Jim Clark im Lotus, 1963 © Horst H. Baumann
Die Retrospektive „Apropos Visionär. Der Fotograf Horst H. Baumann“ erinnert an das Werk des deutschen Fotografen Horst H. Baumann (1934 – 2019) zählte zu den Shooting-Stars seiner Generation. Die Ausstellung ist dank großzügiger Unterstützung der Bassermann-Kulturstiftung bis zum 25. Juni 2023 im Museum Bassermannhaus und im neuen Museum Peter & Traudl Engelhornhaus zu sehen. Der nächste Termin der Kuratoren-Führung mit Hans-Michael Koetzle findet am Samstag, 25.3.2023 statt. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Fotobuch im Steidl Verlag, Göttingen.
Schon in jungen Jahren mehrfach ausgezeichnet, avancierte der Autodidakt Horst H. Baumann ab den 1960er Jahren zu einem in den gedruckten Medien omnipräsenten, höchst erfolgreichen Fotografen. Die Ausstellung erinnert mit ausgewählten Fotografien aus dem Lebenswerk von Horst H. Baumannunter an den deutschen Fotokünstler.
Die Ausstellung zeigt etwa 400 ausgewählte Werke aus dem künstlerischen Nachlass des Fotografen. Als Horst H. Baumann 2019 verstarb, übergab seine Tochter den gesamten bildnerischen Nachlass zur Bearbeitung und zu Präsentation an ZEPHIR – Raum für Fotografie der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Der Nachlass umfasst ca. 3.500 Schwarzweiß-Fotografien und ca. 750 Farbabzüge, ungezählte Dias und zahlreiche Dokumente, Zeitschriften und Bücher.
Vor allem seine Fotografien von Autorennen am Nürburgring, in Spa oder Le Mans machten Horst H. Baumann berühmt. Ab Mitte der 1960er Jahre wandte er sich multimedialen Projekten zu, speziell der Laserkunst, mit der er sich beispielsweise 1977 auf der documenta 6 in Kassel präsentierte. Bis heute leuchtet der grüne Laserstrahl regelmäßig als nächtliches Wahrzeichen der hessischen Kunstmetropole. Auch der nach wie vor aktive Licht-Zeit-Pegel am Düsseldorfer Rheinturm geht auf sein Ideenkonto. Konsequent ab Ende der 1960er Jahre hat sich Baumann mit Multivisionen, Lichtinstallationen oder temporären Architekturen beschäftigt, während sein Beitrag zur deutschen Fotografie der 1950er und 1960er Jahre weitgehend in Vergessenheit geraten ist.
Was Baumanns frühe Schwarzweiß-Fotografie auszeichnet, ist ein hohes Maß an Empathie und sein ehrliches Interesse an sozialen Themen. Kinder beim Spiel, Volksfeste oder Karnevalsumzüge, Industriearbeit oder religiöse Feste sowie Prominentenporträts (Juliette Gréco, Ursula Andress, Jane Fonda, Chris Howland) gehörten zu seinen frühen Themen. Zugleich machte er sich auf die Suche nach einem eigenen Ausdruck in der Kamerakunst, nach einer Bildästhetik im Geist eines, wie man heute sagen würde, „subjektiven Dokumentarismus“. Noch das vermeintlich banalste Sujet wusste Baumann durch den gezielten Einsatz partieller Schärfe, durch kühne An- oder Ausschnitte, dynamische Perspektiven oder ein Spiel mit Vorder- und Hintergrund in ein formal-ästhetisch überzeugendes Bild zu übersetzen. Sein Ansatz wirkte frisch, neu und überraschend distanzierte sich vom eher journalistischen Zugriff seiner Zeitgenossen.
Hinzu kam sein frühes Interesse an der Farbe, die Baumann schnell als weitere künstlerische Herausforderung begriff, was bereits Anfang der 1960er Jahre bemerkt wurde und auch international Anerkennung fand. Ganz im Sinne von „New Color“ fotografierte Baumann nicht einfach farbig, er dachte die Farbe und nutzte sie als Stil- und Ausdrucksmittel. Damit zählt er, wohlgemerkt rund anderthalb Jahrzehnte vor William Eggleston oder Stephen Shore, zu den Pionieren einer künstlerischen Farbästhetik. Am bekanntesten sind sicher seine Bilder aus der Welt der Formel 1. Weiterhin werden in der Ausstellung bis dato unbekannte freie Farbarbeiten gezeigt, die einmal mehr sein waches Auge, seine Experimentierfreude sowie seinen überlegten Umgang mit dem Medium Farbe unterstreichen. Tatsächlich ist die Ausstellung in Mannheim die überhaupt erste Retrospektive, die sich dem gesamten fotografischen Schaffen Baumanns widmet. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Fotobuch im Steidl Verlag, Göttingen.
Die Ausstellung wird von Hans-Michael Koetzle (München) kuratiert ist über ihren Bereich im Museum Bassermannhaus auch im neuen Museum Peter & Traudl Engelhornhaus der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim zu sehen. Das neue Museum wird nach dreijähriger Bauzeit im Januar 2023 feierlich eröffnet und ist schwerpunktmäßig den Themen Glaskunst und Fotografie gewidmet.
Kuratorenführungen von Han-Michael Koetzle
25.3. um 15 Uhr
22.4. um 15 Uhr
13.5. um 15 Uhr
17.6. um 15 Uhr