Die interessante Geschichte der französischen Fotojournalistin Véronique de Viguerie stellt Festivalleiter Lois Lammerhuber in diesem Beitrag vor. Die Ausstellung „Splitter des Friedens“ ist noch bis zum 15. Oktober 2023 beim Fotofestivals La Gacilly-Baden zu sehen.

Yakawlang girl 2005
Die Karriere von Véronique de Viguerie begann mit dem 21. Jahrhundert: 1999 reiste sie zum ersten Mal nach Afghanistan. Sie war 21 Jahre alt und verfiel sofort dem Reiz dieses Landes. „Ich war sprachlos angesichts dessen, was mir dort begegnete. Ich hatte den Eindruck, in der Zeit zurückgereist zu sein. Die Männer trugen Turbane, die Frauen Burkas …“ Sie hatte nur ein paar Monate bleiben wollen und lebte letztlich drei Jahre lang in Kabul.
Kolumbien, Irak, Somalia – Véronique de Viguerie hatte sehr schnell großen Erfolg, veröffentlichte in renommierten französischen und internationalen Zeitschriften und sammelte reihenweise Auszeichnungen: den Prix Bayeux fü̈r Kriegsberichterstattung, einen World Press Photo Award, und mehrfach den Prix Visa d’or.
Seit Anfang der 2000er-Jahre dokumentiert sie das Geschehen in Afghanistan. Sie war zugegen, als die Taliban Kabul wieder einnahmen, und ihre Bilder von den neuen Herrschern auf dem von den Amerikanern verlassenen Flughafen stellen den düsteren Epilog einer Geschichte dar, die zwanzig Jahre zuvor ihren Anfang genommen hat.
Bauernehepaar
Natürlich berichtete sie stets von den Verwicklungen in diesem Land, das zwei Jahrzehnte lang von inneren Kämpfen und militaärischer Besatzung aufgerieben wurde, doch sie schlug auch immer wieder Seitenwege ein, um den afghanischen Alltag zu zeigen. So sind in ihren Arbeiten nicht immer nur die Taliban zu sehen, sondern etwa auch die Hazara von Bamiyan beim Skifahren, ein Bauernehepaar, das sich in Zärtlichkeit zugetan ist, oder die Hoffnung und das Lachen der jungen Generation. „Eine Frau aus dem Westen zu sein, war dort immer ein Vorteil“, erklärt sie. „Man war damit so etwas wie ein drittes Geschlecht, weder ein Mann noch eine Frau, wie man sie dort kannte.“ Dieser Status ermöglichte ihr den Zutritt zu vielen Orten, die ausländischen Männern verschlossen blieben.
Diese Ausstellung zeigt, wie wichtig es für eine Fotografin ist, zumal bei journalistischen Langzeitprojekten, die Dinge immer wieder zu vertiefen, unterschiedliche Herangehensweisen zu wählen und so viele Aspekte der Geschichte wie möglich einzufangen. Diese Splitter des Friedens präsentieren wir dieses Jahr im Rahmen unseres Festivals: Ausschnitte aus dem Privaten, kurze, flüchtige Augenblicke der Ruhe, weit entfernt vom Tumult des Krieges und den Wirren des Tagesgeschehens.