Wo Fotografie Schule macht…
Der weltweit hoch angesehene Veranstalter außergewöhnlicher Fotoworkshops, Nobechi Creative, bietet im Herbst 2025 einen ganz besonderen Fotokurs in Japan an: „Die Kunst des Storytellings – Reportage, Serie, Essay“. Der Workshop wird geleitet von dem international renommierten, vielfach ausgezeichneten Fotografen Gerd Ludwig. Er findet vom 27. September bis zum 9. Oktober 2025 in Nagasaki statt.

Ungelöste Tragödie: Diese Kinder, die alle aus nur zwei Moskauer Stadtvierteln stammen, wurden mit fehlenden Unterarmen geboren. Obwohl kein sicherer Zusammenhang zwischen ihren Fehlbildungen und dem verwirrenden Schadstoffmix in Moskau hergestellt werden kann, ist die Häufigkeit angeborener Missbildungen hier höher als im übrigen Russland. Das Bild zeigt die Auswirkungen der industriellen Verschmutzung auf Mensch und Umwelt in der ehemaligen Sowjetunion.
Der im Bildjournalismus erfahrene deutsch-amerikanische National Geographic-Fotograf Gerd Ludwig definiert das Unterrichtsziel dieser Meisterklasse: das Können der teilnehmenden Profi- und engagierten Amateurfotografinnen und -fotografen auf ein neues Niveau zu heben. Dieser intensive Workshop konzentriert sich auf die strukturellen, logistischen, technischen und ethischen Aspekte des fotografischen Geschichtenerzählens, in denen sich wahrheitsgetreue Wiedergabe, persönliche Sicht und individueller Stil die Waage halten.

„Die berühmte russische Schauspielerin Anastasia Wertinskaya gehörte in den späten achtziger Jahren zu den wenigen Privilegierten, die ein Auto besaßen. Ihr Vater, ebenfalls ein bekannter russischer Schauspieler und Regisseur, wurde einst von Stalin zum Tode verurteilt, später aber begnadigt.“
Als Ergebnis sollen die Teilnehmer visuelle Geschichten über Themen erstellen, die im reichen Umfeld der Stadt Nagasaki zu entdecken sind.
Inspiriert vom kulturell und historisch reichen Umfeld der faszinierenden Küstenstadt Nagasaki, werden die Teilnehmer:innen im Verlaufe der Meisterklasse jeweils eine Reportage, ein fotografisches Essay oder eine Serie erarbeiten.
Der Kurs gliedert sich in zwei Abschnitte:
Abschnitt Eins beginnt zur Vorbereitung bereits rund zehn Tage vor dem Reiseantritt nach Japan mit drei Zoom-Sitzungen. Es startet mit einem Tag der Portfoliobewertungen der Teilnehmenden, gefolgt von zwei Tagen mit Theorie und Anleitungen.

In der Russischen Akademie der Wissenschaften steht Wladimir Putin umgeben von Wissenschaftlern und Leibwächtern. Der für politische Experten rätselhafte Putin wurde orthodox erzogen, stieg aber in den Reihen des KGB auf. Er schloss sich Reformern an, wurde von Jelzin handverlesen und 1999 in das höchste Amt Russlands gewählt.
Abschnitt 1 – Vorbereitung (online):
Bereits rund zehn Tage vor dem Reisebeginn nach Japan starten drei Zoom-Sitzungen zur Vorbereitung, um die Zeit „on location“ zu maximieren. Den Auftakt bildet eine ausführliche Portfoliobesprechung, gefolgt von zwei Tagen Theorie, praktischen Anleitungen und Konzeptentwicklung.
Abschnitt 2 – Vor Ort in Nagasaki:
Neun intensive Tage in Japan widmen sich ganz der fotografischen Arbeit an einem individuell gewählten Thema. Gerd Ludwig wird die Teilnehmenden dabei abwechselnd begleiten, beratend zur Seite stehen und unterwegs immer wieder direktes Feedback geben. Ergänzend finden gemeinsame Bildbesprechungen statt, in denen Auswahlprozesse, Sequenzierung und visuelle Kohärenz praxisnah vermittelt werden.
Die letzten anderthalb Tage werden sich auf die Auswahl, Zusammenstellung und Abfolge der Bilder konzentrieren, die schließlich mit einer gemeinsamen Präsentation der fertigen Geschichten den Abschluss der Meisterklasse bildet.

Ein Langzeitlebenswerk von Gerd Ludwig sind die Folgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl. Diese Foto zeigt Arbeiter in schwerer Schutzkleidung bei einer kurzen Pause auf dem Weg zu den Bohrungen im Inneren des Sarkophags. Die Strahlung ist so hoch, dass sie ihre Geigerzähler und Dosimeter ständig überwachen müssen und nur einen 15-minütigen Aufenthalt pro Tag haben dürfen. Kernkraftwerk Tschernobyl (KKW TschN), Ukraine, 2005 © Gerd Ludwig
In dieser Meisterklasse bietet der Veranstalter – aus Rücksicht auf die unterschiedlichen Budgets der Teilnehmenden – zwei verschiedene Preisstufen an: eine Full-Service-Option mit Hotels und Inlandsflügen und eine Option für Selbstbucher, bei der nur die Kosten für die Teilnahme an der Meisterklasse enthalten sind und die Teilnehmer ihre eigenen Reise- und Hotelarrangements treffen können.
Weitere wichtige Informationen
Ablauf des Workshops:
Die Teilnehmenden haben bereits vor Beginn der Meisterklasse die Möglichkeit, eine realisierbare, gut recherchierte Geschichte oder Projektidee zu entwickeln. Diese Idee sollte ein Thema sein, für das sich die Teilnehmenden leidenschaftlich einsetzen und auf das sie sich während des gesamten Workshops konzentrieren. Alternativ bieten George Nobechi und Gerd Ludwig eine Auswahl fesselnder Themen an, aus denen sich die Teilnehmer eines auswählen können.

Im Schilddrüsenzentrum in Minsk werden täglich Operationen durchgeführt. Zu den Patienten in Zimmer 4 gehörten Dima Bogdanovich, 13, der sich gerade seiner ersten Operation wegen Schilddrüsenkrebs unterzogen hatte, und der Liquidator Oleg Shapiro, 54. Er war beim Rückbau kleiner Holzhäuser in den Dörfern in der Nähe des Reaktors einer hohen Strahlendosis ausgesetzt. Oleg sagt, dass von den 300 Arbeitern seiner Brigade inzwischen ein Drittel gestorben ist. Er selbst hat bereits 3 Schilddrüsenoperationen hinter sich. Die zerstörerischen Auswirkungen von Cäsium auf die Schilddrüse sind unbestritten. Bei dem Unfall in Tschernobyl wurde starker Fallout von Cäsium 127 freigesetzt. Das in großen Mengen über kontaminierte Lebensmittel aufgenommene Cäsium reichert sich in der Schilddrüse an und verursacht Anomalien und Krebs. © Gerd Ludwig
„On location“ wird erwartet, dass sowohl die Teilnehmenden als auch der Kursleiter ein hohes Maß an Flexibilität beibehalten, um sich an überraschende Ereignisse und dynamische Entwicklungen vor Ort anpassen zu können. Um das Beste aus dieser Meisterklasse herauszuholen, sollten die Teilnehmenden vorbereitet sein, ihre Fotozeiten – abhängig von ihrer Aufgabe – auf den frühen Morgen oder auch spät in die Nacht zu legen.
ABSCHNITT 1:
Tag 1: Meeting von Gerd Ludwig mit den Teilnehmenden über Zoom zur gemeinsamen Portfoliobewertung
Teilnahme: Alle
Dauer: ca. 5–6 Stunden
Tag 2 – Erkunden der Techniken des visuellen Storytellings:
Gerd Ludwig skizziert die strukturellen Elemente und Unterschiede zwischen einer Reportage, Serie und einem Essay. Dabei vermittelt er seine persönlichen Ansätze beim Fotografieren von Geschichten für National Geographic und andere Publikationen, die in verschiedenen Präsentationen mit Beispielen erläutert werden.
Dauer: ca. 6–7 Stunden, mit Mittagspause

Pater Sevastiyan wählt den Weg des Glaubens und meditiert über die Evangelien im Svyato-Kazansky-Kloster in Murom, einer der vielen russisch-orthodoxen Gemeinschaften, die im ganzen Land wieder auferstehen. © Gerd Ludwig
Tag 3 – Fortsetzung der Erarbeitung der Techniken des Storytellings:
Gerd skizziert weiterhin die strukturellen Elemente und Unterschiede zwischen Reportage, Serie und Essay und vermittelt die Ansätze einer Vielzahl international renommierter Fotograf:innen. Dazu zeigt er auch Arbeitsproben früherer Teilnehmer:innen seiner Workshops.
Kurze Einführung zu Nagasaki von George Nobechi, ebenfalls per Zoom.
Informationen zu Nagasaki:
Nagasaki ist eine Küstenstadt auf der Insel Kyushu, Japan, bekannt für ihre historische Bedeutung als Zentrum des internationalen Handels und ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg. Während der Edo-Zeit (1603–1868) war sie einer der wenigen Häfen, die für den ausländischen Handel offen waren und den kulturellen Austausch mit niederländischen und chinesischen Kaufleuten förderten. Ihre katholischen Kirchen und die Geschichte der verfolgten Christen, die im Untergrund lebten, sind zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden. Der Einfluss Europas und Chinas ist weiterhin in der Vielfalt der Architektur, der Küche und in den Traditionen der Stadt sichtbar.

Die Geschichte des berühmten Sanduny-Badehauses beginnt im 18. Jahrhundert mit der Liebesbeziehung zwischen Sila Sandunov und Elizaveta Uranova, Starschauspielern des Hoftheaters von Kaiserin Elisabeth II, die das Badehaus anlässlich ihrer Hochzeit gründeten. Das Sanduny wurde zum Mittelpunkt der Moskauer Elite und diente als Gesellschaftsclub, Klinik und Badehaus. Auch heute noch ist es ein einzigartiges und ehrwürdiges Erholungszentrum, das als das beste Badehaus in Moskau gilt. Das 1991 unter Denkmalschutz gestellte Sanduny hat sein reichhaltiges Ambiente aus dem 18. Jahrhundert bewahrt und gleichzeitig Hightech-Einrichtungen integriert, die auch den Geschmack der anspruchsvollsten Kunden befriedigen. Gerd Ludwig erhielt die sehr seltene Erlaubnis, dort für kurze Zeit zu fotografieren, und zwar eine Gruppe von Stammgästen, die ihren wöchentlichen Besuch in den Bädern genießen. © GerdLudwig
Battleship Island, eine heute verlassene Kohlemine, liegt direkt vor der Küste und ist ebenfalls Weltkulturerbe – bekannt für ihre wichtige Rolle bei der industriellen Modernisierung Japans. Natürlich ist Nagasaki auch als Ort des zweiten Atombombenabwurfs am 9. August 1945 in Erinnerung geblieben, an den im Nagasaki-Friedenspark und im Atombombenmuseum erinnert wird. Heute ist die Stadt eine Mischung aus historischen Sehenswürdigkeiten, malerischen Küstenlandschaften und lebendigem Kulturerbe, mit Sehenswürdigkeiten wie Glover Garden, Dejima und der berühmten Megane Bridge.
Was sonst noch wichtig ist
Zeitplan in Japan:
Gerd wird den Prozess des Auffindens und Erarbeitens von Themen besonders in den Vordergrund stellen. Wie lassen sich Menschen auf intime Weise fotografieren? Wie schafft man Bilder, die sowohl emotional als auch redaktionell kommunizieren? Wie lässt sich Ästhetik gezielt zur Steigerung der Bildwirkung nutzen?

Eine Gruppe von Finanzberatern Mitte zwanzig mietete eine weiße Stretch-Limousine, um den 28. Geburtstag einer Freundin zu feiern, die auf den Bildern nicht zu sehen ist, weil sie schon weg war. Sie setzten die Party ohne sie fort, fuhren durch die Stadt und hielten am Vorobyovy Gory (Sparrow Hills, früher Lenin’s Hills), um einen roten Teppich auszurollen und ein kleines Feuerwerk zu zünden. © Gerd Ludwig
Die Teilnehmenden der Masterclass sollen ermutigt werden, professionelle Risiken einzugehen, um hochwertige Arbeiten zu produzieren, die für Veröffentlichungen, Wettbewerbsbeiträge oder Galerieeinreichungen geeignet sind.
Die technischen Diskussionen konzentrieren sich darauf, fotografische Stilmittel in realen Szenarien zu verwenden, um Atmosphäre und Stimmung einzufangen; ein Gefühl für den Ort zu vermitteln; Vertrauen aufzubauen, um Menschen authentisch zu fotografieren; Komposition, Licht und Farbe einzusetzen, um Emotionen zu transportieren; und einen persönlichen Standpunkt mit Respekt für das Umfeld eines Motivs in Einklang zu bringen.

Zolotoy Kluchik (Goldener Schlüssel) ist der Name eines Kindergartens in Pripjat. Er war zum Zeitpunkt der Aufnahme einer der wenigen (von einst 16 Kindergärten in Pripjat), die regelmäßig Touristen gezeigt wurden. Alles an diesem Ort ist offensichtlich entweder von den Touristen selbst eingerichtet worden oder um ihren Erwartungen gerecht zu werden. Da dies schon seit geraumer Zeit geschieht, weisen viele der Umgestaltungen eine Patina auf und wirken daher auf den unkritischen Betrachter authentisch. © Gerd Ludwig
Gerd spricht offen über seine eigenen fotografischen Techniken, einschließlich seiner Wahl von Kameras, Objektiven und Lichtquellen. Er wird erklären, wie die Blitztechnik es ihm ermöglichte, Geschichten für das National Geographic Magazine zu realisieren, die zuvor kaum zugänglich waren – wie Moscow Never Sleeps, Tschernobyl, Russisch-Orthodoxe Kirche und Schlafende Autos.
Er wird auch darüber sprechen, wie man Kurzaufträge mithilfe von Fundraising-Strategien in langfristige persönliche Projekte überführen kann. Als Pionier des Crowdfundings hat er erfolgreich drei Kickstarter-Kampagnen durchgeführt, die zwei Reisen nach Tschernobyl und die Veröffentlichung seines preisgekrönten 20-jährigen Retrospektivbuchs The Long Shadow of Chernobyl finanzierten.

Die stille Bildserie „Sleeping Cars“ hat Gerd Ludwig in seiner Wahlheimat Los Angeles aufgenommen. © Gerd Ludwig
Mit über 350.000 Followern auf Instagram hat Gerd eine wertvolle Ressource, um Inhalte in sozialen Netzwerken zu planen, zu analysieren und zu veröffentlichen.
Den detaillierten Programmablauf in Nagasaki findet man hier…
Über Gerd Ludwig
Nach dem Studium der Fotografie an der Folkwangschule in Essen begann Gerd Ludwig seine Karriere als Fotograf für Publikationen wie Geo, Stern, Der Spiegel, Fortune, Time und LIFE. In den 1980er Jahren zog er nach New York und begann, hauptsächlich für das National Geographic Magazine zu arbeiten.

Gerd Ludwig
Sein Fokus auf Umweltfragen und die sozioökonomischen Veränderungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führten zu seiner Ausstellung und dem Buch Broken Empire: After the Fall of the USSR, einer zehnjährigen Retrospektive, die 2001 veröffentlicht wurde. Ludwigs anhaltende Berichterstattung über das postsowjetische Russland brachte ihm Anerkennung als einer der führenden Fotografen dieser Region ein.
2014 veröffentlichte die Edition Lammerhuber Gerd Ludwigs dreisprachiges Fotobuch The Long Shadow of Chernobyl, das auf 20 Jahren Dokumentation der Katastrophenfolgen basiert und als Meilenstein im modernen Fotojournalismus gilt. Lammerhuber veröffentlichte auch Ludwigs Monographien Sleeping Cars (2016) und BEUYS LAND (2024).
2006 erhielt Gerd Ludwig den Lucie Award als International Photographer of the Year. 2014 wurde er mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ausgezeichnet, 2015 mit der Missouri Honor Medal for Distinguished Service in Journalism.
Seine Arbeiten wurden in Museen, Galerien und auf Fotofestivals wie Visa pour l’Image in Perpignan (Frankreich) oder im Naturhistorischen Museum in Wien (Österreich) in Einzelausstellungen gezeigt. Zudem hält er Vorträge an Universitäten und gibt international Workshops. Gerd Ludwig lebt und arbeitet in Los Angeles.
Termine und Preise:
Datum: Workshop vor Ort in Nagasaki vom 27. September bis zum 9. Oktober 2025
Preise:
Nur Kursgebühren (für Selbstbucher von Hotels und Reisen): ab ca. 7.550 US-Dollar pro Person
Full-Service-Angebot (inkl. Hotels in Tokio und Nagasaki sowie Inlandsflüge): ab ca. 9.350 US-Dollar pro Person
Maximal 8 Teilnehmer
Links:
https://www.nobechicreative.com/gerd-ludwig-the-art-of-storytelling-nagasaki-japan
https://www.gerdludwig.com
https://www.instagram.com/gerdludwig/?hl=en
Wir meinen: Dieser Workshop ist eine ganz besondere Chance, von einem der ganz Großen im Fotojournalismus zu lernen!