Zu Ziel 10 der 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen – Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern – hat das Fotofestival Open Your Eyes in Zürich im letzten Jahr die Bilder von Ana María Arévalo Gosen „Días Eternos | Ewige Tage“ ausgestellt.
Die internationale Gemeinschaft hat erhebliche Fortschritte gemacht, um Menschen aus der Armut zu befreien. Die am stärkstengefährdeten Nationen – wie die am wenigsten entwickelten Länder, die Binnenentwicklungsländer und die kleinen Inselentwicklungsländer – schreiten weiterhin in der Armutsbekämpfung voran. Allerdings bestehen immer noch Ungleichheiten und große Unterschiede beim Zugang zu Gesundheits-,Bildungseinrichtungen und anderen Gütern.

La Yaguara Haftzentrum, Caracas – März, 2018. Die Frauen in dieser Sicherungsverwahrungsanstalt verbringen ihren Tag in beunruhigender Untätigkeit. Sie gestalten ihre enge Zelle um und bemühen sich, so etwas wie ein Zuhause zu schaffen. Die Aktivitäten reichen vom Schreiben von Briefen oder dem Zeichnen für ihre Kinder über die Lektüre der Bibel bis hin zum Teilen von Zigaretten oder dem Glätten ihrer Haare.
© Ana María Arévalo Gosen
Es herrscht wachsender Konsens darüber, dass Wirtschaftswachstum, wenn er nicht integrativ gestaltet wird und die drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung – Wirtschaft, Soziales und Umwelt – umfasst, allein nicht ausreichend ist, um Armut zu reduzieren. Glücklicherweise hat sich die Einkommensungleichheit sowohl zwischen den Ländern als auch innerhalb der Länder verringert. Derzeit ist das Pro-Kopf-Einkommen von 60 der 94 Ländern, von denen Daten vorliegen, schneller gestiegen, als der nationale Durchschnitt. Auch bei der Schaffung günstiger Zugangsbedingungen für Exporte aus den am wenigsten entwickelten Ländern wurden einige Fortschritte erzielt.
Um Ungleichheiten abzubauen, sollten politische Massnahmen grundsätzlich universell sein und den Bedürfnissen benachteiligter und marginalisierter Bevölkerungsgruppen Rechnung tragen. Es bedarf einer stärkeren zollfreien Behandlung und der Fortsetzung der Förderung von Exporten aus Entwicklungsländern sowie einer Erhöhung des Stimmanteils der Entwicklungsländer im IWF. Schließlich können technologische Innovationen dazu beitragen, die Kosten für den Geldtransfer von Wanderarbeitnehmerinnen und -nehmern zu senken.
Schon gewusst?
In vielen Ländern fließt ein immer grösser werdender Anteil des Einkommens den reichsten 1 % zu.
Auf die ärmsten 40 % entfallen weniger als 25 %des Gesamteinkommens.
Ana María Arévalo Gosen –Días Eternos | Ewige Tage

Ilopango, San Salvador – 8. März, 2021. Diese Gruppe von Frauen ist wegen Verbrechen im Zusammenhang mit der 18th Street Gang inhaftiert. Das Gefängnis hat beschlossen, die Frauen nach ihrer Gang-Zugehörigkeit zu trennen, um Konflikte und Kämpfe zu vermeiden. Patricia, die Frau in der Mitte, hat eine Strafe von über einhundert Jahren zu verbüssen. Sie darf ihre Zelle nur eine Stunde am Tag verlassen, hat keinen Kontakt zu ihrer Familie oder ihrem Anwalt und darf sich nicht an Freizeitaktivitäten beteiligen. copyright Ana María Arévalo Gosen
Ana María Arévalo Gosens Arbeit bietet eine erschütternde, aber zutiefst menschliche Erkundung des Lebens inhaftierter Frauen in Venezuela und El Salvador. Die Serie beleuchtet die Notlage von Frauen in Untersuchungsgefängnissen, in denen sie oft über Monate oder Jahre hinweg eingesperrt sind und auf Gerichtsbeschlüsse warten, die laut Gesetz innerhalb von höchstens 45 Tagen ergehen sollten. Die Bilder zeigen die klaustrophobischen, überfüllten Zellen und eine Welt, die von Gewalt, Not und einem extremen Mangel an Platz, Hygiene, Verpflegung und medizinischer Versorgung geprägt ist. Die Serie verdeutlicht vor allem den Mangel an Respekt und Gerechtigkeit für diese Frauen.
Trotz der düsteren Umstände fängt Días Eternos auch die Widerstandsfähigkeit und Solidarität der Frauen ein und bietet einen Blick auf die Hoffnung inmitten der Verzweiflung. Diese mutige und fortlaufende Serie dokumentiert nicht nur die Haftbedingungen, sondern reflektiert auch die tiefgreifenden Auswirkungen auf die Familien der Insassinnen und die lateinamerikanische Gesellschaft im Allgemeinen.
Arévalo Gosen, die Fotografie an der ETPA Toulouse studiert und als freiberufliche Fotografin in Hamburg gearbeitet hat, dokumentiert seit 2017 die Krisen in ihrem Heimatland und konzentriert sich dabei besonders auf die Erfahrungen von Frauen. Ihre Arbeit ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die dringende Notwendigkeit eines Systemwandels, die Achtung der Menschenrechte und den Abbau von Ungleichheiten innerhalb des Strafrechtssystems. Für ihre Arbeit wurde Arévalo Gosen im Jahr 2021 mit dem Leica Oskar Barnack Award ausgezeichnet.