Der Kultursommer in Baden bei Wien bietet viele spannende Facetten. Einzigartig aber ist das Fotofestival „La Gacilly-Baden Photo“, bei dem die renommiertesten Fotografinnen und Fotografen der Welt ihren Blick auf die Schönheit aber auch Verletzbarkeit der Natur und der menschlichen Gesellschaft zeigen. In diesem Jahr lautet das Motto „Australien & die neue Welt“. Von Juni bis zum Oktober 2025 hinein verwandelt sich der verträumte Kur- und Badeort in die internationale Hauptstadt der „Concernd Photography“, einer Kategorie der Fotografie, die sich über das künstlerische Engagement hinaus, für eine bessere Welt stark macht.

Bobbi Lockyer, Australien und Hans-Jürgen Burkard, Deutschland auf dem langen Marsch „in die neue Welt“ beim Festival „La Gacilly-Baden Photo“ in Baden bei Wien.
Auf Schritt und Tritt entlang des sieben Kilometer langen Ausstellungs-Parcours des Festivals durch die Stadt Baden bei Wien mit ihren historischen Gassen und Plätzen sowie durch ihre altehrwürdigen Parks, mit ihrem üppigen Baumbestand, ihren Teichen, dem weltberühmten Rosengarten, der Orangerie, uralten Platanen und unzähligen Brunnen begegnen einem Geschichte und Geschichten. Hier flanierten schon Komponisten wie Beethoven und Mozart, schufen dort manche ihrer berühmtesten Werke oder brachten sie zur Aufführung. Berühmte Dichter und Denker waren hier zu Gast wie auch die österreichische Kaiserfamilie und andere gekrönte Häupter. Neben der Gesundheit sind und waren es auch immer schon Kunst und Kultur, die das Flair und die Anziehungskraft des Kur- und Badeortes prägen. Das ist nicht nur bis heute so geblieben, sondern die besondere Attraktion Badens hat sich im Laufe der Zeit neue, weitere Anziehungspunkte geschaffen. Darunter vor allem das Fotofestival La Gacilly-Baden Photo. Mit der Präsentation von rund 1500 Fotografien in zum Teil überdimensionalen Installationen entlang einer Stadt- und einer Gartenroute, demonstriert dieses einzigartige Festival auf künstlerische Art und Weise, wie sich mit Hilfe der Fotografie die Welt ein kleines bisschen besser machen lässt.

Streckenführung der Stadt- und Gartenrouten des Festivals „La Gacilly-Baden Photo“.
Unabhängig vom Grundthema, das sich das Festival jährlich wechselnd als Leitmotiv wählt, geht es immer um den Menschen und seine Umwelt. In seinem Grußwort zur feierlichen Eröffnung des Festivals unterstrich der australische Botschafter in Österreich, Ian Biggs, die internationale Breitenwirkung dieses Events für Australien und die Welt. Das betonten auch der Erste Botschaftsrat, Frédéric Joureau, von der Französischen Botschaft in Österreich sowie Mathew Werner, Stellvertretender Geschäftsträger der US-Botschaft in Österreich. Überschattet wurden die Feierlichkeiten durch die Tragödie in Graz wenige Tage zuvor sowie den Tod eines der ganz Großen der gesellschaftlich engagierten Fotografie Sebastião Salgado und die Beisetzung der bekannten österreichischen Fotografin Christine de Grancy am Tag der Eröffnung des Festivals, derer mit einer Schweigeminute gedacht wurde.

Videobotschaft von Brent Stirton zu seiner Arbeit mit ME/CFS Betroffenen für die We&Me Stiftung.
Ernsthaft blieb es auch bei dem per Video zugeschalteten Beitrag des vielfach ausgezeichneten Fotografen Brent Stirton, der den Alltag von zehn unter ME/CFS ( Myalgisches Encephalomyelitis/das chronische Fatigue Syndrom) leidenden Menschen in Österreich für die We & Me Stiftung in hochsensiblen Fotografien festgehalten hat, um auf diese weitgehend unerforschte und bisher unheilbare Krankheit aufmerksam zu machen. Ein emotionaler Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung war der Auftritt von Kornelia Spahn, die auf Grund dieser Erkrankung ohne ihre Familie den Alltag nicht mehr bewältigen kann, aber dennoch versucht ihrer Leidenschaft , dem Malen nachzugehen, auch wenn ihre ME/CFS-Erkrankung sich ihr dabei ständig in den Weg drängt. Vertieft wurde das Thema durch die Ausführungen von Rudi Anschober, Bundesminister a.D. für Gesundheit während der Pandemie und Gerhard Ströck, der zusammen mit seiner Frau zu den Mitbegründern der Stiftung zählt.

Lois Lammerhuber, Gerhard Ströck und Rudi Anschober PXL_20250613_185954409
Eröffnet wurde der Reigen der Eröffnungsreden von Ian Biggs, dem Botschafter Australiens in Österreich, gefolgt von Matthew Werner, dem Stellvertretenden Geschäftsträger der US-Botschaft in Österreich und Matthieu Peyraud, dem Ersten Botschaftsrat der Französischen Botschaft in Österreich. Nach den Reden von Bürgermeisterin Carmen Jeitler-Cincelli und dem Abgeordneten zum NÖ Landtag Christoph Kainz – in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner – wurde das Festival vom Eröffnungskomitee Florence Drouhet, Carmen Jeitler-Cincelli, Beate Jorda, Frédéric Joureau, Christoph Kainz, Lois Lammerhuber, Silvia Lammerhuber, Christian Pehofer und Christian Schörg sowie den ausstellenden Fotografinnen und mit dem in Deutsch, Französisch und Englisch gesprochenen Satz „Das Festival ist eröffnet“ offiziell gestartet.

Offizielle Eröffnung durch das Eröffnungskomittée.
„Baden verwandelt sich mit dem Fotofestival auch in diesem Jahr in eine lebendige Open-Air-Galerie, die berührt, inspiriert und zum Nachdenken anregt. Unsere Stadt ist der richtige Ort, Gastgeber dieses einzigartigen Kulturereignisses zu sein. Die Vielfalt der Menschen, ihre Meinungen, Erfahrungen und deren Weitblick schaffen den intellektuellen Rahmen. Das mondäne Ambiente unserer Parks und unserer Innenstadt bieten dazu die perfekte Kulisse, Menschen von nah und fern in unsere schöne Stadt zu bringen.“ So fasste die Bürgermeisterin Badens, Carmen Jeitler-Cincelli, in Ihren Eröffnungsworten zusammen, welche Energie dieses Festival ausstrahlt.

Eröffnungskonzert mit dem Beethoven Frühling Oorchestes unter der Leitung von Dorothy Khadem Missagh.
Den krönenden Abschluss bildete das Eröffnungskonzert des Beethoven Frühling Festival-Orchesters unter der Stabführung von Dorothy Khadem Missagh. Dabei wurden zu Aaron Coplands „Appalachian Spring Suite“ die Fotografien des Festivals projiziert: Eine Hommage an die Künstlerinnen und Künstler, die mit begeistertem Applaus belohnt wurde.
Das Who is Who der Fotografie zu Gast in Baden bei Wien
Unter dem Titel „Australien & Die Neue Welt“ haben die Veranstalter am nächsten Tag zu einem einzigartigen Photo-Summit. Dabei wurde von der rund 150-köpfigen Gruppe aus Fotografinnen und Fotografen, Journalistinnen und Journalisten, internationalen Medienvertretern und Sponsorinnen und Sponsoren während eines achtstündigen Rundgangs jede Ausstellung besucht, wo die Künstlerinnen und Künstler zu ihren Ausstellungen sprachen. Aus Australien waren Matthew Abbott, Adam Ferguson, Bobby Lockyer und Anne Zahalka angereist, aus den USA George Steinmetz, aus Frankreich Viviane Dalles und Gaël Turine, aus Deutschland Hans-Jürgen Burkard, Herbert Frei und Ulla Lohmann und aus Österreich Isolde & Dieter Bornemann, Craig Dillon, Markus Eisl, Reiner Riedler, Pia Scharler und Alfred Seiland. Alle begeisterten mit ihren Artist Talks vor Ort.

Ulla Lohmann Schirmherrin des Cewe Photo Awards fotografiert sich und die anwesenden Gewinner zusammen mit dem Festival Direktor Lois Lammerhuber und dem Cewe Marketingchef Österreichs, Michael Pollaschak. ®Johannes Zinner
Nicht weniger anregend gestalteten sich die Erzählungen zur Entstehungsgeschichte der Siegerfotos des mit rund 665.000 Einreichungen größten Fotowettbewerbes der Welt „Our World is Beautiful“, ausgelobt von CEWE und präsentiert vom Marketingchef Österreich Michael Pollaschak sowie den Jurymitgliedern Ulla Lohmann und Lois Lammerhuber.
Myalgic encephalomyelitis/chronic fatigue syndrome, kurz ME/CFS genannt, ist einen Krankheit, die den Betroffenen fast jede Energie raubt. Der Fotograf Brent Stirton hat das beinahe Unsichtbare sichtbar gemacht und das Leiden im Verborgenen der zirka 80.000 ME/CFS-Kranken in Österreich ins Licht der öffentlichen Wahrnehmung gebracht, seine Bilder sind dieses Jahr in einer Ausstellung zu sehen. Kornelia Span, eine von dieser unheimlichen Krankheit Betroffene, legte in der Ausstellung in bewegenden Worten ihre Empfindungen vor ihren Bildern offen.

Brent Stirton hat das Leiden von zehn durch ME/CFS Betroffenen, hier Kornelia Spahn, in eindringlichen, sensiblen Fotografien dokumentiert.
Nachdem das von Mélina Le Blaye und Christian Schörg vorgestellt und die Ausstellung der Niederösterreichischen Berufsfotografinnen und -fotografen besucht wurde, konnte sich die Fotografie-Karawane auf ihrer zweiten Rast nach einem „Coffee-Break“ in der Annamühle auf der grünen Wiese am Bootshaus des Doblhoffpark-Teichs unter der Anleitung der Ärztlichen Leiterin des Badener Hofes, Kerstin Klimt mit Entspannungsübungen für den letzten Part des Kulturmarathons fit machen.

Entspannungsübung vor der Schlussetappe des Rundgangs durch die Ausstellungen. © Johannes Zinner
Insgesamt waren es 30 Stationen auf einem 7 Kilometer langen Parcours mit engagierter Fotokunst, die in sieben Stunden durch die Stadt und ihre Parks zu bewältigten waren! Hut ab vor den Medienvertretern, die das ohne Murren auf sich genommen haben und Chapeau auch vor den Veranstaltern, den Fotografinnen, Fotografen sowie den Kuratorinnen und Kuratoren, die es auf sich genommen und die Chance genutzt haben, auf dem diesem langen Marsch, bei glühender Hitze, die Botschaft ihrer fantastischen, aufrüttelnden, teils poetischen, teils dramatischen, aber auch erschreckenden Fotografien zu erläutern. Es war anstrengend, inspirierend, aufrüttelnd. Auf alle Fälle betrachten wir vom Fotoportal.de es als großes Privileg, dabei gewesen zu sein und darüber aus erster Hand berichten zu können. Nach diesem ersten Résumée werden wir in den folgenden Tagen, Wochen und Monaten ausführlich über die einzelnen Ausstellungen und die Kommentare der Autorinnen und Autoren berichten. Sie haben noch bis zum 12. Oktober 2025 die Chance, selbst das Festival „La Gacilly-Baden Photo“ zu besuchen. Als Vorbereitung auf die sich gewiss lohnende Reise empfehlen wir den ausführlichen Festival Katalog, erschienen im Verlag Lammerhuber und dort auch für 29 Euro zu beziehen. Also auf nach Baden! Auf in eine neue Welt!
Katalog zum Festival La Gacilly-Baden Photo 2025
AUSTRALIEN & DIE NEUE WELT ist das Motto des Festival La Gacilly-Baden Photo 2025, das vom 13. Juni bis 12. Oktober in Baden bei Wien zum achten Mal stattfindet. Mit rund 320.000 Besuchern ist es das größte Open-Air-Fotofestival Europas. 1.500 großformatige Bilder der weltbesten Fotografinnen und Fotografen in den Parks und Gärten verwandeln die Stadt Baden für vier Monate in eine Bilderstadt. 2025 sind australische Fotografinnen und Fotografen Botschafterinnen und Botschafter der Schönheit ihres einzigartigen Kontinents, die es zu bewahren gilt.
Texte von
Cyril Drouhet, Vinzent Jolly, Lois Lammerhuber, Mélina Le Blaye, Jacques Rocher, Lionel Scur
Technische Angaben:
21 × 28 cm
296 Seiten
219 Fotos
Deutsch, Englisch
Softcover
ISBN 978-3-903462-15-1
Juni 2025
Preis: 29.00 Euro
Zu beziehen über die Edition Lammerhuber.