Der Kampf ums Überleben: Das Photo+Medienforum Kiel ist ein Unikat: Die ehemalige Fachschule des deutschen Fotohandels war (und ist es im Grunde noch) die einzige übergreifende Bildungseinrichtung, die von ihrer Branche selbst getragen wird. Ganze Generationen von Fotohändlern haben dort im Hauptlehrgang die Fähigkeit erworben, ein Geschäft (oder auch mehrere) zu führen. Und alses Mitte der 90er Jahre schon einmal eine große Krise gab, gelang es mit einer konzertierten Aktion der ganzen Fotobranche, die Einrichtung wieder
auf neue Beine zu stellen.
Nun haben sich die politischen Umstände geändert. Nach der Trennung von der Landesberufsschule, über die wir wiederholt berichtet haben, muss sich das Photo+Medienforum Kiel neu ausrichten. Dafür gibt es gute Ideen, die Geschäftsführer Olaf Kreuter in dieser Ausgabe erläutert, aber es gibt auch einige Fragezeichen.
Zunächst sollte präzisiert werden: Der in der Überschrift erwähnte „Kampf ums Überleben“ ist (zumindest noch) kein Ringen mit dem Tode. Dem Vorstand und der Geschäftsführung ist es gelungen, durch den Verkauf der ohnehin überdimensionierten Immobilie in bester Kieler Lage ein solides finanzielles Fundament zu schaffen. Denn jetzt fällt nur noch die Miete für die Räumlichkeiten an, die für das Internat und die Schulungsaktivitäten tatsächlich benötigt werden. Das gibt den Verantwortlichen Luft, in den nächsten Jahren neue Ideen zu entwickeln
und umzusetzen.
Davon gibt es eine ganze Menge: Das Photo+Medienforum Kiel hat sich in den letzten Jahren zu einer anerkannten Ausbildungsstätte für Fotografinnen und Fotografen entwickelt. Es packt neue Themen wie KI entschlossen an und erschließt damit neue Zielgruppen, z. B. Content Creatoren. Sie können sich in Kiel, wo nach wie vor Lehrgänge zum Medienfachwirt Digital (IHK) angeboten werden, in Zukunft auch zum Visual Content Manager (IHK) ausbilden lassen. Und demnächst kann man in Kiel lernen, wie man mit KI ansprechende Bildergebnisse erzielt.
Während die Bedeutung neuer Zielgruppen in Kiel stetig wächst, nimmt die Akzeptanz für die Institution in der traditionellen Zielgruppe, dem Fotohandel, offensichtlich ab. Das liegt nicht an fehlenden Angeboten, sondern, wie Olaf Kreuter es in dieser Ausgabe höflich ausdrückt, daran, dass bei der Beteiligung „noch deutlich Luft nach oben ist“.
Das ist schwer zu verstehen, denn der Fotofachhandel verkauft ja immeranspruchsvollere Kameras. Und das gelingt vor allem deshalb, weil in den Geschäften professionell beraten wird. Damit das auch in Zukunft so bleibt, muss Fachpersonal ausgebildet werden. Wenn das Photo+Medienforum Kiel dazu nicht gebraucht wird, dann muss man die Fakten akzeptieren.
Wenn aber eine übergeordnete Bildungseinrichtung für den Fotohandel als sinnvoll betrachtet wird, um die Fachkompetenz in den Geschäften zu erhalten, dann müssen sich auch genügend Betriebe entschließen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kiel anzumelden. Es wäre wirklich schade, wenn das Photo+Medienforum Kiel verschwinden oder die Angebote für den Fachhandel einstellen müsste und dann das große Lamentieren über fehlende Ausbildungsmöglichkeiten zu hören wäre.
Thomas Blömer
Das spannende Interview mit Olaf Kreuter wurde in der Fachzeitschrift imaging+foto-contact veröffentlicht. www.foto-contact.de