Als Beitrag zur Ausstellung „Wegsehen zwecklos“ mit Werken von 42 Fotografen und Fotografinnen als Teil der Internationalen Photoszene Köln 2025 zeigt der Hochbunker in Köln bis zum 25. Mai 2025 unter anderem das spannende Fotoessay von Ralf Baumgarten aus dem Hochland Togos „Bogo und der Heilige Baum“.
Man sah nur seinen auf und ab sich bewegenden Oberkörper aus dem engen Erdloch herausragen: Der Mann grub angestrengt in dem noch vom Wolkenbruch feuchten Boden. Um ihn herum vertrat sich derweil eine Gruppe von Dorfbewohnern die Beine. Sie warteten darauf, dass das Grab tief genug war. „Ein Motorradfahrer ist verunglückt“, murmelte einer von ihnen auf Französisch. Den Namen des Unglücklichen hatte man in schwarzen Lettern auf ein weißes Holzkreuz geschrieben.
Nicht weit davon, in der Dorfmitte, thront ein mächtiger Jahrhunderte alter Zeitzeuge, der „Heilige Baum“. Der Affenbrotbaum oder afrikanische Baobab spielt eine große Rolle in der Spiritualität, wird besonders geschützt und darf nicht von Menschenhand gefällt werden. Die Bewohner von Bogo leben vom Anbau von Früchten wie Mango, Kakao oder Maniok im Tropenwald. Neben der letzten Ruhestätte spielt eine Vielzahl lachender Kinder miteinander. Gelegentlich passiert eines der kleinen chinesischen Motorräder die vom Tropenregen unterspülten Straßen. Die Familien leben in traditionellen Lehmhäusern, gekocht wird auf offenen Feuerstellen.
Bis Bogo gelangten wir mit dem Geländewagen durch das üppig bewaldete Hochland. Kurz vor Ankunft öffneten sich in einem tropischen Starkregen alle Himmelsschleusen. Am nächsten Morgen sollte es dann mit Motorrädern weitergehen, um weitere Dörfer zu besuchen und offenherzigen Menschen zu begegnen…
Afrika grenzt an Europa, wir wachsen immer mehr zusammen, wissen aber kaum etwas voneinander. Dabei ist „Wegsehen zwecklos“.
So Ralf Baumgarten, 2023 zu seinem Fotoessay
www.ralfbaumgarten.de
Hochbunker, 1. Etage, Elsaßstraße 42, Köln