Vom 18. Juli bis 18. August läuft in der Galerie für Fotografie in der Eisfabrik (GAF) die Ausstellung des FEMALE PHOTOCLUB Hannover unter dem Titel „Wut macht Lust“ in der elf Fotografinnen ihre Arbeiten zum ersten Mal gemeinsam der Öffentlichkeit vorstellen. Sie nehmen Bezug auf politische, körperliche und wirtschaftliche Strukturen und lenken den Blick dabei unter anderem auf Sujets, die bei ihren männlichen Kollegen oft zu kurz kommen.
So thematisiert Sofie Puttfarken in »Matrescence« die Transformation des eigenen Mutterwerdens und erzählt von gesellschaftlichen Urteilen, Erwartungen und Verpflichtungen rund um die Idealisierung der Mutterrolle.
Auch Amelie Sachs hinterfragt für ihr Projekt »Der Dieb der Weiblichkeit« bestehende Geschlechterstereotype und arbeitet mit ihren Protagonist*innen zusammen, um deren gelebte Erfahrungen mit der endokrinen Störung PCOS zu visualisieren. Dabei kritisiert sie unter anderem die strukturell patriarchal dominierende Sichtweise in der Gynäkologie.
In ihrem fotografischen Essay »Fragile as Glass« dokumentiert Sitara Thalia Ambrosio die Schicksale verschiedener queerer Menschen in der Ukraine. Der vom Krieg überschattete Alltag, die von Russland ausgehende homo- und transfeindliche Propaganda und die Verfolgung queerer Aktivist*innen bedroht die schwierige Lage der LGBTQI+ Community.
Auch die jungen iranischen Tänzerinnen aus Shirin Abedis Langzeitprojekt »May I Have This Dance?« stehen für Selbstbestimmung und Freiheit ein. Seit 1979 ist sinnlicher Tanz in der iranischen Öffentlichkeit verboten. Trotzdem tanzen Iraner*innen weiter.
In »Von Freud und Leid des Principe Azzurro« geht Franziska Gilli der Frage nach, wie sehr die Männer in ihrer Heimat Italien von stereotypen Geschlechterrollen profitieren und inwiefern sie auch darunter leiden. Simona Bednarek hingegen setzt sich in ihrer
Arbeit »Wut will« mit den vielfältigen Beziehungen auseinander, die Frauen zu ihrer Wut entwickelt haben. Ihnen steht oft nur ein enger Korridor für den Ausdruck von Wut zur Verfügung. Dabei gibt es viele Gründe, um wütend zu sein.
China Hopson visualisiert in »2er Pack« die Beziehung von Skater*innen zu ihrem Board. In einem der größten DIY Skateparks Europas, dem 2er in Hannover Linden, reihen sich auf dem Beton des Platzes Gefühle wie Rausch, Schwerelosigkeit und Glück im ständigen Fluss und Rhythmus der Bewegungen aneinander.
Mit Träumen beruflicher Art beschäftigt sich Claudia Krahne in »You can be anything(?)« und wirft damit die Frage auf, ob Frauen in Deutschland heute nicht nur theoretisch sondern auch praktisch wirklich jede berufliche Laufbahn einschlagen können. Dabei porträtiert sie Frauen, die in ihren jeweiligen Branchen immer noch eine Seltenheit darstellen.
Private Beziehungen finden in drei persönlichen Arbeiten ebenso ihren Platz in der Ausstellung. Mit »All I Remember« nähert sich Annika Weertz der Scheidung ihrer Eltern fotografisch an, um herauszufinden, ob sich das Erlebnis aus ihrer Kindheit, der emotionale Bruch, in der Gegenwart abbilden und durch die Fotografie greifbar machen lässt.
Parallel dazu legt Leona Ohsiek mit »Splitted« ihren Fokus auf Konflikte zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern.
In der Arbeit »I wish the waves were easy on you« erörtert Thea Marie Klinger Fragen nach Zugehörigkeit in der Mitte der Zwanziger. Ihre Arbeit ist eine Hommage an Freund*innenschaft als politische Praxis und die empowernde Kraft, die ihr zugrunde liegt.
Während der Ausstellung wird es auch ein vielfältiges Rahmenprogramm geben.
GAF, Seilersrtaße 15d, Hannover