Edition Patrick Frey: Nicolas Faure – The Order of Things

Sehnsucht nach Privatheit und Idylle: Nicolas Faure, 1949 in Genf geboren, absolvierte von 1968 bis 1971 eine Lehre als Goldschmied bevor er für mehrere Jahre den Mittleren und Fernen Osten bereiste, wo seine ersten Fotografien entstanden. Zwischen 1975 und 1980 lebte er als Goldschmied und Fotograf in New York. In die Schweiz zurückgekehrt war Faure zunächst an der Universität Genf sowie seit 2001 an der Ecole Cantonale d’Art Lausanne (ECAL)als Lehrer für Fotografie tätig. Sein bei der Edition Patrick Frey, Zürich, erschienener Bildband „The Order of Things“enthält rund 80 analoge Aufnahmen von Gartenarchitektur rund um Einfamilienhäuser und Siedlungen in der Gemeinde Noble-Contrée, bestehend aus den Ortsteilen Miège, Venthône und Neyras, sowie in den Ortschaften Sierre, Muraz, Crans-Montana, Fully, Leytron und Chamosonim Wallis und der Westschweiz.

Die Farbfotografien zeigen die Bepflanzung und die Hecken, Abgrenzungen und Mauern, die die Sehnsucht nach Privatheit und Idylle der Bewohner belegen. Hinter Gittern und Zäunen sind Pflanzenarchitekturen zu sehen, die sich nur in wenigen Fällen den Veränderungen der bebauten Umwelt entziehen und nur selten über die Privatheit des Zauns sprießen. Nicolas Faure belegt damit, dass hinter den Reihenhäusern eben doch noch unverstellte Natur liegen könnte. Er beweist dies in seinen durchgehend doppelseitig gedruckten Farbfotografien, indem er den Betrachtern präzis komponierte Blickhierarchien eröffnet, die den Gestaltungswillen des jeweiligen Eigentümers im Machtgefüge des persönlichen Gartenterritoriums widerspiegeln: Alle Dinge haben letztlich ihren Platz.

Vor dem Hintergrund dieser meist starren Zeugen ist auf diese Weise – sorgfältig gezähmt, präzise platziert, sauber in die Raumplanung eingeflochten –ein Porträt des Wallis und der Mentalität ihrer Bewohner entstanden, das Ausgangspunkt für eine Reflexion der technischen und kulturellen Veränderungsprozesse der Moderne ist, die seit Ende der 1950er-Jahre die Schweiz erfasst und sie in ein Land der Anhäufung, des Zusammenrückens,verwandelt hat.

Unter dem Titel „The Melancholyof Evergreens“ erfreut sich der Verleger Patrick Frey am Ende des Buchs in seinem Text an der in den Fotografien von Nicolas Faure in unterschiedlichen Farben wiedergegebenen opulenten Symphonie der Licht- und Schattenspiele. „Wir sehen Gärten, die riesig erscheinen. Und wir sehen Gärten, die einen gewissen Luxus ausstrahlen,manchmal selbst auf kleinstem Raum.“

H.-G. v. Zydowitz

Nicolas Faure
The Order of Things