Diesmal stellt Festivalleiter von La Gacilly-Baden Photo den Fotografen Gabriele Cecconi vor, der mit seiner Reportage über die Rohingya vor noch bis 15. Oktober beim Fotofestival in Baden bei Wien zu sehen ist. So wie man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, verdeckt auch manchmal eine Krise die andere. Im August 2017 sahen sich die Rohingya, eine muslimische Minderheit in Myanmar, die von der burmesischen Junta brutal verfolgt wird, dazu gezwungen, ins benachbarte Bangladesch zu fliehen. Die Folge war eine der schlimmsten humanitären Krisen der Geschichte: 655 000 Flüchtlinge, die Hälfte davon Kinder, machten sich innerhalb weniger Wochen auf den Weg. Fünf Jahre später leben knapp eine Million Flüchtlinge zusammengepfercht in Lagern im bangladeschischen Distrikt Cox’s Bazar.

Rohingya Flüchtlinge Foto Gabriele Cecconi
Der italienische Fotograf berichtet von den Folgen, die diese Krise für Natur und Umwelt hat. Denn die Betroffenen leben nicht nur in Not und haben in Myanmar schlimmste Gräuel erlebt, sondern die plötzliche Ankunft dieser Menschenmassen hat auch Auswirkungen auf die ohnehin schon knappen natürli- chen Ressourcen von Bangladesch. Indem sie versuchen, unter schwierigsten Bedingungen zu überleben, verursachen die Rohingya ungewollt zahlreiche Probleme: Entwaldung, verstärkte Konkurrenz mit der wilden Tierwelt, die ebenfalls zu wenig Lebensraum hat, Spannungen mit der Bevölkerung,die ebenfalls unter prekären Bedingungen lebt … Die Bilder erzählen eine Geschichte, die so alt ist wie die Menschheit: Menschen gelangen – freiwillig oder unter Zwang – an einen Ort, kämpfen dort um ihr Überleben und beeinflussen dadurch, gewollt oder ungewollt, ihre Umwelt: Der Boden wird durch Erosion brüchiger und daher gefährlicher, Erdrutsche sind die Folge, Überschwemmungen … Aus einem Wald mit üppiger Vegetation, in dem Elefanten umherstreifen, wird kahles Land, das von Lagern übersät ist. Cecconi zeigt in seinen Bildern ein wiederkehrendes Element der Menschheitsgeschichte – die Wanderungen über unseren Planeten – unter dem Gesichtspunkt der Ökologie.
In einer Zeit, in der sich Migration –aus wirtschaftlichen, klimatischen oder gesellschaftlichen Motiven – zum vorherrschenden Thema unseres Jahrhunderts entwickelt, ist die Arbeit von Gabriele Cecconi unverzichtbar. Sie lehrt uns, dass wir Fluchtbewegungen nicht mit einfachen Antworten begegnen können.