Der mexikanisch-amerikanische Dokumentarfotograf Philip Montgomery (geb. 1988) ist bekannt für seine dokumentarischen Arbeiten, in denen er die aktuellen Konflikte und Allianzen der amerikanischen Gesellschaft in ikonischen Bildern verdichtet. Mit AMERICAN CYCLES zeigt das PHOXXI vom 28.11.25 bis 10.5.26 die erste große institutionelle Einzelausstellung des Fotografen weltweit. Neben ausgezeichneten Projekten, die ursprünglich vom New York Times Magazine und New Yorker beauftragt wurden, sind hier erstmals bisher unveröffentlichte Fotografien sowie neueste unabhängig entstandene Arbeiten zu sehen.
Angefangen vom ersten populistischen Wahlkampf Donald Trumps über die Black-Lives-Matter-Bewegung als Reaktion auf systemischen Rassismus und Polizeigewalt bis hin zu Familien, die durch die ökologischen und wirtschaftlichen Krisen wohnungslos wurden, halten Montgomerys Fotografien die gegenwärtigen Spannungen in der amerikanischen Gesellschaft ebenso fest wie entstehende Allianzen.
Dokumentarfotografie ist für Montgomery nie gleichbedeutend mit emotionaler Zurückhaltung oder vermeintlicher Neutralität. Er zeigt die Realitäten des amerikanischen Lebens durch den Einsatz von Blitzlicht und ikonische visuelle Kompositionen und fängt so fast unmögliche Momente ein – jedes dieser Bilder lässt ein gleichzeitiges Gefühl von emotionaler Zeitlosigkeit und spezifischer Dringlichkeit entstehen. So laden seine Arbeiten über die bloße Betrachtung hinaus dazu ein, über die anhaltenden physischen und psychologischen Dimensionen ökologischer, wirtschaftlicher, politischer und sozialer Gewalt innerhalb der Dynamik des zeitgenössischen Amerikas nachzudenken.
Kuratiert von Nadine Isabelle Henrich, Kuratorin des Hauses der Photographie, in enger Zusammenarbeit mit Philip Montgomery.
Der 1988 geborene mexikanisch-amerikanische Fotojournalist Philip Montgomery konzentriert sich in seinen Arbeiten auf die Schauplätze, an denen diese sozialen und ökologischen Probleme in den Vereinigten Staaten sichtbar werden: Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt, überlastete Kliniken in New York auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, Familien, die ihre Angehörigen durch den Missbrauch von leichtfertig verschriebenen opioiden Schmerzmitteln verloren haben, oder Gebiete, die durch Hurrikane und Überschwemmungen verwüstet wurden. An diesen Orten bleibt dem Fotografen in der Regel nur wenig Zeit, um das Geschehen so festzuhalten, dass es als Teil einer größeren Problematik wahrgenommen wird. Niemals jedoch wirken Montgomerys Aufnahmen wie Schnappschüsse, vielmehr erscheinen sie klar komponiert und manchmal fast arrangiert. Im Mittelpunkt seiner Bilder steht immer der Mensch, oftmals gefangen in einer dramatischen Lage. Montgomerys fotografische Bildsprache lebt dabei von einer unmittelbaren Nähe, von meist durch Blitzlicht erzeugten starken Kontrasten und einer Atmosphäre des Innehaltens im Strudel der Ereignisse. Seine Entscheidung, stets in Schwarz-Weiß zu fotografieren, verstärkt diese Wirkung.
Obwohl Montgomery häufig für Tageszeitungen und Magazine arbeitet, heben sich seine Fotografien von der Flut der schnell konsumierbaren und ebenso schnell wieder vergessenen Bilder ab, die vor allem in den digitalen Medien kursieren. So erinnern seine Fotografien von den Demonstrationen nach der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd 2020 in ihrer scheinbaren Zeitlosigkeit an Aufnahmen der Massenproteste im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre, die im kollektiven Gedächtnis noch immer präsent sind. Montgomery scheut sich auch nicht, seine Kompositionen mit einer gewissen Dramatik aufzuladen, etwa wenn er den verletzten nackten Oberkörper eines festgenommenen Schwarzen Mannes in einem Polizeiauto ins Bild setzt: Jedes Sandkorn auf der Haut des Mannes, der offensichtlich von Polizeikräften zu Boden gedrückt wurde, ist erkennbar, während die Einsatzfahrzeuge in makellosem Weiß erstrahlen. In der Brutalität dieses Augenblicks kommen die über Generationen aufgestauten und noch immer nicht gelösten Probleme zum Ausdruck, die schließlich zu den „Black Lives Matter“-Protesten führten. Eindrücklich verdichten die Fotografien Philip Montgomerys die akuten Krisen der US-amerikanischen Gegenwart in Aufnahmen, die individuelle Schicksale als Teil der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit dokumentieren.









