Vom 21. September 2024 bis 26. Januar 2025 zeigt die Städtische Galerie Karlsruhe (SGK) über 180 Arbeitsabzüge des renommierten Magnum Fotografen Elliott Erwitt aus den 1950er- bis 1980er-Jahren. Die Ausstellung „Elliott Erwitt. Vintages“ präsentiert ein Kaleidoskop aus Zufällen, Bildikonen und skurrilen Momentaufnahmen eines Fotografen, der sich mit seinen ikonischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen im kollektiven Bildgedächtnis verewigt hat. Eine Wand in der Ausstellung bleibt jedoch leer: hier werden die Besucher*innen dazu aufgerufen, eigene Fotografien auszustellen.
In fünf Kapiteln blickt die SGK auf das umfangreiche und humorvolle Werk des Magnum Fotografen Elliott Erwitt. Ausgangspunkt sind dabei wenige Aufnahmen „Made in Karlsruhe“ aus den 1950er-Jahren, die der Fotograf während seiner Stationierung im Rahmen seines
Militärdienstes für die U.S. Army in der Fächerstadt einfing. Die bisher nur selten oder noch nie gezeigten Fotografien zeigen Straßenszenen aber auch Einblicke in ein vergangenes Karlsruhes und offenbaren Erwitts Talent, persönliche aber auch universelle Geschichten in seinen Motiven zu erzählen.
Straßenszenen mit Witz
Barcelona, Pisa, Paris, London, Częstochowa und Moskau, aber auch Guatemala, Puerto Rico und Japan. Die Stationen auf Erwitts Reisen sind unzählig und nicht immer konkreten Städten zuzuordnen. Dabei entstehen zahlreiche sozialdokumentarische Momentaufnahmen von Straßenszenen, wie sie auch Dorothea Lange und entfernt Robert Capa pflegten. Darüber hinaus fängt Erwitt beispielsweise eine Truppe musizierender Jugendlicher in San Miguel de Allende in Mexiko ein oder dokumentiert mit kompositorischem Witz posierende Touristen vor dem schiefen Turm in Pisa. Sein weltoffener und zugleich prüfender Blick erfasst Motive, die das Weltgeschehen und seine Gegensätze widerspiegeln.
Alltagsgeschichten mit ungewöhnlicher Perspektive
Unzählige Schnappschüsse von Elliott Erwitt erzählen kleine Alltagsgeschichten und offenbaren sein Gespür für das rechte Maß in der Bildkomposition. „Man sagt mir, ich verstünde mich darauf, Fotos zu machen, die auf dieselbe Weise witzig sind wie Wortspiele“, so Elliott Erwitt. Oft lösen die Fotografien ein Schmunzeln beim Betrachten aus und geben ein feines Gespür für die absurden, komischen, tragischen und poetischen Augenblicke des Alltags wieder. Ungarische Mädchen im gemeinsamen Gänsemarsch mit den Tieren, ein Moped-fahrender Hund oder Museumsbesucher*innen vor leerem Bilderrahmen: Elliott Erwitts unverkennbares Markenzeichen ist es, diese ulkigen Blicke auf das Leben der Anderen in eindrucksvolle Dokumente der Zeitgeschichte zu überführen.
Dokumentation des sozialen Miteinanders
Es sind alltägliche Szenen auf der ganzen Welt, die Erwitts Perspektive auf das soziale Miteinander dokumentieren. Ein bei einem Spaziergang zurückblickendes Kind in Versailles, Volleyballspielen am Strand von Rio de Janeiro oder sechs Männer in Rückenansicht, die wiederum das Straßenleben in Saint-Tropez beobachten. Wie kaum eine andere Person beherrscht Erwitt die Kunst, mit der Kamera in scheinbar beiläufigen Szenen den besonderen Moment festzuhalten. Im Fokus steht dabei die Interaktion zwischen Bekannten, Freunden und Fremden wie in der Fotografie „Lost Persons Area“ deutlich wird. Vier sich offenkundig fremde Frauen haben sich an einem Ort versammelt und warten allein, aber in Gesellschaft darauf, wiedergefunden zu werden.
Vielfältige partizipative Angebote
Dieses Motiv ist Teil eines der vielen partizipativen Angebote in der Ausstellung. Vor einer lebensgroßen Reproduktion können die Besucher*innen sich zu den Wartenden gesellen und selbst in Szene setzen. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann mit eigenen Fotografien Teil der Ausstellung werden. Die SGK stellt eine Ausstellungswand für die Schnappschüsse der Besucher*innen zur Verfügung, die in ihren Aufnahmen die persönliche Sicht auf Erwitts Arbeiten widerspiegeln sollten.
Auch Kinder und Familien kommen in der Ausstellung nicht zu kurz: in der eigens eingerichteten Kid’s Zone können Kinder aus ihrer Perspektive Kunst spielerisch erleben und entdecken. Am Ausstellungseingang wartet Stoffhündin „Elli“ darauf, die jungen
Besucher*innen durch die Räume zu begleiten.