Die Deutsche Gesellschaft für Photographie e.V. , kurz DGPh, feierte die Kultur der Fotografie mit der Vergabe ihrer renommierten Auszeichnungen im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Ein würdiger Rahmen für die Verleihung von Kulturpreis, Dr. Erich Salomon-Preis für Publizistik und Bildjournalismus, dem nach Otto Steinert benannten Förderpreis für Fotografie sowie dem DGPh-Bildungspreis, der mit „NEXT! Festival der Jungen Photoszene“ 2024 erneut eine herausragende Initiative im Bereich der Vermittlung auszeichnet.
Mit dem Dr. Erich Salomon-Preis 2024 wird Andrea Diefenbach ausgezeichnet
Mit ihrem renommierten Dr. Erich Salomon-Preis 2024 ehrt die DGPh die Fotografin und Professorin Andrea Diefenbach für die empathische Darstellung prekärer Lebenssituationen in östlichen Ländern im Rahmen von persönlichen Fotoprojekten. Damit würdigt die DGPh die besondere Hinwendung der Fotografin zu wenig beachteten prekären Lebenssituationen in östlichen Ländern, speziell in dem kleinen Land Moldawien, und deren Vermittlung in unaufgeregten Bildern.
Andrea Diefenbach, 1974 in Wiesbaden geboren, wurde bekannt durch ihr 2008 erschienenes Buch „Aids in Odessa“, basierend auf ihrer Diplomarbeit an der Fachhochschule Bielefeld. Die Besorgnis erregende Aids-Epidemie in der ukrainischen Millionenstadt dokumentiert, die in der westlichen Öffentlichkeit bis heute kaum wahrgenommen wird. In zwei weiteren Fotobüchern, „Land ohne Eltern“ (2012) und „Realitatea“ (2022), geht es um Moldawien.
Der Dr. Erich Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie wird seit 1971 als Auszeichnung einer „vorbildlichen Anwendung der Fotografie in der Publizistik“ verliehen. Er dient zugleich dem Andenken an den großen Fotografen der Weimarer Republik, Dr. Erich Salomon, dem der moderne Bildjournalismus starke Impulse verdankt. Der Preis besteht aus einer Urkunde sowie einer Leica-Kamera und
wird jährlich verliehen.
Verleger Gerhard Steidl wird mit dem Kulturpreis geehrt
Mit dem Kulturpreis zeichnet die DGPh seit 1959 lebende Persönlichkeiten für bedeutende Leistungen im Bereich der Fotografie aus. Bei der Fotografie als Ausdrucksmedium kommt der Reproduktion im Druck eine besondere Bedeutung zu. Den Kulturpreis 2024 erhält der international renommierte Drucker und Verleger Gerhard Steidl. Seit genau 30 Jahren legt er in seinem Verlag ein eigenes Fotobuchprogramm auf und sorgt so für die Sichtbarkeit der Fotografie im Kunstkontext.
Otto Steinert-Preis. DGPh Förderpreis für Fotografie
Jungen fotografischen Positionen bietet der „Otto Steinert-Preis. DGPh Förderpreis für Fotografie“ eine Bühne. Auf der Foto-Gala in Hamburg wird die diesjährige Preisträgerin Aliona Kardash vorgestellt. Für ihr Projekt „Zu Hause riecht es nach Rauch“ erhält die Dokumentarfotografin aus Tomsk/Sibirien, Masterstudentin an der FH Dortmund, ein Stipendium in Höhe von 5.000,00 €.
In ihrer finalen Jurysitzung am 23. März 2024 bestimmte die diesjährige Jury Aus einer Shortlist von zehn fotografischen Projekten wählte die Jury für den „Otto Steinert-Preis. DGPh-Förderpreis für Fotografie“ die drei Preisträgerinnen auf den 1. Platz Aliona Kardash, auf den 2. Platz Andrea Gjestvang und auf den 3. Platz Shirin Abedi.
Die von den drei Preisträgerinnen geplanten Projekte befassen sich ‒ jeweils durch einen eigenen sehr persönlichen Zugang ‒ mit gesellschaftlich aktuellen und relevanten Themen. Sie lassen wichtige Aspekte sichtbar werden, die gemeinhin eher im Hintergrund bleiben.
Für ihr Projekt „Zu Hause riecht es nach Rauch“ wurde Aliona Kardash, Dokumentarfotografin aus Tomsk/Sibirien, Masterstudentin an der FH Dortmund und Mitglied des DOCKS-Kollektivs, mit dem 1. Preis des DGPh-Förderpreises ausgezeichnet. Sie erhält für die Umsetzung des Projekts, das als Buchveröffentlichung konzipiert ist, ein Stipendium in Höhe von 5.000,00 €.
Mit einer Anerkennung (2. Preis) würdigt die Jury das geplante Fotoprojekt der Fotojournalistin Andrea Gjestvang (Studium an der Oslo Met Universität in Norwegen). Mit ihrem Projekt über Frauen in der Ukraine im Alltag des dort herrschenden Krieges will Andrea Gjestvang den oft übersehenen alltäglichen Kampf von Frauen, insbesondere von Müttern, in Kriegsgebieten sichtbar machen.
Ebenfalls mit einer Anerkennung (3. Preis) wird die Fotografin Shirin Abedi für ihre Projektidee „Der Fuchs schwört, der Hahn zappelt“ ausgezeichnet. Am Beispiel des Irans will sie die sozialen und ökonomischen Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung untersuchen, die sich durch die Verlagerung kultureller und historischer Güter vom „vom sogenannten „Nahen Osten“, also West-Asien und Nord-Afrika, in europäische Museen ergeben und außerdem der Rolle des Westens, den Widersprüchen und Klischees auf den Grund gehen.
DGPh Bildungspreis geht an NEXT! Festival der Jungen Photoszene
Interessante Projekte im Bereich der Vermittlung von und mit Fotografie zu entdecken und bekannt zu machen, das ist das Ziel des DGPh-Bildungspreises, der von der Deutschen Gesellschaft für Fotografie (DGPh) seit 2013 vergeben wird. Gefragt sind innovative und nachhaltige Projekte sowie wissenschaftliche Arbeiten mit Praxisbezug. Dazu zählen kultur- und museumspädagogische Initiativen, in denen Fotografie thematisiert oder eingesetzt wird, ebenso mediale Bildungsangebote zur Fotografie sowie schulische und außerschulische Aktivitäten. Mit dem Bildungspreis soll die öffentliche Wahrnehmung fotografischer Bildungsarbeit weiter erhöht und der Fokus auf das Medium Fotografie als Kulturgut gelenkt werden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert. Weitere herausragende Beiträge können mit einer Lobenden Erwähnung gewürdigt werden.
Mit dem DGPh-Bildungspreis zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Photographie das „NEXT! Festival der Jungen Photoszene“ aus. Das Fotofestival ist das bundesweit erste und einzige, das sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene richtet. Das Credo des Festivals ist es, mit künstlerischen Mitteln die fotografische Alltagspraxis von jungen Menschen zu aktivieren und zu zeigen. Mit der Einrichtung eines Jugendboards sind Kinder und Jugendliche unmittelbar in die Planung und Umsetzung sowie in die kuratorischen Entscheidungen des Festivals eingebunden.
Die Jury lobt ausdrücklich den partizipativen Ansatz des Formats sowie den reflexiven Charakter auf konzeptueller Ebene, der zeitgemäße Bildungsarbeit für und mit jungen Menschen gestaltet. Das Festival fördert damit besonders das soziale und künstlerische Entwicklungspotenzial von Jugendlichen sowie einen reflektierten Umgang mit dem Medium Fotografie.