Nach der Gründung des Fotoateliers durch Julius Frank sen. (1845 – 1906) war es nach dessen frühem Tod sein Sohn Henry (1879 – 1931), der durch seine künstlerischen Landschafts- und Porträtaufnahmen mit den durch die Künstlerkolonie Worpswede populär gewordenen Motiven aus dem Teufelsmoor überregional bekannt und vielfach ausgezeichnet wurde. Dessen Sohn Julius Frank jun. (1907 – 1959) wiederum knüpfte an die Erfolge des Vaters an, bis ihn 1936 die Umstände im nationalsozialistischen Deutschland zum Verkauf des Fotogeschäfts zwangen: Im Juni 1936 bestieg Julius Frank ein Schiff, das ihn ins amerikanische Exil brachte. Dort gelang es ihm, in Detroit und später in Los Angeles Fuß zu fassen und weiterhin als Fotograf erfolgreich zu sein.
© Julius Frank Focke-Museum Bremer Landesmuseum
für Kunst und Kulturgeschichte
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Der schwere Weg der Fotographenfamilie Frank wird in dem im Verlag Dölling und Galitz, München, erschienenen Band „Julius Frank – eine jüdische Fotografenfamilie zwischen Deutschland und Amerika“ in berührender Weise rekonstruiert. Dies wurde ermöglicht durch deren aus etwa 800 Motiven bestehenden Nachlass, der aus Abzügen in unterschiedlichen Formaten, teilweise auch noch aus Negativen bestand, der das Focke-Museum. Bremen, in einer großen, aus den USA übersandten Kiste erreichte und nun von deren Fachleuten aufgearbeitet wurde.
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In das Werk der Fotografenfamilie führt Anna Greve vom Focke Museum unter dem Titel „Zur Ästhetik der Fotografien aus dem Atelier Frank“ ein. Dabei vergleicht sie dieses mit den Arbeiten von Alfred Stieglitz, Dorothea Lange oder Lászlo Moholy-Nagy und stellt fest, dass die von Gründervater und Sohn in Lilienthal aufgenommenen frühen Fotografien ganz der dominanten Ästhetik ihrer Zeit verhaftet sind. „Das dörfliche Leben, die Birkenlandschaft im Teufelsmoor, die arbeitende Bevölkerung, alte Menschen mit ausdrucksstarken Gesichtern sind in der Rückschau Dokumentation und Definition zugleich – bäuerliches Leben jenseits der Großstadt“.
© Julius Frank Focke-Museum Bremer Landesmuseum
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Ausführlich stellt die Fotohistorikerin Karin Walter in ihrem Beitrag „Eine jüdische Familie zwischen Lilienthal und Amerika (1872 – 1959)“ die wiederenddeckte Fotodynastie Frank vor und schildert, anschaulich bebildert, das bewegende deutsch-jüdische Familienschicksal: Deren Anfänge, nach dem frühen Tod des Gründers Julius sen. die Übernahme des Fotoateliers durch den damals 27jährigen Sohn Henry sowie den Neuanfang in Amerika durch Julius jun. im Jahre 1936. Den Hauptteil des Buchs bilden großformatige Abbildungen, die unter dem Titel „Die Bilderwelt des Ateliers Frank“, eingeteilt in die drei Kapitel „Worpswede und das Teufelsmoor (bis 1936)“, „Ausflüge in Deutschland (bis 1937)“ und „Amerika (1938 – 1959)“, einen umfassenden Überblick über das breite Motivspektrum der Arbeiten der Fotografendynastie Frank geben.
H.-G. v. Zydowitz
Julius Frank – eine jüdische Fotografenfamilie zwischen Deutschland und Amerika
Hrsg.: Focke-Museum Bremen
Beiträge: Anna Greve, Karin Walter
160 Seiten mit 130 Abbildungen
Format: 24×30,5 cm, Hardcover
München · Hamburg, Dölling und Galitz Verlag
ISBN: 978-3-86218-160-5;
Preis 32 Euro
Ausstellung noch bis 26. Februar 2023 im Focke-Museum, Bremen