Einzigartig ist das Fotofestival „La Gacilly-Baden Photo“, bei dem die renommiertesten Fotografinnen und Fotografen der Welt ihren Blick auf die Schönheit aber auch Verletzbarkeit der Natur und der menschlichen Gesellschaft zeigen. In diesem Jahr lautet das Motto „Australien & die neue Welt“. Von Juni bis zum Oktober 2025 hinein verwandelt sich der verträumte Kur- und Badeort in die internationale Hauptstadt der „Concernd Photography“, einer Kategorie der Fotografie, die sich über das künstlerische Engagement hinaus, für eine bessere Welt stark macht. Als Vorbereitung auf die sich gewiss lohnende Reise empfehlen wir den ausführlichen Festival Katalog, erschienen im Verlag Lammerhuber und dort auch für 29 Euro zu beziehen. Also auf nach Baden! Diesmal stellen wir Ihnen den Fotografen Alfred Seiland vor, der mit ganz außergewöhnlichen Motiven seiner Reise durch die USA auf dem Festival beeindruckt.

© Alfred Seiland, Odessa,, Delaware, 1983
Alfred Seiland wurde 1952 in Österreich geboren. Diese vorgestellte Arbeit ist die Essenz mehrerer Reisen Alfred Seilands durch die USA in den Jahren 1979 bis 1999. Ein Großteil wurde in seinem Erstlingswerk East Coast – West Coast von 1986 veröffentlicht und resultierte in seiner ersten Museums-Einzelausstellung in den USA im Art Institute of Chicago. Eine einfühlsame Dokumentation, die Aspekte des Alltags mit fotografischer Virtuosität reflektiert. Er versteht es, ungewöhnliche Stimmungen und Situationen zu lesen und als Phänomene zu würdigen.
Seilands Arbeit trifft sich mit jener von Joel Meyerowitz. Beide pflegen einen ähnlichen Zugang zur Wahl ihrer Motive und interpretieren sie „artverwandt“. Auf ihren Reisen durch die USA haben sie einander mehrfach getroffen, kennen und schätzen sich. Gemeinsam ausgestellt haben sie nie. Was ihre visuelle Begegnung in Baden so spannend macht ist ihre Herkunft: Ein Amerikaner aus der Bronx und ein Europäer aus Leoben betrachten durch den Fokus ihrer Kameras die USA. Das Ergebnis dieses „Paarlaufes“ ist beeindruckend ähnlich und doch sehr differenziert. Eine Fallstudie über Fotografie und künstlerische Interpretation wie keine zweite.
Seiland begann als Autodidakt Ende der 1960er Jahre zu fotografieren. Zu Beginn benutzte er Kleinbildformat, 1979 wechselte er zur analogen Großbild-Kamera. Von der Mitte der 1970er Jahre an fotografiert er ausschließlich in Farbe. Sein Fokus liegt auf der Landschaftsfotografie im übergeordneten Sinn. Seine Arbeiten von 1995 bis 2001 für die FAZ-Kampagne Dahinter steckt immer ein kluger Kopf und sein Langzeitprojekt Imperium Romanum der letzten 20 Jahre haben international Aufsehen erregt und Seiland zu einem der bedeutendsten Fotografen unserer Zeit gemacht.
Vielfach ausgezeichnet, sind seine Arbeiten in den Sammlungen wichtiger Museen der Welt vertreten, wie dem Museum of Modern Art in New York, oder wurden in großen Einzelausstellungen gezeigt, wie in der Albertina in Wien – aber auch bei Fotofestivals wie Les Rencontres d’Arles. Von 1997 bis 2019 war Alfred Seiland Professor für Fotografie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.








