Im Altonaer Museum in Hamburg wird auch in diesem Jahr bis zum 14. Oktober 2024 die World Press Photo Ausstellung zu Gast sein. World Press Photo zeigt jährlich die besten internationelen Pressefotografien des vergangenen Jahres. Die Themen des größten und renommiertesten Wettbewerbs dieser Art reichen von der Dokumentation politischer Konflikte und kriegerischer Auseinandersetzungen über die fotografische Schilderung von Herausforderungen und Problemen der Klimakrise bis zu Reportagen aus dem Alltagsleben unterschiedlicher Gesellschaften.
Die preisgekrönten Fotografien werden in einer Wanderausstellung gezeigt, die mittlerweile in mehr als 100 Städten in fast 50 Ländern Station macht und auf der ganzen Welt von über einer Million Besucherinnen und Besuchern gesehen wird. Die Magazine GEO und stern präsentieren die Ausstellung seit über 25 Jahren in Hamburg – in diesem Jahr sind die prämierten Bilder bereits zum dritten Mal im Altonaer Museum zu sehen. Einige der erfolgreichen Fotografen stellen wir Ihnen mit ihren Arbeiten vor:
World Press Photo Story of the Year
Lee-Ann Olwage for GEO
Dada Paul und seine Enkelin Odliatemix bereiten sich auf den Gottesdienst in Antananarivo, Madagaskar, vor.
Paul Rakotozandriny, „Dada Paul“ (91), lebt seit 11 Jahren mit Demenz und wird von seiner Tochter Fara Rafaraniriana (41) gepflegt. Neun Jahre lang wusste niemand, dass Dada Paul krank war. Seine zehn Kinder nahmen an, er sei „verrückt geworden“, oder schrieben die Symptome einem übermäßigen Alkoholkonsum zu. Nur seine Tochter Fara bemerkte etwas anderes, als ihr Vater, ein pensionierter Chauffeur, eines Tages nicht mehr nach Hause fand, nachdem er sie von der Arbeit abholte. Von den Begriffen „Demenz“ oder „Alzheimer“ hatte sie noch nie etwas gehört, aber man riet ihr, sich an Masoandro Mody zu wenden, die einzige Organisation in Madagaskar, die Familienangehörige von Menschen mit Demenz unterstützt und schult. Die Organisation vermittelte ihr das Wissen und die Unterstützung, die sie für die Pflege von Dada Paul benötigte.
War Is Personal World Press Photo Open Format Award
Julia Kochetova
Dieses Foto ist Teil eines Projekts, welches fotografische Bilder mit Lyrik, Audiosequenzen und Musik verwebt. Die multidisziplinäre Präsentation der Fotografin verankert die Tatsachen des Kriegs in ihrer subjektiven Erfahrung und ermöglicht es ihr gleichzeitig, Emotionen und Symbolik einzubringen, die durch Fotografien allein nicht vermittelt werden könnten.
Dieses webbasierte Projekt verbindet Fotojournalismus mit dem dokumentarischen Stil eines persönlichen Tagebuchs, um der Welt ein Bild vom Krieg als Alltagsrealität zu vermitteln. Durch die Kombination von dokumentarischen Bildern mit Poesie und Musik bietet das Projekt nicht nur einen intimen Einblick in das Leben unter Belagerungsbedingungen, sondern auch einen tieferen Eindruck davon, wie das Erlebte verarbeitet wird und wie trotz Tragödie, Schmerz und Trauma Erfahrungen über Grenzen hinweg geteilt werden können.
Asia, Honorable Mention
Zishaan A Latif
Bengali-sprechende Hindus und Muslime helfen sich gegenseitig, ihre Geschäfte vom Ufer des Brahmaputra am Fähranleger von Tarabari zu verlagern. Die Umsiedelung erfolgt im Angesicht der Landerosion, die mit jeder Monsunzeit eintritt und die Bewohner zwingt sich jedes Jahr an eine veränderte Landmasse anzupassen. Tarabari, Wahlbezirk Bahari, Bezirk Barpeta, Lower Assam, Indien.
Als Bangladesch 1971 seine Unabhängigkeit erklärte, zogen viele bengalische Hindus und Muslime in den überwiegend hinduistischen Bundesstaat Assam im Nordosten Indiens, um zukünftiger Verfolgung durch die unsichere Gründung Bangladeschs zu entgehen, wodurch Spannungen an der Grenze angeheizt wurden.
The Escape
Africa, Long-Term Projects
Zied Ben Romdhane, Magnum Photos, Arab Fund for Arts and Culture, AIM LAB
Ein junger Mann stößt sich an einem Zaunpfahl auf einem Fußballplatz in Umm-Al-Arais, Gafsa, ab – einer Region, die für die tunesische Wirtschaft wegen ihrer Phosphatminen von entscheidender Bedeutung ist und durch hohe Jugendarbeitslosigkeit gekennzeichnet ist.
Zu Beginn des Jahres hatten arbeitslose Jugendliche und Bergarbeiter mit Sitzstreiks gegen Arbeitsbedingungen und Erwerbslosigkeit protestiert. Die Revolution in Tunesien im Jahr 2011, die den sogenannten „Arabischen Frühling“ auslöste, weckte die Hoffnung auf Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit. Das darauffolgende Jahrzehnt war jedoch von politischer Instabilität, anhaltenden Wirtschaftskrisen und sozialer Ungleichheit geprägt, wovon vor allem junge Menschen betroffen waren.
No Man’s Land
Europe, Long-Term Projects
Daniel Chatard
Der Energiekonzern RWE reißt die Pfarrkirche von Immerath ab, da das Dorf für die Erweiterung des Tagebaus Garzweiler zerstört wird. Die als „Immerather Dom“ bekannte Kirche war ein wichtiges Wahrzeichen des Ortes. RWE bot den betroffenen Anwohnern an, sie in einem anderen, 8 km entfernten Dorf unterzubringen.
Deutschland sieht sich als Vorreiter bei erneuerbaren Energien bis 2030, ist aber stark von Kohle abhängig. 2022 verbrauchte Deutschland mehr Kohle als jedes andere EU-Land. Gleichzeitig erzeugt Deutschland 52 % seiner Energie aus erneuerbaren Quellen (25,6 % aus Kohle und 15,6 % aus Erdgas). Seit Ende der 1940er Jahre wurden im Westen Nordrhein-Westfalens rund 50 Dörfer durch den Steinkohlebergbau ausgelöscht.
Über das World Press Photo des Jahres hatten wir berichtet
Altonaer Museum, Museumsstraße 23, Hamburg