Vom 12. September 2025 bis 25. Januar 2026 zeigt Fotografiska, das Museum für zeitgenössische Fotografie, Kunst und Kultur „Le Sale ka Kgotso“ mit Werken von Lebohang Kganye. Die Ausstellung lädt in eine lebensgroße, begehbare Struktur ein, die einem „Reconstruction and Development Programme” (RDP)-Haus nachempfunden ist: Das südafrikanische sozioökonomische Wohnungsbauprogramm wurde von der Regierung unter Präsident Nelson Mandela nach dem Ende der Apartheid im Jahr 1994 umgesetzt. Es dient hier als unheimliches Rahmenwerk, das gleichzeitig massiv und zerbrechlich anmutet und eher von Brüchen als von Lösungen geprägt ist. Fotografiska hat nicht nur einen Standort in Berlin, sondern auch in Stockholm, Tallinn und Shanghai.
Le Sale ka Kgotso bedeutet auf Sesotho so viel wie „Verweile in Frieden“. Es ist eine Abschiedsfloskel, die man beim Verlassen eines Hauses ausspricht. Aber Sprache ist niemals eindeutig; sie transportiert stets mehrere Bedeutungsebenen. Wenn der Begriff falsch ausgesprochen wird – le sale le Kgotso – beschwört er nicht den Frieden, sondern einen Tokoloshe herauf: einen boshaften, gefährlichen Geist aus der Xhosa- und Zulu-Mythologie, der Krankheit, Chaos und seelische Zerrüttung bringt. Lebohang Kganye lenkt die Aufmerksamkeit auf diesen sprachlichen Ausrutscher und zeigt, dass Worte – wie Häuser, wie Geschichten – ambivalent sein können. Wie die Architektur, die sie konstruiert, zeigt auch die Sprache bei Kganye, dass sie selbst zu einer Stätte des Schreckens werden kann. Was wie eine Geste des guten Willens erscheint, kann in Wirklichkeit eine Beschwörung von etwas viel Bedrohlicherem sein.
Lebohang Kganye (geb. 1990, Südafrika) schafft mit erweiterter Fotografie, Video und Mixed Media Werke, die Geschichtsschreibung, Forschung, Theatralik, Autobiografie und Poesie in oft skulpturalen Installationen miteinander verknüpfen. Ihr Familienname ist etymologisch mit dem Sotho-Wort für Licht, „kganya“, verbunden; dieses Licht in die vielschichtigen postkolonialen Geschichten zu bringen, ist ein roter Faden ihres Schaffens. Kganye ist in der Ausstellung „New
Photography 2025“ des MoMA vertreten, die im September eröffnet wird. Für ihre Einzelausstellung im FOAM im Jahr 2023 wurde sie mit dem Deutsche Börse Photography Foundation Prize ausgezeichnet. Zuletzt stellte die Künstlerin unter anderem in der Tate und der Barnes Foundation aus. Im Jahr 2022 war Kganye im südafrikanischen Pavillon auf der Biennale di Venezia vertreten. Ihre Werke befinden sich in Sammlungen wie der Smithsonian Institution, dem Getty Museum, dem Victoria and Albert Museum, dem Musée d’Art Moderne de Paris und vielen anderen.










