Die Jubiläumsauktion zur 100 Jahrfeier der Leica in Wetzlar hat unanständig viel Bares für tatsächlich Rares erzielt. Mit einem Erlös von 7,2 Millionen Euro ist sie die zweitteuerste Kamera aller Zeiten.
Die Versteigerung der Leica 0-Serie Nr. 112 aus dem Jahr 1923, einem „Vorserienmodell“ der jetzt ihren Hundertsten Geburtstag feiernden, legendären Leica I war für die in Feierlaune zusammengekommenen Leica-Liebhaber ein besonderen Höhepunkt der Feierlichkeiten. Auf der 46. Leitz Photographica Auction am 27. Juni, die im Rahmen des Leica Century Events in Wetzlar stattfand, stach sie unter den übrigen versteigerten Kamera-Raritäten besonders hervor, historisch und finanziell. Die 0-Serie Nr. 112 ist einer der wenigen erhaltenen Prototypen der Leica I, die als erste in Serie hergestellte 35mm Kamera der Welt gilt und 1925 auf der Leipziger Messe der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde. Vor dem Start der Fertigung hatten die Ernst Leitz Werke, das Vorgängerunternehmen der Leica Camera AG einige wenige dieser Prototypen, die Modelle 102 bis 125 der Leica O-Serie produziert.

Das Auktionsteam der 46. Photograpica Auktion in Wetzlar, dem Hauptsitz der Leica Camera AG.
Der Verbleib von knapp einem Dutzend dieser Leica 0-Serien ist heute noch bekannt. Als Meilenstein der Fotografiegeschichte und Wegbereiter der Fotoreportage gelten diese heute als die begehrtesten Sammlerobjekte in der Kamera-Welt.
„Für unser Auktionshaus ist es ein ganz besonderes Erlebnis, eine 0-Serie, welche zudem nach der Herstellung an Oskar Barnack übergeben wurde, anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Leica I versteigern zu dürfen“, erläutert Alexander Sedlak, Geschäftsführer von Leitz Photographica Auction.
Die Bedeutung der 0-Serien als Fundament der modernden Fotografie könne gar nicht oft genug hervorgehoben werden. „Anhand dieser Prototypen wurde die wegweisende Leica I entwickelt, die den Fotojournalismus in neue Sphären führte und das Fotografieren vom extravaganten Hobby zum massentauglichen Phänomen machte.“

46. Photograpica auktion im Hauptquartier der Leica Camera AG in Wetzlar.
Den erzielten Preis der auf 1,5 bis 2 Millionen Euro geschätzten Kamera von 7,2 Millionen Euro inklusive Premium hält Auktionator Alexander Sedlak für dieses „außergewöhnliche Stück Geschichte“ für absolut angemessen. Die 112 ist damit die zweitteuerste Kamera aller Zeiten. Der Weltrekord liegt bei 14,4 Millionen Euro inklusive Premium. Für diesen Betrag erstand ein Bieter die 0-Serie Nr. 105 bei der 40. Leitz Photographica Auction im Juni 2022.
Unser Kommentar:
In Zeiten wie diesen…
In einer Welt, wo tagtäglich eine wachsende Zahl von Menschen, darunter vor allem unschuldige Kinder, in großer Not leben, geplagt von Kriegen, Hunger und Krankheiten, ist es unanständig, soviel Geld für die private Freude an einem seltenen Zeugen der Vergangenheit auszugeben. Es ist die Geisel des Neoliberalismus der Superreichen, die hier ihre privilegierte Position schamlos ausnutzen, während die Gesellschaft sich bemüht, sich dafür zu engagieren, das Leben auf dieser Welt für alle Menschen ein wenig besser zu machen. Pfui!
Heiner Henninges