laudatio Michael Jung, der Nachlassverwalter von Hans Hass und Direktor des Hans Hass Instituts, übernahm. Überreicht wurde der Preis von Dr. Meta Raunig-Hass, der Tochter von Lotte und Hans Hass, und Harald Hordosch von Seacam.
Nach der Poesie der Bilder, die Poesie der Worte: Der Thomas Jorda Award 2024 ging an die junge Kinder- und Jugendbuch Autorin Elisabeth Steinkellner, deren Laudatio Michaela Fleck-Regenfelder, NÖN Ressort Kultur & Medien, unterhaltsam und kenntnisreich hielt. Übergeben wurde der Preis Lucia Jorda und Irmie Vesselsky, der letztjährigen Preisträgerin.
Den „Lammerhuber Award for Life Time Achievment“ erhielt der berühmte englische Fotograf Martin Parr, dessen Laudatio Andréa Holzherr von Magnum hielt, die mit ihren informativen und witzigen Ausführungen keinen Moment Langeweile aufkommen ließ, bei ihrer Würdigung des großen Bildermachers. „Lieber Martin, es ist mir eine Ehre, dass man mich gebeten hat, dich zu loben, und ich hoffe, dass ich der Aufgabe gewachsen bin. Du hast im Laufe deiner Karriere viele Preise erhalten, ich habe sie gezählt, 20 insgesamt, 5 davon allein im Jahr 2008!“, so wandte sich Andréa Holzherr an den anwesenden Martin Parr, „Thomas Weski (Kurator und Autor) bezeichnete Martin Parr als einen Chronisten unserer Zeit. In der Tat, seit mehr als 4 Jahrzehnten zeigt uns Martin Parr seine persönliche Sicht auf die Welt, ihre Veränderungen wie auch Herausforderungen. The Last Resort: ist eine Serie, die zwischen 1983 und 1985 in New Brighton fotografiert wurde, wo er einkommensschwache Familien porträtierte, die in diesem kleinen, im Niedergang befindlichen Badeort in der Nähe von Liverpool ihre Ferien verbrachten. Dies ist Martins erste Serie in Farbe und kündigt an, was in Verbindung mit dem Einsatz des Onboard-Blitzgerätes zu seinem Markenzeichen geworden ist. Für Martin ist das Thema die Freizeit in all ihren Erscheinungsformen. Er möchte seine Bilder einem breiteren Publikum zugänglich machen. Er möchte nicht, dass die Leute von dem, was er tut, verwirrt oder verblüfft sind. Er will, dass die Bilder hell und fröhlich sind.“
Nicht nur die Vorstellung im Cinema Paradiso zeigt den Fotografen und sein Werk, sondern auch eine große Ausstellung im Kaiserhausgarten mit einer Vielzahl seiner Bildergeschichten .
Im dritten Teil der Langen Nacht der Fotografie begab man sich mit Brent Stirton in das Pantanal-Naturreservat in Brasilien, um sich ein Bild von der Zerbrechlichkeit dieses Naturschutzgebietes zu machen. Dieses bedrohte Paradies will der in Südafrika geborene Fotojournalist mit seinem Fotoessay vorstellen, um diese Oase des Lebens noch besser kennenzulernen, um sie bestmöglich zu schützen.
Das Ende der Veranstaltung war einem traurigen Thema gewidmet: Gabriele und Gerhard Stöck berichteten über die Krankheit ME/CFS zu der sie höchst engagiert die WE&ME Stiftung gegründet hatten. „Mit einem Gefühl der Dringlichkeit setzen wir uns für Anerkennung, Aufklärung und Forschung ein, um sicherzustellen, dass jeder Mensch mit ME/CFS die mitfühlende und wirksame Pflege sowie die notwendige Unterstützung erhält, die er verdient, und schließlich eine Heilung.“ Ihr berührender Vortrag hat einen nicht nur informiert was genau dieses Krankheitsbild ist, sondern auch dazu aufgerufen sich hier zu engagieren. Näheres ist auf der Internetseite der Stiftung zu finden …