Ausstellung Jenisch Haus, Hamburg vom 15. April 2024 bis 24. Februar 2025: Wollte man die Welt der Fotografie in Kategorien einteilen, so wäre die Hochzeitsfotografie die unterste. Die „künstlerische“ Fotografie blickt auf die Hochzeitsfotografie herab, da sie als zu kommerziell, offensichtlich und nicht anspruchsvoll genug angesehen wird. Hochzeiten sind aber eines der meist fotografierten gesellschaftlichen Rituale der Welt. Die feierliche Zeremonie mit der Familie und den Liebsten zählen für die meisten Paare zu den schönsten Momenten des Lebens, die zur Erinnerung festgehalten werden wollen. Der niederländisch-kanadische Fotograf, Regisseur und Kurator Paolo Woods hat für die Ausstellung eine besondere Auswahl an fotografischen Hochzeitsimpressionen aus vier Kontinenten zusammengestellt, in der sich die internationale Vielfalt dieses Zeremoniells widerspiegelt.

Manal Alhumeed ist eine junge Berufsfotografin aus Riad, die die weibliche und oft
opulente Seite saudischer Hochzeiten fotografiert. Aufgrund strenger kultureller
Richtlinien, z.B. dass das weibliche Antlitz nicht gezeigt werden darf, veröffentlicht sie
die Fotos mit großen goldenen Pinselstrichen auf den Gesichtern, wodurch die Bräute
unkenntlich gemacht werden. Sie ist weit über die Grenzen des Königreichs hinaus
gefragt und fotografiert oft Paare in Dubai und den anderen Emiraten.
Im klassizistischen Ambiente des Jenisch Hauses, das selbst als Location für elegante Hochzeitsfotos sehr beliebt ist, widmet sich die neue Sonderausstellung „Ja, Ich will!“ der Kunst der internationalen Hochzeitsfotografie. Die Arbeiten in der Ausstellung zeigen individuelle Erinnerungen an den „schönsten Tag“ von Hochzeitspaaren aus Ghana, Indien, Frankreich, Spanien, Italien, Saudi-Arabien, Haiti und den USA, die zugleich ganz unterschiedliche kulturelle Usancen und gesellschaftliche Sehnsüchte reflektieren. Die Fotografien zeigen zudem, dass sich es beim häufig als konventionell belächelten Genre der Hochzeitsfotografie um ein Feld innovativer Techniken und neuer ästhetischer Trends handeln kann.

Die Fotografin Lindsay Ladd hat sich auf queere und homosexuelle Hochzeiten in und
um Philadelphia, USA, spezialisiert. Dies ist kein opportunistischer Schachzug, um eine
neue Marktnische zu monetarisieren. Lindsay betont, dass ihre Arbeit ihr die Möglichkeit
gibt, „LGBTQIA+ Liebesgeschichten zu erzählen, die Schönheit von transsexuellen und
non-binären Menschen hervorzuheben und [ihr] innere[s] Selbstvertrauen [..] zu zeigen“.

Enoch Boateng und sein Bruder Maxwell Aggrey sind Stars in Ghana. Ihr Instagram-Profil,
Focus and Blur (@ focusnblur) hat mehr als 300.000 Follower. In ihren Arbeiten halten
sie Tradition und Moderne in einem ausgewogenen Verhältnis. 2021

Juan de la Cruz Megías Mondéjar ist ein spanischer Autodidakt, der zwischen 1979 und
1999 mehr als 2.500 Hochzeiten in der Region Murcia fotografiert hat.
Unter den präsentierten Fotografinnen und Fotografen sind die Brüder Enoch Boateng und Maxwell Aggrey, die in Ghana längst als lokale Stars gelten. Sam & Ekta sind ein Paar, das ein erfolgreiches Fotostudio im indischen Mumbai betreibt. Thomas Sauvin ist ein französischer Künstler, der das Projekt „Beijing Silvermine” leitet, ein Archiv gefundener Fotografien, die aus weggeworfenen Negativen, die zwischen 1985 und 2005 in China aufgenommen wurden, geborgen wurden.
Oreste Pipolo war der Meister der klassischen neapolitanischen Hochzeitsfotografie, die heute von seinen Töchtern Ivana und Miriam weitergeführt wird. Manal Alhumeed ist eine junge Fotografin, die in Riad (Saudi Arabien) lebt und die dortige Hochzeitskultur ästhetisch festgehalten hat. Valerie Baeriswyl ist Hochzeitsfotografin in der Schweiz und in Haiti, Lindsay Ladd fotografiert vor allem homosexuelle und queere Hochzeiten in Philadelphia und Juan de la Cruz Megías Mondéjar ist ein Fotograf, der in den 1980er und 1990er Jahren in Südspanien gearbeitet hat.
Massimo Stefanutti hat eine Sammlung von historischen Hochzeitsalben zusammengetragen, aus der erstmals eine Auswahl einiger seiner Favoriten außerhalb Italiens zu sehen ist. Diese werden ergänzt von Hochzeitsalben, die von Hamburgerinnen und Hamburgern zur Ausstellung beigesteuert wurden.
Zur Ausstellung gibt es verschiedene Angebote …
Stiftung Historische Museen Jenisch Haus, Baron-Voght-Straße 50, Hamburg