Kolumbien, Medellin, 1990, Abb. Autodefensa-Gruppe kämpfen gegen Jugendbanden.
Foto Peter Krause/laif
Zu ihrem 40-jähhrigen Bestehen zeigt die Kölner Fotoagentur laif 40 Positionen dokumentarischer und journalistischer Fotografie von 1981 bis 2021. Die Ausstellung im Stadthaus Ulm repräsentiert, wofür die Agentur steht, und bildet gleichzeitig die Vielfalt und Entwicklung dokumentarischer Fotografie ab. 29. Januar bis 1. Mai 2023
„Thematisierten die Fotografinnen und Fotografen der ersten Stunde die Proteste gegen Kernkraft, Aufrüstung und Flughafenerweiterungen noch klassisch, schwarz-weiß und sehr dicht am Geschehen, gerät in den 1990er Jahren, analog zu den technischen Reproduktionsmöglichkeiten der Presse, die Farbfotografie in den Vordergrund,“ so Peter Bialobrzeski einer der Kuratoren, der gemeinsam mit Peter Bitzer und Manfred Linke die Arbeiten der Fotografinnen und Fotografen ausgewählt hat. Die Bilder zeigen die Welt anhand ihrer Konflikte und Bruchlinien, aber auch wie Kunst und Solidarität Menschen verbinden.
Die Ausstellung ist chronologisch aufbereitet. Eingeleitet wird sie von den Arbeiten zweier Mitbegründer der Agentur, Manfred Linke und Günter Beer, zu den Bürgerprotesten gegen die Startbahn West und die Wiederaufbereitungsanlage Brokdorf, gefolgt von künstlerisch-dokumentarischen Bild-Textarbeiten zu Menschen an der Berliner Mauer von Bettina Flitner aus dem Jahr 1990. Katharina Bosse portraitiert in ihrer Arbeit „Surface Tension“ oft Frauen weltweit (1997), während Michael Lange eine experimentelle Arbeit über Los Angeles präsentiert, fotografiert auf schwarz-weißem Polaroid Diafilm, die als Hommage an den „Film Noir“ gelesen werden kann (1999).
Henrik Spoiler dokumentiert in „The Third Day“ kühl, distanziert, mit hoher bildnerischer Qualität, wie heute die Agrarindustrie Lebensmittel weltweit anbaut (2012). Sandra Hoyn besucht ein Bordell in Bangladesch und nimmt Anteil am Schicksal der Frauen und Mädchen dort (2015).
Am Ende schließt sich der Kreis, wenn sich der Blick wieder auf Deutschland richtet: Hannes Jung liefert eine Reportage über die Neue Rechte mit fast demagogischer Wirkung (2017), während Andreas Herzau seine Langzeitarbeit über Kanzlerin Angela Merkel in subjektiv kombinierten Bildausschnitten 2018 erstmals komplett als Buch vorlegt. David Klammer wird 2019 zu einem ständigen Chronisten des Widerstands gegen die Abholzung des Hambacher Waldes, 2020 schließlich fährt der junge Ingmar Björn Nolting kreuz und quer durch Deutschland und schafft ein einmaliges, zu Recht mehrfach preisgekröntes Zeugnis der Corona-Krise. Den Abschluss bildet das Jahr 2021 mit der Flutkatastrophe im Westen des Landes.
Die ungewöhnliche Präsentation auf Zeitungspapier, entwickelt auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, ist zugleich Exponat und Publikation mit mehr als 340 Seiten im Zeitungsformat. So können Besucherinnen und Besucher die komplette Ausstellung mit nach Hause nehmen. Sie ist während der Ausstellung zum Preis von 19 Euro erhältlich sowie online bei www.laif-shop.de. Im Online-Shop werden auch zeitlich limitierte Editionsprints ausgewählter laif-Fotograf*innen angeboten.
Christian Als » Christoph Bangert » Theodor Barth » Peter Bialobrzeski » Katharina Bosse » James Whitlow Delano » Barbara Dombrowski » Norbert Enker » Maria Feck » Bettina Flitner » Peter Granser » Jan Grarup » Andreas Herzau » James Hill » Sandra Hoyn » Britta Jaschinski » Hannes Jung » David Klammer » Dirk Krüll » Axel Krause » Kai Löffelbein » Michael Lange » Paul Langrock » Frederic Lezmi » André Lützen » Ingmar Björn Nolting » Helena Schätzle » Henrik Spohler » Berthold Steinhilber » Andreas Teichmann » Wolfgang Volz » Gordon Welters » Michael Wolf »
Stadthaus Ulm, Monsterplatz 50 . 89073 Ulm