Carmen Herrera with her husband, Jesse Loewenthal, Paris, c. 1948–49
Es ist den intensiven Recherchen von Lynn Gumpert, der langjährigen Leiterin der Grey Art Gallery, New York, und Debra Bricker Balken, der vielfach ausgezeichneten Ausstellungskuratorin zeitgenössischer Kunst, zu verdanken, dass die Geschichte und die Tätigkeit der amerikanischen Künstlergemeinde, die nach dem 2. Weltkrieg Paris, die „Cité de la lumière“, bevölkerte, nun vorliegt. Beide haben zusammen mit weiteren Fachleuten aus der Szene faszinierendes Bildmaterial zusammengetragen, das dokumentiert, warum Paris wie keine andere Stadt zwischen 1946 und 1962 wegweisend für die amerikanische Kunstszene war. Ausgehend von den Akademien, allen voran die ‚École des Baux Art‘, an denen viele der jungen amerikanischen Künstler nach dem Ende des 2. Weltkriegs studierten, über ihre Ausstellungsorte, ihre ästhetischen Diskussionen oder dem Austausch mit ihren europäischen Kolleginnen und Kollegen ging es den Autorinnen letztlich um die Frage, was es im Europa der Nachkriegszeit eigentlich bedeutete, als US-Bürger im Ausland tätig zu sein und beispielsweise in der französischen Metropole in den ‚Salons‘ auszustellen.
Hugh Weiss, Owl, 1953, Mixed media on hardboard,
Collection of Sabine Weiss, Paris
Das im Hirmer Verlag, München, erschienene Buch enthält den Werdegang und die Arbeiten von insgesamt 70 amerikanischen Künstlern, die in der Nachkriegszeit in Paris studierten und arbeiteten. Der Bogen spannt sich von der Expressionistin Janice Biala über den Grafikdesigner Ralph Coburn, die Textilkünstlerin Sheila Hicks und den Fotografen William Klein bis zu den Malern George Morrison und Leo Zimmermann. Alle werden jeweils in Kurzbiografien und mit ihrer vielfältigen Ausstellungstätigkeit vorgestellt. Beispielsweise wird der 1926 in Brooklyn, New York, geborene afroamerikanische Fotograf Emil Cadoo erwähnt, der wegen des damals in den USA herrschenden Rassismus nach Frankreich emigrierte und dort bis zu seinem Tod 2002 blieb.
Emil Cadoo, Untitled (Self-Portrait), c. 1960, Gelatin silver print, Grey Art Gallery,
New York University Art Collection, Gift of the Estate of the artist,
courtesy Janos Gat Gallery
Ebenso startete der 1928 in New York geborene, vielfach ausgezeichnete Fotograf William Klein, der 1948 nach zwei Dienstjahren bei der amerikanischen Armee nach Paris zog, dort seine Karriere. Dessen Gemälde, die er aus Fotografien entwickelte, weckten in den 1950er Jahren das Interesse von Alexander Liberman, dem Art Director der ‚Vogue‘, und führten letztlich zu William Kleins langjähriger erfolgreicher Karriere.
Poster for Artistes américains en France, Musée de Saint-Étienne,
organized by the Centre Culturel Américain, Paris, 1960,
Galerie Darthea Speyer Papers, Archives of American Art,
Smithsonian Institution, Washington, DC
Der Band „Americans in Paris – Artists working in Postwar France, 1946 – 1962“ fasst, eingeteilt in fünf von Fachleuten detailliert recherchierte, mit vielen Bildbeispielen angereicherte Kapitel, eine wichtige Epoche der US-amerikanischen Nachkriegskunst zusammen.
H.-G. v. Zydowitz
Americans in Paris
Artists working in Postwar France, 1946-1962
Hrsg.: Debra Bricker Balken, Lynn Gumpert
Text: Englisch
300 Seiten mit 270 Abbildungen
Format: 26 x 31 cm, Hardcover mit Spotlackierung
München, Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-3637-1;
Preis 49,90 Euro